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Frontbogen von St. Mihiel

Der “Durstgraben” im Bois d’ Ailly

Seit Beginn des Weltkriegs und dem Vormarsch in Lothringen versuchen die deutschen Truppen die Festung Verdun in die Zange zu nehmen. Das große Ziel ist es, die Zange mit den durch die Argonnen vorgehenden Truppen zu schliessen.
So rücken sie ab September 1914 um mehr als 20 km in das französische Gebiet vom Bois-le-Prêtre bis Eparges vor und kommen dabei durch St. Mihiel. Die Gelegenheit ist günstig, denn im Gebiet rund um St. Mihiel befindet sich lediglich eine abgekämpfte französische Division. Das Fort des Romains wird am 25. September 1914 mit schwerer Artillerie angegriffen und kurze Zeit später von deutschen Truppen besetzt.

Blick vom Höhenzug beim Bois d’Ailly auf die Maas

Dieser Bereich, Frontbogen von St. Mihiel genannt, wird erst im September 1918 durch amerikanischen Truppen befreit. Ab September 1914 besteht das Ziel der Franzosen darin, das von den Deutschen eroberte Gebiet zurückzugewinnen und diese “Tasche”, den Frontbogen, zu verkleinern. Der Höhenzug oberhalb der Straße von St. Mihiel nach Apremont bietet den Deutschen eine hervorragende Beobachtungsmöglichkeit tief ins französische Hinterland. Im Frühjahr 1915 unternehmen die französischen Truppen konzentrierte Angriffe um diesen Missstand auszugleichen. Der Bois d’ Ailly und der Tranchée de la Soif (Durstgraben) zeugen von den Leiden der Männer des Oberst André, die wegen des Mangels an Nahrungsmitteln und Wasser gezwungen waren, sich den Deutschen zu ergeben (Mai 1915). Zuvor waren Teile des französischen Regiment d’ Infanterie No. 172 ohne Anschluss rechts und links weit in die deutschen Linien gestürmt und abgeschnitten worden.

Seit September 1914 greifen die Franzosen im Aillywald an, um auf die Stadt Saint-Mihiel und ihre Zufahrtswege schießen zu können. Die Kämpfe sind gnadenlos infolge der vielen Toten durch Artilleriefeuer. Kaum sind sie gebaut, werden die Unterstände von Granaten zerstört. Die Soldaten beider Seiten können sich nur schlecht vor den Bombardierungen schützen. Kälte und Dreck erschweren das Leben im Krieg im Winter 1914/1915.
Am 04. Mai 1915 verlieren die Franzosen auf einen Schlag das Gelände, dass sie mühsam erobert hatten. Zwischen dem 17. und 20. Mai führen Gegenangriffe zur Wiedergewinnung des verlorenen Stellung.
Am 20. Mai dringt im Rahmen einen Angriffs die 7./ Kompanie des 172. Regiment d ‘Infanterie unter dem Kommando von Major d ‘André bis zum 5. deutschen Graben vor. Leider können die anderen Kompanien des Regiments infolge des heftigen gegnerischen Feuers nicht folgen. Es gelingt der 7ième Kompanie nicht, sich rechtzeitig zum Regiment abzusetzen. Sie wird sofort von den Deutschen umzingelt. Drei Tage lang liegen Major d’ André und seine Männer in großer Hitze und ohne Wasser in heftigem Abwehrkampf. Da kein Entsatz durch das Regiment erfolgt, können sich die Verteidiger schließlich nicht mehr halten. Als Letzter ergibt sich Major d’ André mit dem Schrei: “Vergeßt nicht den Durst-Graben”.

Dieses Denkmal, errichtet und gepflegt durch das “Souvenir Francais” zu Ehren der im Aillywald und im Wald von Apremont gefallenen Soldaten, wurde 1923 eingeweiht. Vor dem Denkmal befindet sich eine Grabkammer mit den Gebeinen von vielen Gefallenen.

Denkmal des R.I. 172

An diesem Gedenkort finden sie zahlreiche Schützengräben, Denkmäler und befestigte Anlagen. Sie können sich mit Hilfe der Schilder auf dem Parkplatz oder den im Wald angebrachten Markierungen informieren. Der Besuch dieser Gedächtnisstätten ist frei und kostenlos

Wo zu finden:

Bois d’Ailly, 55300 Han-sur-Meuse, Frankreich
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Frontbogen von St. Mihiel

Die deutschen Schützengräben zwischen Flirey und Saint-Baussant

Wer neben Verdun und den Argonnen auch sehenswerten Objekten bei St. Mihiel einen Besuch abstatten möchte, dem empfehlen wir einen kurzen Abstecher in den südlichen Bereich des ehemaligen dortigen Frontbogens. Gelegen zwischen Flirey und Saint-Baussant, unweit der Kreuzung der D904 und D958 befinden sich die Schützengräben von Saint-Baussant.

Das Stellungssystem

Saint-Baussant

Inmitten der Waldgebiete von Bois de Mort Mare und Bois de la Sonnard stoßen wir auf das Stellungssystem der ehemaligen ersten deutsche Linie.

Im Gegensatz zu den oft zugewachsenen, eingefallenen und schwer begehbaren Gräben auf welche man üblicherweise trifft, befindet sich hier ein regelrecht kleines Freilichtmuseum welches sich bequem begehen lässt. Gemauerte- und betonierte Gräben, Beobachtungsunterstände, Kaverneneingänge sowie eine betonierte MG-Stellung lassen sich hier besichtigen.

Der historische Rundweg

Saint-Baussant

Der Fortschritt der sich ständig beim bei Bau der Schützengräben im Laufe des Krieges entwickelte, lässt sich besonders hier großartig erkennen. Ihre Fingerabdrücke bei der Erweiterung und Modernisierung des Stellungsteiles hinterließen z.B. das 7. Garde-Infanterie-Regiment und später das Reserve-Infanterie-Regiment 56.

Ein unbeliebter Mitbewohner der Truppe war das Grundwasser, welches ständig nachsickerte und gerade in den vermehrt langen, regnerischen Phasen die Gräben trotz eines ausgeklügelten Systems von Drainagevorrichtungen absaufen ließ und im lehmigen Boden kaum versickerte. Ironischerweise aber passend, erhielten einige Gräben und Punkte die Bezeichnungen von Kanälen, Häfen und Flüssen. Neben den täglichen Stellungskämpfen hatte hier der Kampf gegen das Wasser Priorität.

Saint-Baussant

Das Fahrzeug kann auf dem kleinen Parkplatz an der Straße abgestellt werden, eine erste Erklärungstafel führt an die Geschichte dieses Geländes heran.

Vom Parkplatz aus überquert man die Straße und folgt dem gut ausgeschilderten Weg durch die ehemalige deutsche Stellung, auf dem weitere zahlreiche Erklärungstafeln angebracht sind.

Für die Begehung sollte man ca. 60 min einplanen.

Projektarbeit zum Weltkrieg

Erwähnenswert ist ein mittlerweile durch die EU gefördertes Projekt, das von den Gemeinden und privaten Organisatoren (ALHIMIC – L’association Lorraine d’Histoire Militaire) betreut und mit Schülern durchgeführt wird.
Das erste Projekt fand im Sommer 2004 mit einem Dutzend Schüler und Schülerinnen aus der Umgebung statt.
Dank der kontinuierlichen Arbeit der Jugendlichen und der ALHIMIC-Mitglieder hat sich der Erinnerungsort von Saint-Baussant gut entwickelt.

ALHIMIC
Association Lorraine d’Histoire Militaire Contemporaine
Mairie Essey-et-Maizerais
54470 ESSEY-ET-MAIZERAIS

Wo zu finden: