Kategorien
Heimgeholt

Unteroffizier Hermann Arthur Fasskessel

Hermann Arthur Fasskessel
Unteroffizier der Reserve

Grenadier-Regiment Kronprinz (1. Ostpreußisches) Nr. 1
7./ Kompanie

*18. Juni 1894 Klausdorf/Teltow
+4. Mai 1916 Kriegslazarett des XVI. Armeekorps, Longuyon

Der Volontär Arthur Fasskessel, Sohn eines Berliner Herrenschneiders und Hoflieferanten der kaiserlichen und königlichen Hoheit, wurde im Gefecht bei Vaux am 28. April 1916 schwer verwundet. Er erlitt eine Verletzung durch ein Artilleriegeschoß am rechten Oberschenkel und wurde in das Lazarett in Longuyon verbracht, wo er der Sterbeurkunde nach am 4. Mai 1916 verstarb.

Fasskessel
Lazarett in Longuyon

Das Grenadier-Regiment 1 wurde aus den Kämpfen am Styr im Osten herausgezogen und am 7. März 1916 verladen, um sich am Angriff auf  Verdun zu beteiligen. Es traf 5 Tage später in Metz und Macheren ein. Die eigens dafür im Osten begonnene Ausbildung wurde weiter fortgesetzt und den Gegebenheiten des Grabenkrieges im Westen angepasst.

Am 17. März bezogen die Bataillone bei starkem Regen Ortsbiwak in Landres, Loison und Umgebung. Schon einen Tag später lösten sie in der Hauptstellung im Cailette-Wald ab.

Fasskessel
Blick in die Caillette-Schlucht

Ein kurzer Ausschnitt aus der Regimentschronik:“Vom Nordlager aus ging es durch einen Laufgraben vom Werk Bezonvaux am I-Werk 646, 647 vorbei nach der Stellung. Unterstände gab es nur wenige, aber um so mehr Löcher in die Grabenwände gehauen, das war doch wenigstens ein kleiner Schutz gegen den noch immer anhaltenden Regen. Mit schwerer Artillerie wurden wir wenig belegt, aber dafür um so mehr von der “Eselsbatterie” oder dem “kurzen Gustav”, wie die Leute sagten. Man hörte gerade den Abschuß, da pfiff auch schon das Geschoß dicht über dem Gaben hinweg. Es verging auch nicht ein Augenblick, in dem einige dieser gefürchteten Gesellen nicht über uns hinwegpfiffen oder sogar uns einen Besuch abstatteten, der immer ziemlich unangenehm war, denn die Wirkung war recht stark. Dazu kam noch das andauernde Zischen, Heulen und Sausen der der schweren Kaliber und das Platzen der Geschosse. Die Nerven wurden Anfangs sehr in Mitleidenschaft gezogen, aber man gewöhnte sich daran. Nun hieß es, den Graben ausbauen; das war eine schwierige Arbeit. Dazu konnten wir noch vom Fort Vaux eingesehen werden.”

Straße nach Vaux

Bis zum 31. Mai 1916 hatte das Grenadier-Regiment 1 schon alleine 12 Offiziere und 914 Unteroffiziere und Mannschaften, alleine an Toten zu beklagen.

Unteroffizier Arthur Fasskessel trat, nachdem er in der Etappe verstarb, seine letzte Reise an und  wurde am Zielort Berlin, Jerusalemsfriedhof-Kirchhof III, zur Ruhe gebettet.

Fasskessel
Grabmal von Arthur Fasskessel
Kategorien
Heimgeholt

Musketier Arthur Delle

Arthur Delle
Musketier

Infanterie-Regiment Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenb.) Nr. 64, 10./ Kompagnie

*27. Juni 1895 in Berlin
+2. April 1916 im Reservelazarett Göttingen

Der zwanzigjährige Arthur Delle wurde während der Kämpfe am Fort Douaumont am 3. März 1916 verwundet und erlag nur knapp einen Monat später seinen Verletzungen in einem Lazarett.

Das IR 64 war vom 27. Februar – 2. März 1916 in schwerste Kämpfe am Panzerturm, östlich von Fort Douaumont verwickelt.

Am 1. März sollte das Regiment den Angriff östlich des Forts weiter vortragen, dieses misslang allerdings unter schwersten Verlusten.

Die Regimentsgeschichte schreibt dazu:

“…Maschinengewehre und Flammenwerfer des Bataillons zerschossen, ein frischer, nicht erschütterter Feind unmittelbar vor sich, konnte das Bataillon nur daran denken, die Stellung am Panzerturm zu halten…Um das schwer mitgenommene I. Batl. zu stützen, zog der Regimentskommandeur das III. Batl. hinter den linken, und später auch das halbe II. hinter den rechten der vorderen Linie. Mühselig arbeiteten sich die Kompagnien durch die feindliche Feuersperre, die besonders stark, fast lückenlos am Nordhang des Douaumontrückens lag, hindurch… Von Abschnitt zu Abschnitt wurde um die Feuerräume ein Haken geschlagen, oder es ging durch die feuerärmsten Stellen im Marsch-Marsch, einer hinter dem anderen, zur nächsten Deckung…”

In der Nacht zum 4. März wurde das III. Bataillon wieder zurückgenommen.

“…Nach den schweren Kämpfen sah es im halbdunklen Panzerturm wenig erfreulich aus; eine große Anzahl Verwundeter hatten in ihm Zuflucht gefunden und wartete seit 2 Tagen auf ihren Abtransport. Der immer in der vorderen Linie tätige Assistenzarzt des II. Batl., Dr. Koppel*, sorgte unermüdlich für sie, so gut es ohne Wasser und Verpflegung ging. Erst in den folgenden Nächten gelang es, diese Mannschaften Zurückzubringen…”

*Assistenzarzt der Reserve Max Koppel starb schon kurze Zeit später am 8. Mai 1916 beim Treffer einer schweren Mine in den Bataillonsunterstand im Caillettewald.

Im ersten Einsatz vor Verdun verlor das Regiment in 4 Wochen 10 Offiziere, 294 Unteroffiziere und Mannschaften. 29 Offiziere und 1387 Mann wurden verwundet oder sind vermisst.

Delle
Grabmal Familie Delle
Delle
Kampfgebiet des IR 64 am Panzerturm-Ost
Panzerturm
Der Panzerturm
Douaumont
Die Reste des Panzerturms

Im Kreise seiner Familie ruht Arthur Delle heute auf dem Luisenfriedhof II in Berlin-Charlottenburg.

Kategorien
Die zerstörten Dörfer

Das zerstörte Dorf Fleury-devant-Douaumont

Die „Rote Zone”, ein Begriff für das heutige, touristisch erschlossene Schlachtfeld Verdun und ein Inbegriff für die restlose Zerstörung von urbanem Leben. Hier befanden sich die neun, im Krieg vollends zerstörten und nicht wieder aufgebauten Dörfer Beaumont-en-Verdunois, Bezonvaux, Cumières, Douaumont, Louvemont-Côte-du-Poivre, Fleury-devant-Douaumont, Haumont-près-Samogneux und schlussendlich Ornes. Sie alle lagen im Bereich des Festungsgürtels um Verdun, mehr oder weniger befestigt und wurden Opfer der deutschen und später der französischen Artillerie. Wohnhäuser, Gehöfte, Kirchen und Straßen wurden durch tausende Granaten dem Erdboden gleichgemacht. Die Bevölkerung der Dörfer sah sich bereits zu Beginn des Krieges und der kommenden Verdun-Schlacht zur Flucht gezwungen. 1918 allerdings war an eine Rückkehr nicht mehr zu denken. Das Ausmaß der Zerstörung, die Gefahr des von Munitions, Kadaver- und gasverseuchten Bodens ließen keinen Wiederaufbau und keine Besiedelung mehr zu. Bekannt unter dem Begriff “Villages détruits” kann der Besucher heute nur noch den Verlauf von Häusern, Gebäuden und Straßen erahnen. Kaum etwas lässt mehr auf ein Leben schließen, welches die ländlich geprägte Bevölkerung vor dem Krieg dort verbrachte. Wenige Mauer- oder  Schrottreste, Gräben, Trichter, sowie nachträglich angebrachte Schilder vom Standort der Gebäude und dem Verlauf der Straßen, prägen das heutige Bild.

Polarisierend wirken die nachträglich gebauten Kapellen und Denkmäler auf denen die Namen der gefallenen Dorfbewohner prangen. Noch im Oktober 1919 erhielt jedes der Dörfer per Gesetzesbeschluss einen Gemeinderat und einen Gemeindevorstand, dessen Befugnisse jenen eines Bürgermeisters gleichkommen. Dieses besteht noch bis heute. Feierlichkeiten und Erinnerungsmessen mit Nachkommen der Einwohner werden einmal jährlich abgehalten.

Fleury-devant-Douaumont

Fleury – genauer gesagt Fleury-devant-Douaumont – war bis zum Beginn der Schlacht um Verdun ein kleines französisches Bauerndorf auf den Maashöhen nördlich von Verdun.
Die Arbeiten und die Jahre verliefen im Laufe der Jahreszeiten. Die Feldzüge der Jahre 1792, 1814 und 1870 mieden die waldigen Maashöhen, in den oft noch die Wölfe heulten.

Fleury
Das Dorf Fleury um 1900

Erst der Bau der Befestigungen in den Jahren nach 1870 und der Bau der  Schmalspurbahn von  Verdun nach Douaumont brachten die Moderne in diesen Landstrich. Zahllose Arbeiter und Soldaten bevölkerten die Straßen des Ortes. Im Sommer 1914 zogen die französischen Soldaten von Verdun aus über die Maashöhen in die Woëvre-Ebene. Noch 1915 war das Dorf zwar eng mit Truppen belegt, aber die Einwohner waren noch vor Ort.
Erst am 21. Februar – bei Beginn der deutschen Offensive – räumten sie das Dorf in aller Eile.

Fleury

Bei den anschliessenden Kämpfen wurde das Dorf bis auf ein paar unscheinbare Steinhaufen restlos zerstört. In den Monaten Juni bis August 1916 teilten sich die Kämpfenden den Ort. Die französischen Truppen beherrschten den südlichen Dorfteil und die deutschen Truppen den gegenüberliegenden nördlichen Dorfrand. Nach dem 18. August konnte die marokkanische Kolonial-Infanterie die Stellungen behaupten.

Fleury-devant-Douaumont zählt heute zu den neun “Village detruits”, den zerstörten Dörfern, die nach 1918 nicht wieder aufgebaut wurden. Dennoch ist Fleury bis heute unvergessen. Fleury hat einen Bürgermeister, eine Postleitzahl, ein Ortsschild – wie ein richtiges Dorf auch….

Die Association Nationale du Souvenir de la Bataille de Verdun hat in Zusammenarbeit mit dem Office National des Forêts die Grundrisse der Straßen und Häuser freigelegt. Weiße Steine kennzeichnen die Standorte von Häusern, Kirche, Schule, Brunnen, Bauernhöfen und vieler weiterer Gebäude.

Seit 1979 ruft die Gedenkkapelle “Notre Dame de l’Europe” alle Menschen, die hierher kommen, um sich vor den Opfern und dem Leid der beiden jetzt versöhnten Gegner von damals zu verneigen, zu Brüderlichkeit und Frieden auf.

Der Ort Fleury liegt unweit des Mémorial de Verdun – ein Museum über die Schlacht von Verdun, wo sich damals der Bahnhof von Fleury befand.

Im Mai 2013 entdeckten deutsche Touristen sterbliche Überreste im Nordteil des Dorfes. Die Gendarmerie sowie Mitarbeiter des Gebeinhauses bargen anschliessend die Überreste von 26 französischen Soldaten. Der Fundort lag in einem ehemaligen Verwundeten-Nest aus der Zeit Ende März bis Anfang April 1916. Die Verwundeten waren dort ihren Verwundungen erlegen und direkt notdürftig bestattet worden. Sechs von ihnen konnten anhand ihrer Erkennungsmarken identifiziert werden. Ihr Einheiten kämpften am Vaux-Teich und im Caillette-Wald.

 Am 05. Dezember 2013 wurden sie feierlich auf dem Nationalfriedhof von Douaumont beigesetzt.

Seit März 2014 steht an ihrem Fundort eine Gedenktafel und ein aus einem Baumstamm herausgearbeiteter Poilu. J. Bergeron, ein junger Schreiner, schuf diese Skulptur aus dem Stamm eines Berg-Ahorns über einen Zeitraum von zwei Monaten.

Frankreich