Tagebuch Josef Reiß – das Jahr 1918 – Teil II

Tagebuch eines Heilbronner Landsturm-Mannes im Weltkrieg

Weg des Josef Reiß – Saint Baussant, Thiaucourt- OpenStreetMap
Weg des Josef Reiß – Gesnes-en-Argonne, Nantillos, Forges-Wald, Cuisy – OpenStreetMap
Weg des Josef Reiß – Sedan, Florenville – OpenStreetMap
Weg des Josef Reiß – Haraumont Rücken, Louppy-sur-Loison, Hoher Eichberg – OpenStreetMap

Lesezeit: 85 Min
Eintrag im Tagebuch
In Stellung bei Saint-Baussant, südöstlich von Verdun
01. Juli 1918

Mit Gott im Jahre 1918

– 1. Juli, Montag in Stellung bei Saint-Baussant

Nach schlechtem Schlafe um 3 Uhr aus der Falle, denn die Ablösung wollte übernehmen, ging glatt von statten. Die Scharfschützen nahmen auf ihren M.G.-Wagen unsere M.G. mit nach Bouillonville samt den Tornister mit. Waren dort um 6 Uhr & luden unsere Ausrüstung auf unsere Wagen, die dort auf uns warteten. Die Komp. ist gestern von hier weg ins Runffwaldlager umgezogen, bei Thiaucourt. Waren dort um 7 Uhr. Nach dem Kaffee auf die Falle gelegen bis 11 Uhr. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Dann wieder die Sachen in Stellung gerichtet. Dann Tagebuch geschrieben. Um 4 Uhr vorlesen der Kriegsartikel durch Lt. Götz, 5 Uhr Löhnungsappell. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Heute schoß der Franzmann von 9 Vormittag bis in die Nacht hinein nach Thiaucourt. Legte mich um ½ 10 Uhr in die Klappe. Mit der Post nichts erhalten, der Tag war sehr warm.

– 2. Juli, Dienstag – im Runffwald-Lager

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, die Kameraden gingen in Stellung. Mein M.G. & die Bedienung blieb diesmal zurück, was noch nie da war. Von 8 – 11 Uhr die Baracken & die Vorplätze gereinigt. Ich wasche meine Leibwäsche  derzeit. Um ½ 12 Uhr einteilen der Bedienungen im Falle einer erhöhten Gefechtsbereitschaft. Mittagessen: Dürrgemüse & Büchsenfleisch. Dann gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Um ½ 2 Uhr mit 2 Mann in die Reservestellung vor, um die M.G.-Stände zu suchen & Unterstände. Kamen um 6 Uhr zurück & zwar recht müde. Was heut noch im Lager war mußte um 4 Uhr zur Beerdigung vom Schützen Walliser, der in Bouillonville beim Baden ertrunken ist. Nach dem Abendbrot die Zeitung gelesen. Mit der Post leider nichts erhalten. In Thiaucourt gab es gestern zirka 50 tote Soldaten & 18 Zivilisten, sowie viele Verwundete. Um 7 Uhr kam der Befehl, daß wir Morgen das Lager zu räumen hätten. Legte mich aber um 10 Uhr in die Falle, war müde.

– 3. Juli, Mittwoch

Nach schlechtem Schlafe um ½ 6 Uhr aufgestanden. Um Mitternacht wollten schon die 184er unsere Baracke belegen, mußten aber dann bis Morgen biwakieren. Dann gepackt & verladen. Um ½ 8 Uhr war alles zum Abrücken fertig. Kamen ins Neuhoflager beim Pionierpark Thiaucourt. Gänsbauer, Gomm & ich belegten ein Feldwebelquartier. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Bauten in unsere Baracke drei Drahtfallen ein & füllten uns Strohsäcke mit Heu von der Artillerie. Erhielt Dienst & Wache von 6 – 6 Uhr. Nach dem Abendbrot gelesen, mit der Post nichts erhalten. Legte mich um ½ 10 Uhr trotz Wache in die Falle.

MG-Stand bei Thiaucourt

– 4. Juli, DonnerstagNeuhoflager

Nach ordentlichem Schlafe um 2 Uhr aufgestanden & den Post revidiert. Dann wieder geschlafen bis ½ 7 Uhr. Wecken & Kaffee fassen. Von 8 – 10 Uhr Arbeitsdienst. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Von 2 – 4 Uhr Arbeitsdienst. Ich flickte in der Zeit meine Leibwäsche & Socken. Dann Zeitung gelesen & lieben Bräutchen ein Brieflein geschrieben sowie mein Tagebuch. Heute Regenwetter, Erath kam heute vom Urlaub zurück. Mit der Post eine Karte von Gregor Kiebler erhalten. Im Lager ist es recht ruhig, der Tag war trüb & kühl. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe.

– 5. Juli, Freitag

Um 7 Uhr nach unruhigem Schlafe aufgestanden, mußte mal aufstehen & Flohjagd halten. Von 8 – 10 Uhr Ex. & Zielen im Gelände beim Pionierpark. Mittagessen: Sauerkraut & Spatzen & ein wenig Rindfleisch, war gut gekocht. Dann eine Karte an Gregor Kiebler geschrieben & mein Tagebuch. Von 3 – 4 Uhr Turnspiel & M.G. reinigen. Dann Zeitung gelesen. Der Tag war recht warm. Von der Front nichts zu hören. Mit der Post nichts erhalten. Legte mich um ½ 10 Uhr zur Ruhe.

– 6. Juli, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. ½ 8 Uhr Abmarsch zum Schulschießen, Richtschützen-Übung 150 Schuß. Es erfüllten nur drei Mann die Bedingungen. Anschließend M.G. reinigen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & ein Packet mit Zigarren am lb. Vater abgeschickt. Dann Zeitung gelesen. Mit der Post einen Brief von Lene Gramling & einen von den lb. Eltern erhalten. Der Tag war recht ruhig & warm. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe, mußte aber um 12 Uhr eine Flohjagd abhalten.

Stellungen bei Thiaucourt

– 7. Juli, Sonntag

Die Nacht vor lauter Flöhe ganz schlecht geschlafen, habe so zirka 30 Stück im Strohsack gefangen & habe denselben selbst vor zwei Tagen mit frischem Stroh gestopft. Weil Sonntag erst um 8 Uhr aufgestanden. Heute kein Dienst. Hielt meine Sonntagsandacht & schrieb dann am lb. Bräutchen einen Brief. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Dann den lb. Eltern, der lb. Schwägerin & am lb. Bruder einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Die Komp. hatte heute Bier & wir taten uns gütlich daran. Dann gelesen, um 6 Uhr einteilen zur Ablösung in Stellung. Mit der Post 2 Päckchen vom lb. Bräutchen mit Weißbrot & Wurst erhalten, sowie ein Brief von Joh. Abt & eine Karte von Talheimer Hugo. Nach dem Abendbrot gelesen, von der Front nichts zu hören, rege Fliegertätigkeit.

– 8. Juli, MontagStützpunkt “Hermann”

Nach ordentlichem Schlafe um 5 Uhr aufgestanden, meinen Tornister gepackt & um 6 Uhr Abmarsch in Stellung zur Ablösung vom U’ffz. Ehrler am Stützpunkt „Hermann“. Waren um 8 Uhr dort. Die Ablösung ging glatt von statten. Mittagessen: Dürrgemüse & Rindfleisch. Dann unsere Baracke ausgeräumt, da hats so viele Flöhe wie im Lager. Dann Zeitung gelesen & Karten gespielt. Nach dem Abendbrot in den alten Artilleriestellungen nach Material für Drahtfallen gesucht. Mit der Post ein Päckchen mit Weißbrot von Lene Gramling erhalten. Legte mich um 11 Uhr zur Ruhe & war von der Tageshitze auch recht müde geworden. Vom Franzmann war noch nichts zu sehen.

– 9. Juli, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 4 Uhr aufgestanden, denn der Franzmann streift mit 10er Granaten das ganze Gelände bei uns ab. Gingen in Stollen bis ½ 5 Uhr, dann eine Erkundung nach Drahtgeflecht gemacht & auch gefunden. Nach dem Morgenessen unsere Grabenbaracke besser ausgegraben & einen Lichtschacht eingebaut. Mittagessen: saure Spatzen, ohne Fleisch. Dann für uns Gewehrführer drei Drahtfallen eingebaut. Legte mich nach Fertigstellung gleich bis 4 Uhr schlafen. Georg Nagel macht heute einen Besuch bei mir. Er erhielt auch das E.K.II. vom Lt. Gix, da gibt er etwas. Dann mein Tagebuch geschrieben & ein Brieflein an Lene Gramling. Der Tag war ruhig & regnerisch. Legte mich um 9 Uhr auf die Falle. Mit der Post mal nichts erhalten.

Lager bei Thiaucourt

– 10. Juli, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 6 Uhr von der Falle & bei den Artilleristen Holzwolle requiriert zum Draufliegen. Nach dem Morgenkaffee am lb. Bräutchen & den lb. Eltern einen Brief geschrieben. Dann M.G. reinigen. Die Mannschaften haben alle die Spanische Krankheit & mir es ist auch nicht am wohlsten heute Vormittag. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann meine Liegestatt in Graben getragen & dort ein Sonnenbad genommen, tat mir bei meiner Gesundheit recht gut. Nach dem Abendbrot eine Erkundung bei der zurückliegenden Artillerie gemacht. Legte mich erst um 11 Uhr auf die Falle & konnte lange nicht einschlafen. Mit der Post ein Brieflein vom lb. Bruder erhalten. Der Tag war ruhig.

– 11. Juli, Donnerstag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, der Franzmann macht diese Nacht zwei Feuerüberfälle & den Vormittag schickt er unserer Artillerie ganz schwere Kaliber. Schrieb am lb. Bruder ein Brieflein, eine Karte an Talheimer Hugo & mein Tagebuch. Dann bei Georg Nagel einen Besuch gemacht & das Sonntagsblatt geholt. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann meinen Strohsack ins Freie geschleift & darauf Zeitung gelesen & meine Hausschuhe geflickt. Mit der Post ein Brieflein von Karl Gutöhrle erhalten. Der Franzmann war heute artilleristisch sehr lebhaft. Der Tag war recht schön, was uns mit der Luft recht wohl tat. Legte mich um 11 Uhr auf die Falle.

– 12. Juli, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, macht eine Erkundung nach unseren Vortruppen. Nach dem Morgenkaffee die nun kalt ist, kam der Komp.-Führer, er hielt sich nicht lange. Spielten Mühle bis 1 Uhr. Mittagessen: Sauerkraut & Büchsenfleisch. Dann gelesen & Karten gespielt. Das Wetter war heute regnerisch & kühl, erhielten die Löhnung Seifenpulver & K.-Seife, vom Lager geschickt. Es kamen 1 U’offz., 2 Gefr. & 9 Mann Ersatz von Deutschland zur Komp. Nach dem Abendbrot machte ich noch einen Spaziergang im Gelände bei den Artilleriestellungen. Mit der Post leider nichts erhalten. Der Tag war ruhig, keine Fliegertätigkeit.

Lager bei Thiaucourt

– 13. Juli, Samstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 6 Uhr aus der Falle & einen Erkundungsgang in die Gegend nach Essey (Anm. -et-Maizerais) gemacht. Nach dem Morgenessen gelesen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Um 2 Uhr kam der Befehl, daß wir sofort abrücken sollen ins Ruhelager mit Sack & Pack. Die Mannschaft hatte drei Stund Munition & Gepäck zurückzutragen. Dann war das Fahrzeug überladen, kam ins Rollen, Deichsel ab, Rad kaputt & ein Pferd verletzt, daß man es abschlachten mußte. Alles aufs Fahrzeug verladen. Faßten dann Liebesgaben, erhielt ein Hemd. Wurden in ein paar Baracken einquartiert & ich hatte 1 ½ Stund zu Laufen, bis ich meinen Zug verteilt hatte. Legte mich um ½ 12 Uhr in die Falle. Mit der Post eine Karte von Joh. Abt erhalten, der aber in Urlaub zu Hause ist.

– 14. Juli, SonntagNeuhoflager

Nach schlechtem Schlafe um ½ 6 Uhr aufgestanden & meinen Affen verladen. Um ½ 8 Uhr sollte alles Abrücken, war aber noch kein Befehl zum Verladen da & wir saßen halt so rum & warteten. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann meine Sonntagsandacht gehalten & gelesen. Um 6 Uhr Kaffee fassen & um 7 Uhr rückten wir ab nach Jaulny. Mußten hier noch warten bis 10 Uhr bis unser Zug kam, dann um 11 Uhr Abfahrt nach Conflans-Longuyon. Mit der Post nichts erhalten. Im Wagen hatten wir sehr wenig Platz & ich legte mich mit meinen Teppichen auf den Wagenboden.

– 15. Juli, Montag

Konnte schlecht schlafen, denn der Platz war zu klein, wachte in Longuyon schon wieder auf. Dann fuhren wir bis Carignan & wurden hier verpflegt mit Reissuppe & Büchsenfleisch, sowie Kaffee, der aber ganz leicht war. Dann gings über Bazeilles, Stenay, dann Romagne s. M. Hier ausgeladen & per Fuß nach Gesnes. Wurden in den Feldlazarett-Baracken auf der Höhe untergebracht, die ordentlich aussahen. Gesnes ist noch wie ichs im Januar verlassen habe. Dann meine Leibwäsche gewaschen, denn es war alles durchschwitzt. Post erhielten wir heute keine. Um ½ 7 Uhr erhielten wir Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen ein Brieflein geschrieben & an Dast mitgegeben, der in Urlaub fährt, auch Feldw. Renz fährt heute. Holte mir von einer Offz. Baracke einen Strohsack & legt mich um ½ 10 Uhr zur Ruhe. Seit wir hier sind hört man ununterbrochenen Kanonendonner, es sei wieder die Offensive im Gange, der Tag war recht warm.

Gefechtsstand unter der Kirche in Essey

– 16. Juli, DienstagGesnes-en-Argonne

Nach recht ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Kaffee den lb. Eltern einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch nachgeholt. Heute regnerisch & kühl. Mittagessen: Grützensuppe & etwas Büchsenfleisch. Dann einen Spaziergang in Gesnes gemacht. Um 2 Uhr ein Wannenbad genommen. Von 3 – 4 Uhr M.G. reinigen & Munition nachgesehen, bleibt hier alles Alarmbereit verladen auf dem Fahrzeug. Nach dem Abendbrot Karten gespielt beim VizeFw. Heimgärtner. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe, von der Offensive soll es vorwärts gehen, bis jetzt 13000 Gefangene.

– 17. Juli, Mittwoch

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle gekrochen. Von 8 Uhr ab Gasmaskenprobe im Reizraum. Dann Zeitung gelesen. Mittag: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann gelesen. Um 2 Uhr wurde mir gesagt, ich solle aufs Dienstzimmer kommen, denn ich könne in Urlaub fahren. Konnte nur notdürftig meine Sachen packen, dann war es Zeit zum Abgehen, denn ich mußte noch vorher eine Garnitur fassen, da meine zu schlecht ist. Ich mußte dann nach Romagne laufen & hatte höchste Zeit, mein Gepäck hatte ich am Hartmann mitgegeben, der ins Furagieren fuhr. In Romagne ab um 3.57 Uhr, in Dun an 5.30 Uhr, ab um 6.00 Uhr. Es war in dem Wagen recht dämpfig, Sedan an 7.30 Uhr. Bekam zum Vesper in der Cantine 2 gute Glas Bier ½ Liter 25 Pfennig. Habe solches schon lange keines mehr bekommen, schade, daß ich nicht mehr Zeit hatte. Probierte mal mit dem Schnellzug 7.42 Uhr zu fahren, wurde mir aber vom Kontrolleur der Fahrschein behalten & ich mußte denselben auf der Bahnhofskommandantur in Carignan wieder holen. Es war so zirka 50 Mann denen es ebenso wie mir erging. Als um 10 Uhr der Urlaubszug nachkam mußten wir uns dort melden. Erhielten in Carignan in der Verpflegungsanstalt Reissuppe & Büchsenfleisch. Erhielt von einem Württemberger namens Eugen Hoffmann von Haslach nochmals ½ lb Rindfleisch auf die Fahrt mit. Um 11 Uhr ging der Urlauberzug dann ab, nachdem wir auch recht zusammengepfercht waren. Die Herren Offiziere erhielten zu zweien ein Coupé & wir mußten zu 8en rein. Es ging dann glatt durch bis Montmedy. Um 7.15 Uhr waren wir nach oftmaligen halten in Metz, wo die ersten ausstiegen. Um 8 Uhr wurden wir in Übingen mit Nudelsuppe & Büchsenfleisch sowie Kaffee verpflegt. Fuhren dann bis ……… in Baden, wo wir um 1 Uhr verpflegt wurden mit Leberwurst & Brot mit Kaffee. Es regnete die Nacht über oft recht kräftig & war auch stürmisch dabei. Oft war es des Tags über im Eisenbahnwagen so warm, daß man vom Sitzen schwitzen mußte. Von Bd. Oos ab war aber die Gegend ganz trocken & die Leute banden Roggen & Gersten.

– 18. Juli, Donnerstag

Um 5 Uhr kamen wir nach Karlsruhe. Ging auf die Bahnhofskommandantur wegen meinem Fahrschein, habe aber nichts erreicht. Bekam dann Anschluß mit dem Personenzug nach Heilbronn, der um 5.55 Uhr hier abfuhr. Derselbe hielt auf jeder Station, fuhr aber sonst schneidig weg, so daß wir um 8 Uhr in Heilbronn waren. Bekam hier sogleich Anschluß nach Heinsheim. Als ich in Zug einsteigen wollte, kam Josephine Schadt auf mich zu, die mit Gustav hier war. Mußte mit Ihnen in Coupé & wir unterhielten uns gut. Mit glatter Fahrt landeten wir in Heinsheim. Der Pfarrer fuhr auch mit demselben Zug & begrüßte mich an der Fähre. Kam um 9 Uhr dann bei der Liebsten an.

Ende dieses Tagebuchs

Neues Tagebuch (schwarz), ab 4. August 1918

Mit Gott im 5. Kriegsjahre

– 04. August, Sonntag

Heute am Sonntag muß ich Abschied nehmen von all den Lieben (Anm. Urlaub seit 17.7.) in der Heimat um nach 16 täg. Urlaub wieder an die Front zurückzukehren & zwar mit schwerem Herzen. War doch mein lb. Bräutchen in diesen Urlaubstagen so lieb wie nie vorher. Gingen um 8 Uhr von zu Hause weg auf den Zug 8.33 Uhr, der aber schon viel Verspätung hatte, was mir aber doch lieb war. Konnte so doch noch bei meinem Lieb verweilen. In Neckarelz in den Schnellzug von Osterburken kommend eingestiegen, der hatte auch ½ Stunde Verspätung. In Heidelberg hatte ich gleich Anschluß ebenfalls mit Schnellzug nach Karlsruhe wo ich um 11.15 Uhr ankam. Nach 15 Minuten konnte ich mit Schnellzug nach Straßburg weiterfahren, es wurde nie kontrolliert & ich kam glatt durch. Hier hatte ich 1 Stunde Aufenthalt bis zum nächsten Pers.Zug.

– 05. August, MontagSedan

Ging in die Verpflegungshalle & trank einen Kaffee. Es saß ein Zivil-Internierter am Tisch der von Frankreich ausgetauscht wurde & ein Rheinländer war. Derselbe wußte viel zu erzählen & die Zeit ging gar schnell vorüber. Um 2.40 Uhr konnte ich weiterfahren bis Metz, wo ich um 12.15 Uhr ankam. Das war so der erste Bummelzug wie es geschrieben steht. Hier mal Mittag gemacht, denn es geht vorerst kein Zug in meine Richtung weiter. Konnte dann um 3 Uhr über Conflans, Spinnkourt (Anm. Spincourt) nach Sedan fahren, es ging wohl sehr langsam & kam erst um ½ 11 Uhr an. Dann in Verpflegungsanstalt Griessuppe & Büchsenfleisch erhalten. Ging ins Unterkunftslager & legte mich auf einen Strohsack, konnte auch gleich einschlafen, denn ich war sehr müde von der Fahrt. Meine Gedanken waren bei der liebsten zu Hause & den schönen Tagen des Urlaubs trotz der vielen Arbeit.

Maas bei Sedan 1918

– 06. August, Dienstag Gesnes-en-Argonne

Nach ordentlichem Schlafe um 5.15 Uhr aufgestanden & in der Verpflegungsanstalt Tee getrunken. Um 6.15 Uhr ging der Zug ab nach Dun, hier ¼ Stunde Aufenthalt & dann weiter nach Romagne. Konnte mit einem Train nach Gesnes fahren von der Art.-Kolonne & war recht froh, denn es regnete feste. Waren um ½ 10 Uhr vor unserer Baracke. Doch dieselbe war leer & nirgends jemand zu sehen. Ging dann zum Feldwebel der 2./ M.G.K. Reutlinger & der sagte mir, daß die Kompagnien ins Bismarck-Lager gekommen sind, das bei Brieulles sei. Machte mich zu Fuß auf den Weg, das regnen hatte aufgehört. Ging über Romagne, Cunel Münsterlager, hier Vesperpause gemacht. Dann ging dem Kolonnenweg nach bis zur Straße nach Nantillois. Hier wartete ich, bis ein Soldat kam, der mir den Weg ins Bismarckslager sagen konnte. War dann um 2 ¼ Uhr dort & lief am Komp.-Führer in die Hand. Der sagte gleich: Sie haben aber lange auf sich warten lassen. Ich sagte Ihm, daß ich gestern Abend schon in Gesnes gewesen sei & seit heute früh das Lager suche. Nun es ist schon recht, reicht noch, aber morgen Abend müssen sie den U’offz. Köhler ablösen in Stellung, derselbe wird zum Batl. versetzt, sagte er dann noch & ging seines Wegs. Ich setzte mich mal zum Vesperbrot in die Baracke & ließ es mir gut schmecken. Die Mannschaft war bis auf die Urlauber & 3 Mann in Stellung. Die Baracke war so groß, daß die 1./ & 2./ M.G.-Komp. ganz gut Platz haben & Flöhe hatte ich gleich die ganzen Hosenbeine voll. Es gab ein Faß Bier & dem sprach ich heute zu zur Abgewöhnung. Dann am lb. Bräutchen & den lb. Eltern ein Kartenbrieflein geschrieben, legte mich dann zur Ruhe.

– 07. August, Mittwoch – Bismarcklager bei Nantillois

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr von der Falle, die Flöhe plagten mich, daß ich nicht schlafen konnte. Nach dem Morgenessen am lb. Bruder ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Mittagessen: Nudelsuppe & Büchsenfleisch. Dann meine Sache in die Stellung gepackt, es gab bei der II. M.G.K. heute Bier, dem wurde noch gut zugesprochen. Um 4 Uhr fuhren wir in Stellung, zuerst zum Zug Götz, dann zum Zug Kaspar, wo ich mich zu melden hatte. Der Weg war recht schlecht, es ging über Dannevoux, Gercourt, Drillancourt, hier erster Zug. Dann auf die Strasse nach Forges im Maastal zu dem II. Zug. Kam zum Zug Gomm, wo ich mir mein Lager richtete. U’offz. Köhler kam mir schon auf dem Weg entgegen & freute sich auf seine Versetzung. Mit der Post nichts als die Post, die so lange ich in Urlaub war ankamen & zwar 2 von den lb. Eltern, 1 vom lb. Bräutchen, 1 vom lb. Bruder, 1 von der lb. Schwägerin, 1 von Lene Gamling & Lui, der in Urlaub ist, 1 von Wilh. Lepple, 1 von Joh. Abt, 1 von Frau Abt. Legte mich um ½ 12 Uhr zur Ruhe & zwar recht müde von den Märschen.

– 08. August, Donnerstag – Forges-Wald

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle, konnte vor lauter Flöhe & Schnaken nicht schlafen. Nach dem Morgenkaffee bauten wir unseren M.G.-Stand neu ein, es ist halt alles recht naß & viele Steine. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen & den lb. Eltern je einen Brief geschrieben. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & uns gegenseitig unterhalten. Frey trug sein möglichstes dazu bei & es war recht lustig. Legte mich bald zur Ruhe. Mit der Post nichts erhalten.

Straße bei Nantillois

– 09. August, Freitag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenkaffee am Joh. Abt ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Dann schlafen gelegt. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Spielten dann Karten bis zum Essen fassen um 6 Uhr. Mit der Post eine Karte vom Talheimer Hugo erhalten. Dann M.G. reinigen & Patronen nachgesehen. Der Tag war recht ruhig an der ganzen Front um uns rum. Legte mich ½ 10 Uhr schlafen, denn ich war müde & habe doch nichts gearbeitet.

– 10. August, Samstag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, nach dem Kaffee meine Stiefel gerichtet & Socken & Halsbinden gewaschen. Mittagessen: Dörrgemüse & Büchsenfleisch. Dann Briefe geschrieben an Wilh. Lepple, Gregor Kiebler & Karte an Talheimer Hugo geschrieben sowie mein Tagebuch. Dann Karten gespielt bis zum Abendbrot. Der Tag war ruhig, die Feldwache der 40er verlor durch Kopfschuß einen U’offz. von uns. Nur geringe Fliegertätigkeit des Feindes. Bis zum Schlafen gehen Zeitung gelesen. Mit der Post nichts erhalten. Meine Gedanken waren heute den ganzen Tag über zu Hause.

– 11. August, Sonntag

Heute Sonntag, um ½ 8 Uhr nach ruhigem Schlafe aufgestanden. Nach dem Morgenessen meine Sonntagsandacht gehalten. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben. Mittagessen: Sauerkraut & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Um 1 Uhr kamen 11 feindl. Flieger über unsere Stellung & flogen Deutschland zu, aber sehr hoch. Spielten dann Karten bis um 7 Uhr. nach dem Kaffee meine Sachen gepackt & die Bedienung Katze IIII abgelöst, die in erster Linie ist. Ging glatt vorüber, denn es war trocken.

– 12. August, Montag

Blieb wach bis 1 Uhr, dann schlafen gelegt, doch die Flöhe ließen mich nicht einschlafen bis gegen 5 Uhr. Zum Kaffee aufgestanden & dann die M.G. Katze III & II aufgesucht, die rechts von mir liegen. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann Lene Gramling einen Brief geschrieben. Um 3 Uhr gab es in der Küche Bier von der Gräfl. Brauerei in Weißenstein. Es war recht frisch & gut, so daß man ordentlich zulangte & es nur zu bald leer war. Dann mein Tagebuch geschrieben. Mit der Post leider nichts erhalten. Dann Zeitung gelesen, bei Reims geht es immer noch rückwärts. Das Wetter war heute schön & warm, lebhafte Fliegertätigkeit gegenseitig.

– 13. August, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden. Dann nach dem Kaffee im Walde Brombeeren gepflückt. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch, war gut & reichlich gekocht. Schrieb dann Frau Abt einen Brief & mein Tagebuch. Gegen Abend M.G. reinigen & den Rost im Graben tiefer gelegt. Um 9 Uhr löste uns die Bedienung Lanz ab & wir kamen wieder zu Serg. Gomm zurück. Der Umzug mit dem Affen macht immer recht warm. Mit der Post nichts erhalten. Der Franzmann war heute in unserem Abschnitt recht ruhig. In der Gegend von Loison lebhafte Schlacht auf der ganzen Front.

Loison
Dorfmitte in Loison

– 14. August, Mittwoch

Nach schlechtem Schlafe um 8 Uhr aus der Falle, die Flöhe zogen mich bald zur Falle durch, konnte mir keinen Rat mehr schaffen als mit der Taschenlampe Flohjagd halten. Nach dem Morgenessen kam Karl Schenk mit Lt. Gix, Schenk blieb bis 11 Uhr & wir erzählen einander. Mittagessen: Dörrgemüse & Büchsenfleisch. Dann meine Brombeeren von Gestern eingekocht. Um 4 Uhr besuchte mich Georg Nagel, der rechts von uns liegt, wir unterhielten uns von der Heimat & den lb. Angehörigen. Georg hofft auch bald in Urlaub zu kommen & es soll mich freuen. Nach dem Abendbrot im Stollen mal sauber ausräumen lassen, denn die Flöhe wurden unausstehlich. Ging um 10 Uhr zur Ruhe. Mit der Post leider nur einen Brief von den lb. Eltern erhalten. Der Tag war ruhig bei uns.

– 15. August, Donnerstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, meine Leibwäsche gewechselt & dieselbe gewaschen. Nach dem Morgenkaffee kam Lt. Kasper, hielt sich nicht lang. Mittagessen: Griessuppe & Rindfleisch. Dann meine Wäsche geflickt, die recht verrissen war & nach Neuer verlangt. Dann den lb. Eltern einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Der Franzmann schickte heute einen Feuerüberfall mit zirka 30 schweren Granaten nach Consenvoye. Sonst war der Tag ruhig. Mit der Post leider nichts erhalten. Legte mich um ½ 11 Uhr zur Ruhe.

– 16. August, Freitag

Nach schlechtem Schlafe um 8 Uhr von der Falle gekrochen, die Flöhe machten einem die Nacht wieder schwer & recht leid. Nach dem Morgenkaffee kam der Komp.-Führer, war heute recht gut aufgelegt & fragte, ob keiner einen Wunsch hatte & ob die Verpflegung stimme & ob wir Bier in Stellung wollen. In zirka 8 Tagen werden wir dann abgelöst werden. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Dann Karten gespielt. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Heute lebhafte Fliegertätigkeit gegenseitig. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe.

– 17. August, Samstag

Nach ordentlichem Schlafe um 8 Uhr von der Falle gekrochen. Nach dem Morgenkaffee meine Stiefel gerichtet. Dann Flickarbeit & M.G. reinigen. Mittagessen: Dörrgemüse & Büchsenfleisch. Dann Karten gespielt & anschließend Munition nachgesehen, da wir morgen abgelöst werden sollten. Dann meine Sachen zusammengerichtet zur Ablösung, auf Katze IV wegen einem Tag. Der Affen macht halt in diesem buckligen Frankreich immer recht warm. Ging alles glatt durch & wir waren um ½ 11 Uhr in Ruhe. Mit der Post leider nichts erhalten. Der Tag war recht warm & in der Gegend sehr lebhafte Fliegertätigkeit gegenseitig, um 7 Uhr morgens schon Luftkampf, der Franzm. zog aus.

– 18. August, Sonntag

Heute Sonntag, doch die Stimmung war trotzdem recht schlecht. Nach dem Morgenkaffee meine Sonntagsandacht gehalten & den Lieben in der Heimat mit Sehnsucht gedacht. Dann in unserem Abschnitt Brombeeren geholt, davon es ziemlich gibt. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann meine Brombeeren gekocht & dazu gelesen. Hatte nicht mal Zeit am lb. Bräutchen ein Brieflein zu schreiben, denn ich mußte alles zur Übergabe nachsehen & zählen. Dann unsere Sachen auf den Rollwagen verladen. Um ¼ 12 Uhr kam die Ablösung von den 40ger 1./ M.G.-Komp. Ging alles glatt von statten & wir waren in ¼ Stunde fertig. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Heute regnerisch Wetter. Gomm wurde von unserer 2./ M.G.Komp. abgelöst & die kamen erst um 12 Uhr.

Nantillois
Verwundeten-Sammelstelle bei Nantillois

– 19. August, MontagBismarcklager bei Nantillois

Um 1 Uhr bei Lt. Kaspar Abfahrt der Wagen, Vizfw. Hamann war Führer. Lt. Kaspar fuhr mit Gitschle (Anm. Kütschle, kl. Kutsche) ins Lager & die Mannschaft sollte ihre Affen tragen. Ich hatte mir ganz leicht gemacht & wurde mir (warm?) vom Laufen, denn es waren 2 ½ Stunden. Um ½ 4 Uhr waren wir in den Baracken. Legte mich sofort auf das Hennengitter. Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Schrieb nach dem Morgenkaffee am lb. Bräutchen einen Kartenbrief geschrieben & mein Tagebuch. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann Karten gespielt bis zum Abendbrot. Bekam von 6 Uhr ab Komp.-Dienst & Wache. Legte mich aber deshalb um 10 Uhr doch auch in die Falle. Mit der Post den so lang erwarteten Brief vom lb. Bräutchen erhalten. Das Wetter war recht warm, um 9 Uhr schoß der Franzmann Gas zu der Fußartillerie in unsere Nähe.

– 20. August, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden. ¼ 7 Uhr wecken, anschließend Kaffee fassen. Um 7 Uhr ging die erste, um 9 Uhr die zweite Abteilung zum Entlausen & Baden nach Brieulles. Ich schrieb in der Freizeit am lb. Bräutchen einen Kartenbrief & mein Tagebuch. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann mußte um 12 Uhr die dritte & um 2 Uhr die vierte Abteilung zum Entlausen & Baden. Spielte in der Freizeit Karten, die Mannschaft die den Morgen beim Baden war, hatte Arbeitsdienst. Mit der Post ein Brieflein vom lb. Bruder erhalten. Der Tag war recht warm aber sonst ruhig.

– 21. August, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle. Von ¼ 8 bis 9 Uhr Gasmaskenprobe, von 9.15 Uhr bis 10.30 Uhr exerzieren mit vollen Patronen & Wasserkasten. Es machte recht warm dabei. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Dann Karten gespielt. Von 3 – 5 Uhr Patronen gurten, bei Furagieren erhielten wir nur noch 600 Gramm. Die Verpflegung läßt aber zu wünschen übrig, sehr wenig Fett fassen wir eben. Nach dem Abendbrot noch ein wenig Karten gespielt. Der Tag war sehr heiß, mit der Post leider nichts erhalten.

– 22. August, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr von der Falle gekrochen. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über das Schloß, durch die Unteroffz. Von 9 – 11 Uhr Exerzieren im Gelände mit vollen Kasten. Lt. Kaspar ließ uns recht viel Marsch-Marsch laufen, kamen alle recht naß geschwitzt zurück. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Von 3.15 – 4 Uhr Ehrenbezeugung, von 4 – ½ 5 Uhr Turnspiele, anschließend erhielten wir 9 Mark Löhnungszuschuß. Von 5 Uhr ab M.G. reinigen. Mit der Post ein Brieflein von Frau Abt erhalten. Nach dem Abendessen noch ein wenig Karten gespielt. Der Tag war sonst an der Front ruhig.

– 23. August, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Hatten einen kleinen Felddienst & kamen erst um 11 Uhr wieder ins Lager zurück. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Rindfleisch. Von 2 Uhr ab Artilleriedienst & Patronengurten bis ½ 5 Uhr, anschließend M.G. reinigen. Dann den lb. Eltern ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot ein wenig Karten gespielt. Der Tag war recht warm, aber sonst ruhig an der Front. Mit der Post nichts erhalten. Legte mich um ½ 11 Uhr zur Ruhe.

Nantillois
Blick auf Nantillois

– 24. August, Samstag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle, die 2./ Komp. kam heute Nacht von Stellung & machte dabei einen großen Krach, so daß man nicht schlafen konnte. Von 8 Uhr ab Unterricht, dann Exerzieren. Da es aber regnete gingen wir um 10 Uhr in die Baracke zurück. Anschließend Gasmasken Appell von der Division aus durch Vizfeldw. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch. Dann meine Leibwäsche gewaschen. Von 2.30 Uhr ab Arbeitsdienst & M.G. reinigen. Nach dem Abendbrot ein wenig Karten gespielt. Mit der Post nichts erhalten. Der Tag war naß & sonst an der Front ruhig. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe, konnte aber nicht einschlafen, denn der Krach war zu groß.

– 25. August, Sonntag

Heute Sonntag, stand nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr auf. Nach dem Morgenessen meine Sonntagsandacht gehalten. Um 10 Uhr Appell mit Feldflaschen & Handwaffen. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben. Mittagessen: Gelbenrüben & Rindfleisch. Dann der lb. Schwägerin einen Brief, den lb. Eltern eine Karte & mein Tagebuch geschrieben. Dann gelesen. Nach dem Abendbrot Karten gespielt, dann kam noch Xaver Dangelmayer & wir unterhielten uns recht gut. Mit der Post leider nichts erhalten. Der Tag war an der Front ruhig. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe.

– 26. August, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle. Hatten von 8 – 9 Uhr Unterricht über Schießlehre, dann Exerzieren bis ½ 11 Uhr. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann Zeitung gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Von 3 – 4  Uhr Inf. Exerzieren & dann Turnspiel, anschließend M.G. reinigen. Mit der Post ein Päckchen mit Aepfel von den lb. Eltern erhalten. Nach dem Abendbrot Karten gespielt. Der Tag war heute recht regnerisch & kühl. An der Front war es heute ruhig, auch keine Fliegertätigkeit. Der Feldwebel kam heute vom Urlaub zurück, Heimgärtner fuhr heute heim.

– 27. August, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Vom 8 – 9 Uhr Unterricht über M.G. durch Gewehrführer. Von 9.15 – 10.30 Uhr Exerzieren im Gelände. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Dann Zeitung gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Von 3 – 4 ½ Uhr Ziel- & Richtübungen, anschließend M.G. reinigen. Mit der Post nichts erhalten. Nach dem Abendbrot ein wenig Karten gespielt. Der Tag war recht warm. An der Front ruhig, nur geringe Fliegertätigkeit.

– 28. August, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aufgestanden. Von 8 – 9 Uhr Unterricht über Hemmungen durch die Zugführer, von 9 – 10.30 Uhr Exerzieren im Gelände. Kamen recht mit Schweiß zurück. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann am Lieben Bräutchen einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Von 3 – 4 Uhr Inf. Exerzieren im Gelände, dabei teilte Lt. Kaspar gemeine Gesellschaft aus & ließ Merker auf sein Zimmer kommen. Dann sagte er ich werd euch schon schlauchen, wenn ihr nicht ziehen wollt. Ich wollte Ihm erwidern & fragte Gestatten Herr Leutnant, da schrie er mich an: Gar nichts wird gestattet, den Mund haben Sie zu halten, was soll man da denken? Anschließend Turnspiel bis ½ 4 Uhr & dann M.G. reinigen. Nach dem Abendbrot Karten gespielt. Der Tag war ruhig an der Front, sonst aber sehr warm. Mit der Post leider nichts erhalten.

Nantillois
Gefechtsstand bei Nantillois

– 29. August, Donnerstag

Nach gutem Schlafe um 8 Uhr aufgestanden, da wir heute Nacht in Stellung müssen, ist kein Dienst den Vormittag. Ich schrieb am lb. Bräutchen einen großen Brief, den mir Georg Nagel mit nach Deutschland nimmt & dort aufgibt. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Spielten ein wenig Karten bis 3 Uhr. Dann die M.G. samt Zubehör gerichtet in Stellung & verladen. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben. Legte mich um 10 Uhr auf die Falle, denn es geht erst morgen Früh um 4 Uhr in Stellung. Mit der Post leider nichts erhalten. Heute recht regnerisch. An der Front recht unruhig.

– 30. August, Freitag – Stellung bei Cuisy

Nach recht schlechtem Schlafe um ¼ 4 Uhr aus der Falle, meinen Schwindel zusammen gepackt & verladen. 4.15 Uhr Abmarsch, kam zum Unglück zum Zug Lt. Kaspar. Der kommandierte mir schon auf dem Weg zur Stellung zu viel. Bezogen bei Cuisy v. Montfaucon Res.-Stellung. Müssen hier ein M.G. Nest bauen & besetzt halten 1 – 4 Bedienung. Sind in Wellblechbaracken untergebracht in einer alten Artilleriestellung. Die Küche ist in Cuisy, von wo wir 10 Minuten weg liegen. Es war heute früh schön mondhell. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Nach dem Essen Drahtfallen gebaut & Ofen gesucht in der Stellung samt Rohr. Hatten zu Arbeiten bis 8 Uhr bis wir ordentlich untergebracht waren & ich mußte so recht mitarbeiten. Mit der Post leider nichts erhalten. Legte mich um 10 Uhr recht müde zu Ruhe. Der Tag war an der Front sehr lebhaft, recht lebhafte Fliegertätigkeit gegenseitig.

– 31. August, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle. Nach dem Morgenkaffee unsere Baracke gerichtet. Dann Geschirr & Material im Pionierpark geholt. Mittagessen: Sauerkraut & Büchsenfleisch, war gut gekocht. Nach dem Essen einige Bänke zusammengenagelt & eine Drahtfalle. Dann den Eltern & am Bruder je einen Kartenbrief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot noch Furagieren. Mit der Post den so sehnlichst erwarteten Brief vom lb. Bräutchen erhalten, sowie einen vom lb. Bruder, legte mich um 10 Uhr zur Ruhe. An der Front sehr lebhaft, unsere Heeresleitung vermutete hier einen fl. Angriff.

– 01. September, Sonntag

Heute Sonntag, um 7 Uhr von der Falle, weil Sonntag soll kein Arbeitsdienst gemacht werden. Hielt eine Andacht für den Sonntag, dann nach Brombeeren gesehen, gab aber nur wenige. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch, war gut & reichlich gekocht. Dann etwas Brombeeren & Holunderbeeren gekocht zur Probe, was auch recht gut war. Schrieb dann am lb. Bräutchen einen großen Brief & mein Tagebuch. Um 6 Uhr kam vom Regt. 171 der Befehl, daß heute Nacht am M.G. Nest gearbeitet werden müsse. Ging dann nach den Furagieren mit allen Leuten zwei M.G.-Stände bauen. Kamen um ½ 12 Uhr zurück. Mit der Post eine Karte vom Talheimer Hugo erhalten. Der Tag war sehr lebhaft & rege Fliegertätigkeit.

– 02. September, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um 5 Uhr von der Falle & mit den Leute die M.G.-Stände fertig gemacht. Nach dem Morgenkaffee wieder auf die Falle gelegt, konnte aber nicht schlafen. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Rindfleisch, was recht dünn ausfiel. Dann mal gründlich meine Schuhe & Stiefel gerichtet & mein Tagebuch geschrieben. Spielten dann bis zum Abendbrot Karten. Nach dem Furagieren mit den Leuten zum Stollenbau gegangen bis ½ 12 Uhr. Mit der Post nichts erhalten.

Cuisy
Feldbahn von Natillois nach Cuisy

– 03. September, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle. Gegen Morgen zogen neben uns Artilleristen mit einem Arbeitsgeschütz ein & die wollten unsere Baracke belegen, da dies ihre Wechselstellung sei. Wir blieben vorerst & warteten auf Bescheid von oben. Schrieb dann ein Brieflein an Tante Anna, eine Karte am lb. Bruder & eine am Talheimer Hugo. Mittagessen: Griessuppe, die recht wässrig war & das Büchsenfleisch muß man suchen darinnen. Spielten dann zum Zeitvertreib Karten. Nach dem Abendbrot kam vom Lager ein Fuhrwerk und wir führten das Material vom Pionierpark her zum Drahtverhau. Arbeiteten bis um 11 Uhr. Mit der Post nichts erhalten. Das Geschütz bei uns schoß heute Abend 50 Schuß mit Visier 5900 auf Zufahrtswege.

– 04. September, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um 8 Uhr aus der Falle. Schrieb nach dem Morgenkaffee am lb. Vater zu seinem Geburtstag ein Brieflein, sowie an Alois Sprang eine Karte & mein Tagebuch. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief geschrieben, dann Karten gespielt & Zeitung gelesen. Nach dem Abendbrot mußten wir bis 11 Uhr Drahtverhau ziehen. Mit der Post nichts erhalten. Der Tag war recht schön & auch ruhig hier an der Front.

– 05. September, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr von der Falle gekrochen. Mal ordentlich gewaschen am ganzen Körper & dann Wäsche gewechselt & die schmutzige gleich gewaschen. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Von 2 – 6 Uhr Drahtverhau gezogen, da es recht trübes Wetter heute ist. Nach dem Abendbrot Karten gespielt. Mit der Post nichts erhalten. Heute kam der Koch Götz & Hillenmeier wieder zu spät vom Urlaub & bekam jeder Arrest zugesagt, sowie für jeden Tag zu spät kommen wird der nächste Urlaub um einen Monat zurückversetzt, laut Komp.-Befehl Lt. Dobler.

– 06. September, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle. Lt. Götz löste eben Lt. Kaspar ab, per Kitsch. Wir bauten Pfähle ein für Fliegerabwehr, was bei dem Grund recht schlecht ging. Mittagessen: Kartoffelsuppe & ein wenig Rindfleisch reingeschnitten. Dann holte ich mir zum Einkochen Brombeeren, gab aber nicht gerade viel & ich mußte viel laufen. Bauten dann von 3 Uhr ab einen dichten Abort in Deckung. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Nach dem Abendbrot kam ein Fuhrwerk & holte uns Material zum Drahtverhau ziehen im Pionierpark. Legte mich um ½ 10 Uhr zur Ruhe, denn ich arbeitete heute mal mit & war aber auch recht müde geworden.

– 07. September, Samstag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle gekrochen. Dann meine Leibwäsche geflickt & ein paar Socken besetzt. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch, war ordentlich gekocht. Um 2 Uhr gab es heute in der Küche Bier. Dann mit zwei Mann im Pionierpark Moniergeschirr & Sprengmunition geholt. Um 7 Uhr hatte die Feldartillerie neben uns einen Rohrkrepierer & hatten dabei drei Verwundete. Nach dem Abendbrot noch 2 Stund in Stollen gearbeitet. Dann noch Zeitung gelesen. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Der Tag war hier recht ruhig, war kein Flieger & auch kein Fesselballon zu sehen. Gefr. Meßner & Hipp wurden am 4. d. Mts. zu Unteroffizieren befördert.

Cuisy
Kirche in Cuisy

– 08. September, Sonntag

Heute Sonntag & zugleich Fest Mariä Geburt. Stand um 8 Uhr auf, da ich heute keinen Dienst hatte. Nach dem Kaffee am lieben Bräutchen einen großen Brief geschrieben. Dann meine Sonntagsandacht verrichtet. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch, war reichlich gekocht. Dann den lieben Eltern einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Habe dann die Zeitung gelesen & das Sonntagsblatt. Meine Gedanken sind aber heute zu Hause in der lieben Heimat. Heute vor vier Jahren wollte ich mein Bräutchen zum Traualtar führen. Doch der Mensch denkt & Gott lenkt, wann werden wir wieder soweit sein? Es regnete den ganzen Nachmittag. Mit der Post zwei Pakete vom lb. Bräutchen erhalten, aber leider kein Brieflein. Lene Gramling schrieb mir heute, daß ihr lieber Bruder Lui in englischer Gefangenschaft ist, seit 22. August. An der Front war der Tag recht ruhig.

– 09. September, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Ging von ½ 8 – ½ 11 Uhr mit vier Mann zum Stollenbau, es ist recht schlecht arbeiten. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann an Lene Gramling einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Der Tag war heute recht veränderlich & kalt. Mit der Post Ein Päckchen samt Brief vom lb. Bräutchen erhalten. Nach dem Abendbrot Karten gespielt bis 10 Uhr. Der Tag war an der Front sehr ruhig, wenig Fliegertätigkeit gegenseitig.

– 10. September, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Von 8 – ½ 12 Uhr mit fünf Mann im Stollen gearbeitet, mußte die ersten Rahmen stellen & kam recht schmutzig zurück. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch, war heute recht gut gekocht. Dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief geschrieben & mein Tagebuch. Ging dann gegen Montfaucon zurück & holte im Walde Brombeeren, als ich auf dem Rückweg war wurde ich vom Regen überrascht & auch kräftig naß. Nach dem Abendbrot bald zur Ruhe gelegt, denn ich war recht müde. Mit der Post nichts erhalten. Der Tag war ruhig aber gegen Abend recht Regenwetter.

– 11. September, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenessen mit fünf Mann zum Stollenbau, machte zum Schwenken zwei Keilrahmen rein. Mittagessen: Krautsuppe & Büchsenfleisch. Dann den lb. Eltern einen Kartenbrief geschrieben & m. Tagebuch. Dann meine Brom- & Holunderbeeren eingekocht. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern & von der lb. Schwägerin erhalten. Nach dem Abendbrot Karten gespielt bis ½ 11 Uhr. Als wir in die Falle gingen fing der Franzmann zu schießen an & machte auch so weiter.

– 12. September, Donnerstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 8 Uhr aus der Falle. Die ganze Nacht über sehr schweres feindliches Artilleriefeuer auf der ersten Stellung, das anhielt bis Mittag. Ging um 8 Uhr zum Stollenbau mit fünf Mann & mit Lt. Götz auf die Artilleriebeobachtungsstelle, wo man alle Franz. Einschläge sah. Dann kam der M.G.-Offz. von Rgt. 171 & sagte, daß wir wahrscheinlich nicht abgelöst werden, bis weiterer Befehl folgt. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Dann eine Karte an die lb. Eltern & eine an die lb. Schwägerin geschrieben, sowie mein Tagebuch. Dann Zeitung gelesen. Es regnet seit Mittag ohne Ende. Mit der Post einen Brief vom lb. Bruder & Karte vom Talheimer Hugo erhalten. Die Postordonanz brachte meine Beförderung zum Sergeant samt den Knöpfen mit.

Montfaucon
Unterstände im Wald von Montfaucon

– 13. September, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, war nur schwaches Artilleriefeuer an der Front, sonst ruhig. Nach dem Morgenkaffee mit fünf Mann Drahtverhau gezogen. Um 9 Uhr kam Lt. Caspar & löste Lt. Götz ab. Dann kam der Komp.-Führer & ich meldete mich zur Beförderung. Er sagte dann: „Wir werden halt im Kriege alt“ & gratulierte mir. Mittagessen: Krautsuppe & Rindfleisch, aber ein böser Fraß. Dann am lb. Bruder einen Brief geschrieben & mein Tagebuch. Um ½ 2 Uhr war trotz Regenwetter ein feindl. Flieger über uns, bis wir aufgebaut hatten war derselbe weg. Brachen heute Mittag eine kleine Baracke ab, daß wir Material bekamen für unsere zu flicken. War heute recht müde & legte mich um 9 Uhr zur Ruhe. Der Tag war sonst an der Front ziemlich ruhig.

– 14. September, Samstag

Nach Mitternacht kam wieder die Artillerie mit zwei Geschütze & machten einen welts Krach beim Aufstellen. Um 4 Uhr kam der Befehl, daß alles höchste Gefechtsbereitschaft habe & so mußten wieder aus der Falle gekrochen werden. Die Nachtruhe war somit recht gering. Nach dem Morgen Essen unsere Baracke geflickt. Um 10 Uhr kam Gefr. Dautel & lößte mich ab. Mußte dann meinen Affen ins Lager tragen, was mir recht warm machte. Als ich mich auf dem Dienstzimmer meldete wurde mir gesagt, ich komme zu einem Kursus in die M.G.-Schule nach Florenville (Anm. Belgien). Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann meinen Krempel zusammen gerichtet & verladen. Um 2 Uhr Abmarsch nach Dun, es kam mit: LT. Götz, Kraushaar, Heiß, Krummrain, sowie Benzinger als Lt.-Bursche. Der Zug fuhr um 4.30 Uhr ab & waren um 7 Uhr in Sedan. Hier in der Kantine zu Abend gegessen. Dann in einer Fabrik übernachtet auf Strohsäcke. War recht müde & konnte sogleich einschlafen. Mit der Post nichts erhalten. Das Wetter war recht schön & warm.

– 15. September, Sonntag – Sedan

Nach unruhigem Schlafe um ½ 5 Uhr vom Strohsack gekrochen. In der Verpflegungsanstalt eine Welschkornsuppe (Anm. Mais) für 95 ₰ gegessen & etwas Tee in der Feldflasche mitgenommen. Der Zug sollte um 6.44 Uhr abfahren, ging aber erst um 8 Uhr weg & war sehr überfüllt. Um 11 Uhr kamen wir in Montmedy an. Hatten hier eine Stunde Aufenthalt, gingen in die Starkstromkantine & kauften einige Glas Bier zu unserem Mittagessen. Um 12.15 Uhr Abfahrt, hatten ziemlich Platz im Coupé & machten es uns bequem darinnen. In Virton hatten wir 20 Minuten Aufenthalt. Kaufte mir eine Zeitung, da muß man nur staunen, was sich aber unsere Gegner überall leisten & meistens mit Erfolg. Da ist man froh, wieder mal von der Front einige Zeit wegzukommen. Um 3 Uhr kamen wir in Florenville an, es war ein Fuhrwerk hier, daß unser Gepäck abholte, denn es war vom Bahnhof bis zum Städtchen 20 Minuten zu gehen. Vor dem Dienstzimmer mußten wir sehr lange auf den Kursusführer warten. Wurden zum Kursus für das Engl. M.G. eingeteilt. Dann bekamen wir vier unser Quartierzettel, als wir hinkamen war dasselbe von den 13er Pionieren belegt & wir mußten warten, bis die ein anderes Quartier zugewiesen erhielten. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Schauten uns dann miteinander das Städtchen an. Ging um 9 Uhr zur Ruhe, denn ich war recht müde, sehr schönes Wetter heute.

– 16. September, Montag – Florenville

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Hatten von 8 – 10 Uhr Unterricht & zerlegen vom Engl. M.G. Ist wieder was Neues. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Um 1 Uhr Parole Appell. Dann holten wir uns Waschbecken & Wassereimer beim Quartier U’offz. Schrieb dann den lb. Eltern einen Brief. Von 2.30 – 4.30 Unterricht über das Lewis M.G. in einem Tannen Wäldchen. Dann Karte an Joseph Erath & Kartenbrief an Heinrich Neuwirth geschrieben & mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot die Instruktion vom Lewis M.G. aufgeschrieben. Der Tag war recht warm. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe. Von heute ab wurden die Uhren wieder um eine Stund zurückgerichtet.

– 17. September, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenessen meine Instruktion aufgeschrieben. Von 8 – 10 Uhr Unterricht über Lewis M.G. Es regnete schon um 8 Uhr & zwar ein sehr schweres Gewitter. Wir waren im trockenen. Dann am Lb. Bruder einen Kartenbrief & einen am Georg Nagel geschrieben. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch, war gut gekocht. Dann meine Instruktionen aufgeschrieben. Von 2.30 – 4.30 Uhr Ladebewegungen am Lewis M.G. dabei ging eine scharfe Patrone los, doch achtete niemand darauf, anschließend M.G. reinigen. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post nichts erhalten.

Lewis
Lewis-Maschinengewehr

– 18. September, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle. Nach dem Morgenkaffee meine Instruktion aufgeschrieben. Von 8 – 10 Uhr Instruktion am Lewis M.G. Mittagessen Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann am Gomm ein Karte geschrieben & mein Tagebuch. Um 3 Uhr kamen die Österreicher, die wir ausbilden sollen, an & zwar recht mit Lumpen. Mußten für Quartier, Strohsäcke & Essen sorgen. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Dann wollten wir Kartoffel requirieren, wurden aber dabei gestört. Mit der Post nichts erhalten.

– 19. September, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Von 8 Uhr ab war Einteilen der Korporalschaften, anschließend Strohsack stopfen & Fallen bauen, wir hatten die Aufsicht dabei. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Dann Quartier in Ordnung bringen & Garnitur flicken. Dann meine Instruktion aufgeschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post nichts erhalten. Gingen nach dem Abendessen Spazieren bis zum Pferdedepot. Um 9 Uhr zur Ruhe gegangen. Der Tag war recht kühl & fast immer Regen.

– 20. September, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle. Von 7.45 – 8.30 Uhr Unterricht & Einteilen der Bedienungen. Bekam 19 Mann Polen, die nicht Deutsch sprechen können & einen Dolmetscher. Dann das M.G. auseinandernehmen & zusammensetzen. Nach Rückkehr wieder alles umquartieren. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Um 1 Uhr zur Parole, bekam dabei Dienst von heute auf morgen. Dann mein Tagebuch geschrieben. Von 2.30 – 4.30 Uhr Instruktion & Auseinandernehmen & Zus. setzen des M.G. anschließend zielen. Dann Zeitung gelesen. 6.30 Uhr Kaffee & Verpflegung fassen lassen. Saßen dann im warmen Zimmer beisammen bis 10 Uhr. Mußte bei unserer Abteilung abzählen. Heute ziemlich kühl & naß. Mit der Post leider nichts erhalten.

– 21. September, Samstag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 6 Uhr aus der Falle, 6 Uhr die Abt. geweckt, dann Rapport geschrieben & in der Schreibstube abgegeben. Von 7.45 – 10.45 Uhr Unterricht & Instruktion über Lauf, Mantel, Kühler & das Alte wiederholt. Waren in den Quartieren, da es den ganzen Vormittag regnete. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Schrieb dann der lb. Schwägerin einen Kartenbrief & einen an Tante Anna. Von 2 – 5 Uhr war Quartier reinigen, ich wusch der Zeit meine Leibwäsche & Socken. Um ½ 7 Uhr Löhnungsappell. Bekam dabei auch meinen Urlaubspass für Virton, da ich auf morgen Urlaub eingegeben hatte. Mit der Post nichts erhalten. Dann nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Legte mich um 10 Uhr zur Ruhe.

– 22. September, Sonntag

Heute Sonntag, um ¼ 7 Uhr aufgestanden & Kaffee geholt. Nach dem Morgenessen in die Frühmesse gegangen, die ein belgischer Pater hielt. Dann mit dem 9.27 Uhr Zug nach Virton gefahren, Lt. Götz fuhr auch mit. Er hat heute früh ein Telegramm bekommen, daß die Urlaubspakete abgegeben worden sind. Kamen um ¾ 11 Uhr in Virton an, suchte zuerst nach Hagstotz, leider war derselbe nach auswärts kommandiert. Dann die Pakete geholt, machte meines gleich auf & setzte mich feste dahinter. War alles noch recht gut im Stand. Virton ist ein schönes Städtchen, etwas größer als Florenville. Fuhren um 1.20 Uhr ab & waren um 3 Uhr hier. Dann Brief geschrieben am lb. Bräutchen & den lb. Eltern. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben-23. September- Von 2.10 – 3.30 Instruktion über Lewis M.G. anschließend Exerz., Zielen & M.G. reinigen. Rückkehr 4.45 Uhr. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Karten gespielt bis 9 Uhr. Der Tag war recht naß & auch kühl dabei. Von der Front nichts zu hören wie Artilleriefeuer. Mit der Post nichts erhalten.

Florenville
Florenville

– 23. September, Montag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Nach dem Morgenkaffee meine Instruktion gelernt. Von 7.45. – 10.45 Uhr Unterricht, Exerz., Zielen, Turnspiel & M.G. reinigen. Mittagessen: Maissuppe & Büchsenfleisch. Dann Briefe geschrieben an Frau Abt & Joh. Abt, sowie mein Tagebuch. Von 2.30 – 4.45 Uhr Instruktion. Exerz. Zielen & M.G. reinigen. Dann Zeitung gelesen. Nach dem Abendbrot Karten gespielt. Mit der Post leider nichts erhalten. Heute wieder mal ein warmer Tag.

– 24. September, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle. Von 7.45 – 10.30 Uhr Unterricht, Exerz. Zielen, Freiübungen & M.G. reinigen. Dann gelesen. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Von 2 – 5 Uhr schießen der ersten Schulübung, 2/3 der Mannschaft hatte erfüllt. Unser M.G. schoß hoch, rechts mit Visier 500 bei 25 m. Anschließend M.G. reinigen. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern erhalten, der war noch mit der Adr. an die Komp. & Votteler brachte ihn herüber. Dann ein Brieflein am lb. Bräutchen & einen Kartenbrief an Gregor Kiebler geschrieben. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Karten gespielt. Der Tag war recht naß & kühl. An der Front hört man sehr schweres Artilleriefeuer. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe, war recht müde.

– 25. September, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle. Nach dem Morgenkaffee meine Instruktion durchgelesen. Von 7.45 – 4.15 Uhr Unterricht, Exerz. & M.G. reinigen. Dann den lb. Eltern eine Karte geschrieben. Mittagessen: Rot-Kraut & Büchsenfleisch. Dann Kartenbriefe geschrieben an Wilhelm Lepple & Karl Gutöhrle sowie mein Tagebuch. Von 2 Uhr ab Schulschießen, die II. Übung. Da gab es an den meisten Gewehren Hemmung, auch Hemmung. Ich mußte auch einen Schlagbolzen & einen Auszieher einsetzen. So hundert Hemmungen hatte ich doch zu beseitigen. Meistens wurde keine Hülsen ausgeworfen. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen. Legte mich um 9 Uhr zur Ruhe, denn ich war müde. Mit der Post nichts erhalten. Den ganzen Tag & die vorhergegangene Nacht sehr schweres Artilleriefeuer an der Front bei der Maas.

– 26. September, Donnerstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Mußte nach dem Morgenkaffee mit meiner Bedienung das Gerät holen. Von 7.45 – 10.45 Uhr Unterricht, Exerzieren & anschließend M.G. reinigen. Dann an Alois Sprang eine Karte geschrieben & mein Tagebuch. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Dann die Zeitung gelesen. Von 2.00 bis ½ 6 Uhr der II. Schulübung schießen. Ging heute doch besser vorwärts als Gestern, denn die schlechten M.G. gaben wir den Vormittag ab an den II. Lewis-Kursus. Nach dem Abendbrot Tagebuch geschrieben & eine Karte an Alois Sprang. Dann Karten gespielt, mit der Post nichts erhalten. Von unserer Komp. vermuten wir, daß sie bei dem Rückzug war.

– 27. September, Freitag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aufgestanden. Von 7.45 – 10.45 Uhr Unterricht, Exerz. & Schützendienst, anschließend M.G. reinigen. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Nach dem Essen meine Socken gestopft. Dann Brombeeren geholt & eingekocht. Die Korporalmannschaften hatten Quartier reinigen. Leutnant Götz fuhr heute zum Batl. Staub, daß man weiß was mit der Komp. vorgegangen ist & wie es steht mit uns. Mit der Post leider wieder nichts erhalten. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen & Karten gespielt. Den ganzen Nachmittag Regenwetter, von der Front ist aber wenig zu hören.

Florenville
Florenville

– 28. September, Samstag

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Dann meine Sachen zum Ausgangsappell gerichtet. 9.45 Ausgangsappell, anschließend Kirchgang der Katholiken. Der Feldgeistliche hatte eine sehr schöne Predigt. Mittagessen: Nudelsuppe & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen & den lb. Eltern je einen Brief geschrieben, sowie mein Tagebuch. Um 5 Uhr kam die Nachricht, daß wir morgen mit dem Zuge 9.27 Uhr weg müssen nach Montigny (Anm. -devant-Sassey) bei Stenay. Dann nach dem Abendbrot meine Sachen zusammen gepackt. Mit der Post nichts erhalten. Legte mich um ½ 10 Uhr zur Ruhe.

– 29. September, Sonntag – Montmédy

Nach ruhigem Schlafe um 6 Uhr aufgestanden, meine Sachen zusammen gepackt. Dann nach dem Morgenessen abgemeldet auf dem Dienstzimmer. Erhielt jeder zu seinen Papieren 2 Mark Kantinenüberschuß. Der Zug ging 9.27 Uhr ab, waren um 11 Uhr in Virton & um 3 Uhr in Montmedy. Hier mußten wir uns auf dem A.O.K. des M.G. -Stabs der V. Armee melden. Erhielten den Befehl bis nach Saulmory (Anm. et-Ville-franche) & dort zu telefonieren an die 7. Res. Division in Mouvauz (Anm. Murvaux). Gingen dann in das Uffz-Heim & vesperten beim Kartenspiel. Um 8.15 Uhr sollte ein Zug abgehen nach Sedan, mußten warten bis Mitternacht & kam keiner.

– 30. September, Montag

Schlief ein wenig sitzend ein, um 3 Uhr hieß es komme jetzt ein Leerzug, wer mitfahren wolle, soll herauskommen. Gingen dann auch mit unserem Gepäck aus dem Warteraum. Mußten noch 1 ½ Stund auf dem Bahnsteig warten & es fror uns zum Zähne klappern, denn es war naß & kalt, der Wind fuhr nur so durch die Kleider. Auf jeder Station mußte der Leerzug warten zur Einfahrt, so waren wir um ½ 11 Uhr noch in Bazeilles (Anm. sur-Othain). Stiegen dann um in Urlauberzug & waren um 12 ½ Uhr in Sedan. In der Verpflegungsanstalt erhielten wir eine Grützensuppe mit Büchsenfleisch. Dann Sedan innen und auch außen angesehen, bis es Nacht war. Dann in einer Kantine zum Abendbrot ein paar Glas Bier getrunken. Um 9 Uhr legten wir uns in den Unterkunftsraum der großen Fabrik schlafen im III. Stock. Sedan ist eine sehr schöne Stadt, doch jetzt durch die vier Jahre Krieg auch recht arm geworden & viel der Reparatur sehr nötig bedürftig, wo das Auge hinsieht.

– 01. Oktober, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 5 Uhr vom Strohsack aufgestanden, denn mich fror gegen Morgen an die Füsse. Um 6.15 Uhr sollte der Zug nach Stenay abgehen, doch wir mußten wieder 2 Stunden herumstehen, denn es kamen immer Truppen & Lazarettzüge vorüber nach allen Richtungen. Kamen um ½ 11 Uhr in Saulmory an, ging auf die Fernsprechstelle & telefonierte an die 7. Res. Div., erhielt aber keine Auskunft. Von der Ortskommandantur erhielt ich nach 1 ½ Stunden die Nachricht, daß noch 15 Mann in Mouvauz (Anm. Murvaux) liegen. Gingen dann bis zur Straßenkreuzung Sassey-Milly (Anm. sur-Bradon). Als wir hier unser Brot anzehrten kam der Feldw. der 1./ & 2./ Kompagnie zu uns. Da hörten wir dann daß die ganze Bagage den Amerikaner geschnappt hat & die Komp. wieder bei Haumont in Stellung sei mit 6 M.G. Der Rest liege in Fontaine (Anm. Saint-Claire) im Waldlager, wo wir voriges Jahr auch waren, nach dem Rückzug bei Forges. Hatten noch 2 Stund zu gehen & kamen um 4 Uhr an. Fassten Kartoffeln & Büchsenfleisch, was wir zu einem recht schmackhaften Mittagessen kochten. Als gegessen war, mußten wir uns zum Abmarsch nach Murvaux fertig machen. Konnten alles aufladen. Auf dem Marsch erzählt mir Gomm, wie es beim Rückzug zugegangen ist. Meine Kiste mit Hemd, Seifen, Schokolade & Briefpapier, sowie einige Feldpostschachteln erhielt auch der Amerikaner. Von den Mannschaften haben nur die meisten, was Sie auf dem Leib hatten. Die Herren hätten sich wieder ganz kopflos benommen. Der eine wollte vor den anderen zurück mit den Leuten. Kamen 6 Mann in eine Stube bei der Küche & neben der Schreibstube. Holten etwas Weizen & legten uns schlafen, war recht müde. Erhielt einen Brief vom lb. Bruder & einen von Joh. Abt. Das war wieder ein schwerer Tag.

– 02. Oktober, Mittwoch Murvaux

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, es ist gegen Morgen kühl geworden in unserer Bude drinnen. Machten nach dem Morgenkaffee Arbeitsdienst. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & gelesen. Die Mannschaft machte dann Holz klein für die Küche. Bekam heute Dienst & Wache. Mit der Post eine Karte vom Talheimer Hugo & ein Päckchen mit Weißbrot & Rauchfleisch von Lene Gramling erhalten. Der Tag war recht unruhig an der Front & schweres Artilleriefeuer gegenseitig. Legte mich um ½ 9 Uhr schlafen, war müde.

– 03. Oktober, Donnerstag

Nach gutem Schlafe um ½ 6 Uhr aufgestanden, der Feind setzte schon sein Artilleriefeuer hinter Murvaux. Packten in Ruhe unsere Sachen zusammen & faßten dann Kaffee. Als wir am Essen waren, fiel die erste Granate ins Dorf. Nun gings aber auf der Straße los, alle Fuhrwerke wollten zuerst zum Dorf hinaus. Ich nahm in Ruhe meinen Tornister auf den Rücken & den Brotsack in der einen Hand, in der anderen eine Wurstbüchse, die stehen geblieben war. Der Koch Gölz nahm ein Kochgeschirr mit Kaffee & so gingen wir los. Als wir vom Dorf eine Viertelstunde entfernt waren, saßen wir ins Gras & frühstückten kräftig. Sahen ins Dorf, wie der Feind alles unter Feuer nahm, dabei kam aber immer noch Fahrzeug um Fahrzeug von Milly hindurch gefahren. Nahm dann meinen Affen auf den Rücken & gingen der Komp. nach. Trafen dann die 2./ M.G.-Komp. & lud dort meinen Affen samt Brotsack auf. Fuhren über Mouzay, Baâlon & Louppy (Anm. sur-Loison) ins Waldlager von Remonville & kamen um 4 Uhr recht müde an. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch. Dann die Baracke gesäubert & eingerichtet für Nachtquartier. Legte mich um 8 Uhr in die Falle, denn ich war recht müde geworden. Mit der Post nichts erhalten. An der Front sehr lebhaftes Artilleriefeuer. Das Wetter war schön & warm.

– 04. Oktober, Freitag – Remonville

Nach gutem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle, die ganze Nacht hielt das Artilleriefeuer sehr stark an. Nach dem Morgenessen meine Leibwäsche gewaschen. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch. Dann meine Leibwäsche fertig gemacht. Mit der Post ein Päckchen mit Weißbrot von Lene Gramling erhalten. Der Tag war vorne sehr unruhig, aber schönes Wetter. Miorin kam heute ins Lazarett nach Juvigny (Anm. -sur-Loison).

– 06. Oktober, Sonntag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, hab heute Dienst, weil Sonntag war, nur der notwendigste Arbeitsdienst. Ich packte meine übrigen Sachen zusammen & schickte sie mit Benzinger, der in Urlaub fuhr, nach Hause. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben, den lb. Eltern einen, sowie einen an Lene Gramling & mein Tagebuch. Dietz stürzte heute vom Fahrrad & kam ins Lazarett. Mit der Post eine Karte vom lb. Bruder erhalten. Der Tag war recht schön & warm, an der Front lebhaftes Artilleriefeuer den ganzen Tag über. Nach dem Abendbrot Zeitung gelesen, legte mich um 9 Uhr in die Falle.

– 07. Oktober, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, die Nacht war vorne unruhig & über uns surrten die feindl. Flieger. Nach dem Morgenkaffee einen Kartenbrief an Feldgeistlichen Steinert, einen an die lb. Schwägerin geschrieben. Mittagessen: Graupen & Büchsenfleisch. Dann Zeitung gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Von 3 – 5 Uhr Arbeitsdienst & Patronen richten. An der Front lebhaftes Artilleriefeuer den ganzen Tag über. Mit der Post leider nichts erhalten. Bekam heute Wache & Komp.-Dienst.

– 08. Oktober, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle, ½ 8 Uhr Kaffee fassen lassen. Nach dem Morgenkaffee Arbeitsdienst eingeteilt. Schrieb dann an Hugo Danner & Joh. Abt je eine Karte. Mittagessen: Kraut & Büchsenfleisch. Von 2 Uhr ab M.G. reinigen in der Baracke. Böhmler & Leger fuhren in Urlaub & Scheffler, Nagel & Hüls kamen vom Urlaub zurück. Seitel, Feucht & Schrade meldeten sich in Stellung krank & kamen ins Lager. Hüls (Anm. Hils) Nagel & Weißschuh mußten dann um 5 Uhr mit mir in Stellung als Ersatz für diese. Kamen um 8 Uhr im Stollen an & um ½ 9 Uhr ließ Lt. Götz schon alarmieren & höhere Gefechtsbereitschaft ansagen bis um 1 Uhr. Legte mich dann schlafen bis 5 Uhr, es war die ganze Nacht sehr unruhig & schweres Artilleriefeuer auf dem Abschnitt.

– 09. Oktober, Mittwoch – Haraumont-Rücken

Um ½ 7 Uhr kam Lt. Gix & wir mußten die Stellung besetzen wegen den Naben. Einer nach dem anderen macht dann sein Gepäck marschfertig, brachte es zum M.G.-Stand mit. Nach 9 Uhr kamen schon die ersten Angsthasen gelaufen & sagten, der Franzmann sei im Anmarsch, die Kronprinzenhöhe (Anm. Höhe  371) hätte er überschritten. Lt. Götz brachte dann die Meldung, daß der Feind von links durchgebrochen & in Anmarsch sei. Wir sahen die ersten um 12 ¼ Uhr die Höhe überschreiten, hatten aber kein Schußfeld, weil die eigenen Kameraden noch vor uns lagen. Um 9 ½ Uhr gingen die unseren zum Gegenangriff vor, eine Höhe wurde zurück erobert. Dann kam der Franzmann mit zirka 150 Fliegern & die warfen Katterbomben & auch Flugblätter auf unsere Linien bis zu uns zurück. Es standen unsere Verluste darinnen vom Monat Sept. mit 192000 Gefangene an der Westfront. Um 6.30 Uhr ging das Sturmbatl. Nr. 5 nochmals vor zum Gegenstoß & holte die zweite Höhe, sowie Sivry zurück. Wir waren bis 8 Uhr am Stand & stellten dann Doppelposten & M.G.-Stand. Der Nebel hielt sich bis mittags 2 Uhr, dann schön hell & auch warm. Holten um 4 Uhr unsere Graupensuppe & Büchsenfleisch. Um 9 Uhr Abendbrot & Furagieren. Dann mein Tagebuch geschrieben. Legte mich um 11 Uhr auf die Falle, denn ich war sehr müde vom vielen Laufen.

MG-Stand auf dem Haraumont-Rücken, rechts im Bild die Kronprinzenhöhe bei Sivry

– 10. Oktober, Donnerstag

Nach schlechtem Schlafe um 4 Uhr von der Falle & den Ofen geheizt, denn in den Betonstollen ist es gleich wieder kalt. Um 8 Uhr nur noch 1 Posten gestellt, um 10 Uhr griff der Amerikaner links wieder an. Wir gingen in Stellung & besetzten. Das Sturmbatl. Nr. 5 & das zur Verstärkung eingesetzte Inf.  Regt. Nr. 207 warf den Feind in seine Ausgangsstellung zurück. Mittagessen: Blaukraut & Rindfleisch. Nachmittags war es bis um 4 Uhr ordentlich, dann setzte so schweres Artilleriefeuer auf unseren Abschnitt ein, daß meine Post. am M.G.-Stand ausziehen mußten. Ging dann selbst mit vor, denn es wollte keiner recht mehr ran. Rings um den Stand waren Granatlöcher von 5 & 6 cbm Erdaushub, mindestens 18er Granaten. Gegen Abend kam der Stab des II./ Batl. Inf. Regt. 207 in unseren Stollen. Der Adjudant wollte uns ausschmeißen, doch ich sagte ihm die Meinung & so konnten wir drei Fallen belegt lassen & den halben Stollen. Waren jetzt so 20 Mann in 12 qm Raumgehalt. Um 7 ½ Uhr das M.G. nachgesehen, da dasselbe halb verschüttet war. Legte mich um 11 Uhr auf die Falle. Mit der Post leider nichts erhalten.

Skizze
Skizze zu den Kämpfen im Oktober 1918 bei Sivry-sur-Meuse

– 11. Oktober, Freitag

Nach schlechtem Schlafe um 2 Uhr von der Falle, denn die Mannschaft wollte doch auch ein wenig schlafen. Gefr. Scholpp wurde verschüttet & klagt Schmerzen am Oberarm. Bei Tagesanbruch das M.G. nachgesehen so gut es Tag war, am M.G.-Stand sieht es schlimm aus, ein Granatloch am anderen. Ging dann mit 5 Mann vor & bauten den Stand wieder auf. Dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief & den lb. Eltern eine Karte geschrieben, sowie mein Tagebuch. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Dann das M.G. & die Munition nachgesehen, war alles mit Dreck überzogen. Um 3 Uhr kam Lt. Gix, denn da wir wieder mal zu einem anderen Regt. gehören, müssen wir auch wieder voraussichtlich unsere M.G.-Stände verlegen. Wir machten uns zum Abmarsch bereit, aber es kam dann kein Befehl. Um 7 Uhr kam auf einen Tag Verpflegung. Erhielt mit der Post einen Brief von den lb. Eltern, einen von der lb. Schwägerin & den dritten von Frau Abt, sowie ein Päckchen mit Weißbrot von Lene Gramling. Den Tag über wurde es gar nicht helle, immer Nebel, dabei aber doch auf dem ganzen Gelände Störungsfeuer. Mußte heute sehr viel laufen & war auch recht müde als ich um 10 Uhr mich hinlegte.

– 12. Oktober, Samstag

Nach schlechtem Schlafe um 12 ½ Uhr wieder aufgestanden, da wir zu sechs Mann nur zwei Fallen noch belegen können. Legte mich dann nochmals 2 Stunden von 2 bis 4 Uhr hin. Die Nacht war auch so unruhig wie der Tag. Um 4 Uhr ging der Stab von Rgt. 207 weiter vor, zum Besetzen des vorliegenden Waldes wurden Sie um 6 ¼ Uhr eingesetzt, doch jetzt ist der Stollen wieder mit den zurückgebliebenen Funkern überfüllt. Gegen Mittag kam die Nachricht, daß die Unternehmung der 207er gelungen ist. Der Kapellenberg ist wieder in unseren Händen. Unsere Artillerie schoß aber auch ununterbrochen was zum Rohr raus konnte. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch. Dann die M.G. nachgesehen & mein Tagebuch geschrieben, mit der Post leider nichts erhalten. Legte mich um ½ 10 Uhr auf die Falle, war rechtmüde. Den ganzen Tag ging der Nebel nicht weg.

– 13. Oktober, Sonntag

Heute Sonntag, die Nacht war ruhig und ich schlief zum erstenmal hier ordentlich. Nach dem Morgenkaffee M.G. reinigen. Als ich dann Meldung beim Komp.-Führer machte, kam ein Artillerist & sagte: Es ist soeben Meldung gekommen, daß das Feuer eingestellt wurde, denn unsere Bedingungen seien angenommen & ein baldiger Waffenstillstand zu erhoffen. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben & einen an die lb. Eltern, sowie mein Tagebuch. Machte dann noch einen Erkundungsgang an die Maashöhe von Sivry. Nach dem Abendbrot gelesen. Mit der Post zwei Briefe vom lb. Bräutchen erhalten ( 1 v.d. M.G.Schule z.).

– 14. Oktober, Montag

Nach schlechtem Schlafe um 4 Uhr von der Falle, denn der Amerikaner schoß, was zum Rohr raus konnte. Nach dem Morgenkaffee M.G. & Munition nachgesehen. Im Laufe des Vormittags löste Lt. Kaspar Lt. Götz ab, Scholderer übernahm den Zug Kasper im Maastal bei Sivry. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Richtete dann ein Päckchen für mein Bräutchen & eines für die lb. Eltern, dann mein Tagebuch geschrieben. Den Nachmittag lag sehr schweres Artilleriefeuer auf unserem Abschnitt. Nach dem Abendbrot auf die Falle gekrochen, hatte recht Schlaf. Mit der Post nichts erhalten. Der Tag war naß & neblig, hatte den ganzen Tag kalte Füsse.

– 15. Oktober, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 6 Uhr aus der Falle. Mach dem Morgenkaffee eine Erkundung nach rechts gemacht, da sieht es sehr traurig aus. Das ganze Glände ist wie umgegraben, ein Granatloch größer wie das andere. Um 10 ¼ Uhr machte der Feind seine schwersten Feuerüberfälle auf unseren Stollen. Die nächste Granate saß 3 Meter vor dem Stolleneingang. Wir gingen alle in den Stollen & fühlten uns dort sicher. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch. Um 2 Uhr fing der Amerikaner wieder an in die Nähe unseres Stollens zu schießen, so daß niemand den Kopf rausstrecken konnte. Die Telefonisten wurden nicht mehr fertig mit Leitung flicken & zogen dann um ½ 5 Uhr aus mit Sack & Pack. Jetzt haben wir doch Platz, Gott sei Dank. Mit der Post einen Kartenbrief v. Feldgeistlichen von Florenville erhalten. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben.

Gelände bei Sivry-sur-Meuse

– 16. Oktober, Mittwoch

Nach schlechtem Schlafe um 4 Uhr aus der Falle, hatten die ganze Nacht Regen & jetzt Wasser im Stollen bis zur unteren Drahtfalle. Wollten eine Wasserpumpe holen, aber es war so finster, daß wir den Weg verloren & leer zurück mußten. Bei Tagesanbruch gingen wir dann wieder, aber wir fanden nichts rechtes, immer paßte kein Schlauch dazu, überall Kriegsbruch. Kamen recht naß zurück, dann mit Wassereimern getragen bis zum Mittag. Es waren 600 Eimer ohne daß ein Senkloch stehen geblieben. Mittagessen: Graupensuppe, heute machte jeder sein Kochgeschirr leer, denn das Wassertragen gab Hunger. Dann den Stollen sauber gefegt & in zwei Öfen gefeuert, doch es kam immer wieder Wasser nachgelaufen. Ich war auch ganz durchnäßt. Schrieb dann am lb. Bräutchen einen Kartenbrief & einen an Th. Langer in Neckargerach. Dann Pakete zusammen gemacht, 1 am lb. Bräutchen, 2 den lb. Eltern, 1 Th. Langer mit Tabak. Der Amerikaner war heute ruhig nur einige Feuerüberfälle. Nach dem Abendbrot mein Tagebuch geschrieben & Zeitung gelesen. Mit der Post nichts erhalten. Immer Regen & Nebel.

– 17. Oktober, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um 5 Uhr aufgestanden & mein Hemd gewaschen, denn die Läuse brachten mich aus der Ruhe. Nach dem Morgenkaffee mußten wir wieder das Wasserloch leeren. Dann M.G.-Reinigung, Feil mußte wegen schlechter Schuhe zur Komp. Mittagessen: Kohlraben & Rindfleisch, war schlecht gekocht, wenn man nicht so Hunger hätte, würde man alles stehen lassen. Dann an Lene Gramling einen Kartenbrief geschrieben & mein Tagebuch. Nach dem Abendbrot war der Amerikaner sehr lebhaft. Mit der (Anm. Post) leider nichts erhalten. Legte mich um ½ 10 Uhr schlafen.

– 18. Oktober, Freitag

Hatte einen recht unruhigen Schlaf & stand um 4 Uhr wieder von der Falle auf, gegen Morgen wurde es ruhig. Holten um 10 Uhr das M.G. herein zum Reinigen, war höchst nötig. Heute kamen noch Österreicher zwischen uns herein & ich erkundigte mich um den Anschluß & ihre Gefechtsaufgabe. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann mal einwenig geschlafen, anschließend M.G. reinigen. Um 5 Uhr kam Lt. Gix & sagte, wir sollen noch einige Tage aushalten, kämen dann in Ruhe nach Belgien, obs wahr wird. Mit der Post einen Brief von den lb. Eltern, einen v. lb. Bruder, 1 v. d. lb. Schwägerin & einen v. Wilh. Lepple erhalten. Heute Abend etwas ruhiger, legte mich um 10 Uhr auch schlafen.

– 19. Oktober, Samstag

Nach schlechtem Schlafe immer wieder aufgewacht, denn mir träumte einen rechten Dreck zusammen. Nach dem Morgenkaffee ein Päckchen mit Päcklesschnüren zus. gerichtet & mein Tagebuch geschrieben. Mittagessen: Kraut & Büchsenfleisch, war gut gekocht. Dann Patronenkästen reinigen & die Gurte nachgesehen. Richtete für die Eltern drei Päckchen mit allerhand Kleinigkeiten, die ich in den zerschossenen Baracken fand. Heute beim Furagieren mal gut Empfangen, was eben eine Seltenheit ist. Mit der Post nichts erhalten. Der Tag war hier ruhig. Um 10 Uhr hingelegt zum Schlafe.

– 20. Oktober, Sonntag

Heute Kirchweihsonntag, an was denkt da nicht das Herz. Stand bald auf, wäschte mein lausiges Hemd, denn die Mitbewohner ließen mir die Nacht keine Ruhe. Hielt dann eine kleine Andacht, daß man auch weiß, daß es Sonntag ist. Die Pioniere hoben bei unserem Unterstand eine neue Stellung aus, es sind dabei sechs Pionier-Komp. beschäftigt. Eine schlechte Arbeit, da es ohnedem die ganze Nacht regnete. Mittagessen: Bohnen & Büchsenfleisch, war gut gekocht. Dann den lb. Eltern & am lb. Bruder einen Kartenbrief geschrieben. Mußte dann sämtliche Patronen nachsehen & die Kästen reinigen lassen, waren wie im Dreck gezogen. Blieb mir nicht mehr Zeit am Bräutchen einige Zeilen zu schreiben. Da wir Lichtmangel haben, legte ich mich um 8 Uhr auf die Falle. Der Tag war ruhig, aber recht Regenwetter, so daß das Wasser in Stollen lief.

– 21. Oktober, Montag Breheville

Um 2 Uhr erhielten wir Befehl bei Tagesanbruch Stellungswechsel zu machen. Mußten alles in die Küche tragen lassen & weiteren Befehl abwarten. Von Lt. Gix erhielt ich dann den Befehl nach dem Mittagessen nach Breheville zu marschieren & mich bei der 2./ M.G.K. oder Lt. Spang zu melden. Dann Zeitung gelesen & mein Tagebuch geschrieben. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch. Dann abgerückt, waren um 1 Uhr mit dem Fuhrwerk in Breheville & kamen in ein altes Haus als Unterkunft. Sind hier als Brigade-Reserve & immer alarmbereit, mit bespanntem M.G.-Wagen. Machte dann noch drei lb Päckchen mit den gefundenen Sachen, daß ich wieder leicht bekomme, sowie am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben. Nach dem Abendkaffee gleich in die Drahtfalle gelegt, denn ich war recht müde. Der Tag war für uns ruhig & das Wetter schön warm. Mit der Post eine Karte von Alois Sprang erhalten.

Breheville
Breheville

– 22. Oktober, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aus der Falle. Es waren die ganze Nacht sooft ich aufwachte feindl. Flieger über uns. Nach dem Kaffee meine Sachen gereinigt, dies recht nötig hatten, alles wie mit Dreck überzogen. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann mal Haarschneiden & Rasieren, denn man sieht nach 14 Tagen aus wie verwildert. M.G. & Fahrzeug reinigen. Mit der Post nichts erhalten, fassten von der Komp. jeder 2 paar Socken & eine Unterhose. Nach dem Abendbrot gleich zur Ruhe gegangen, denn ich will die Zeit hier gut benützen. Der Amerikaner schoß heute über uns hinweg nach Branderville mit recht schwerem Kaliber.

– 23. Oktober, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle, es ist gegen Morgen an der Front sehr lebhaft & die Granaten gehen schon surrend über uns hinweg ins Hintergelände. Jeder richtete seine paar Sachen zusammen, denn man ist keine Minute vor dem Abmarsch sicher. Richtete dann ein Päckchen für mein Bräutchen & eines für die Eltern mit lumpigen Socken. Mittagessen: Grützensuppe & Rindfleisch, war gut & reichlich. Von 2 Uhr ab Handwaffen reinigen. Ich schrieb dann am lb. Bräutchen & den lb. Eltern je einen Kartenbrief. Mit der Post einen Brief vom lb. Bräutchen erhalten. Legte mich nach dem Abendbrot sogleich zur Ruhe, an der Front immer recht lebhaftes Artilleriefeuer den Tag über.

– 24. Oktober, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle, alles zum Abmarsch gerichtet, denn es ist nicht zu trauen. Dann mal unsere Bude in Schuß gebracht & etwas Holunderbeeren & Kunsthonig eingekocht. Mittagessen; Dörrobst, war kaum zu genießen, so sauer. Dann kam Untoffz. Lanz mit 5 Mann & löste Gewehr Scholp ab, zum Entlausen & Einkleiden. Hatten dann Gasmaskenprobe im Reizraum. Meine Gasmaske hatte keine Klarscheibe & ich sah sogleich nichts mehr. Wenn da der Amerikaner vorne bei uns angegriffen hätte mit Gas, wäre ich unbedingt liegengeblieben. Dann mein Tagebuch geschrieben. Erhielten heute Licht & Feldpostkarten von der Kompagnie, aber leider keine Post. Das Wetter war schön trocken.

– 25. Oktober, FreitagLouppy-sur-Loison

Nach ruhigem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle, die Nacht war sehr ruhig & hell. Nach dem Morgenkaffee kam Lt. Windmaier 2./ M.G.K., der von gestern ab unsere Komp. führt, da Lt. Dobler gestern nach Deutschland zum Ersatzbataillon abgegangen ist, dem weint keiner nach. Dann gab er mir die Befehle zur weiteren Ablösung beim Zug. Schrieb dann einen Kartenbrief an W. Lepple, Karte an Alois Sprang & Vetter Hugo, sowie mein Tagebuch. Mittagessen: Wirsingkraut & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben & der lb. Agnes ein Päckchen mit Lesestoff zusammengerichtet.. Um 3 Uhr kam Scholpp von der Komp. zurück & ich ging mit einer Bedienung zum Entlausen & Baden, sowie Einkleiden nach Louppy zu Komp. Konnten unsere Sachen der 2./ Komp. aufladen, die Post gebracht hatten & ich saß auch auf. Waren um ½ 6 Uhr bei der Komp. Mußte leider gleich hören, daß mein Tornister samt den Teppichen, Hausschuhe & alles, Hemd, (Socken, 3  Paar) Unterhose, Schnürschuhe, Drilchanzug, Gebetbuch, 2 Tafeln Schokolade, Schreibpapier, Hosenträger & noch Verschiedenes verschwunden ist. Habe mich zuerst recht aufgeregt, denn jetzt habe ich nur ein altes, lumpiges Hemd & Unterhose auf dem Leib. Legte mich zum Vergessen gleich schlafen & zwar über einem Pferdestall auf Holzwolle & Teppiche holte ich mir 2 Stück vom Hartmann, dies ist traurig aber wahr, es stiehlt aber wer, nur Zeit hat. Mit der Post leider nichts erhalten.

– 26. Oktober, Samstag

Nach schlechtem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, es war mir kalt geworden. Nach dem Kaffee zum Entlausen & Baden. Das Bad war recht, aber die Entlauserei ist nicht gründlich genug. Mittagessen: Dürrgemüse & Rindfleisch. Dann Mantel, Rock, Hose, Schnürschuhe, Tornister & 2 Unterhosen gefaßt. Dann zum Vesper Büchsenfleisch erhalten. Karl Schenk war auch da von der Fliegerwache Cesse. Um ½ 5 Uhr gingen wir auf das Bahnhöfle & fuhren mit einem Munitionszügle bis nach Jametz & von hier mußten wir noch 1 ¼ Stund gehen bis Breheville, wurde recht müde dabei. Nach dem Abendkaffee sogleich zur Ruhe gelegt. Der Tag war recht schön & auch warm, mit der Post leider nichts erhalten, es kommt sehr wenig Post eben & fast keine Pakete.

– 27. Oktober, Sonntag

Heute Sonntag, ging um ½ 7 Uhr aus der Falle & richtete mich zur Beicht & hl. Kommunion in der Kirche von Breheville. Beim Gottesdienst spielte die Musik der Ldstr. Batl. Kitzingen & es ist recht feierlich & erhebend zugegangen, was mir noch lange gedenken wird. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen einen großen Brief geschrieben, sowie einen den lb. Eltern & mein Tagebuch. Um 3 Uhr kam Vizfw. Scholderer & löste mich als Zugführer ab. Ich übernahm dann hier wieder das M.G. vier. Es gab heute Bayr. Bier v. Ldstr. Batl Kitzingen pro Lt. zu 30 ₰. Nach dem Abendbrot das Sonntagsblatt gelesen. Der Tag war recht ruhig & schön.

– 28. Oktober, Montag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle. Hatten von 8.30 bis 9.30 Unterricht & von 9.45 bis 10.45 Uhr Infanterieexerzieren. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch. Dann mein Tagebuch geschrieben. Von 2 Uhr ab M.G. reinigen. Machte dann zwei Paket für den lb. Vater zurecht mit Rauchmateralien & etwas Leder. Dann einen Spaziergang gemacht. Heute ist’s den ganzen Tag sehr lebhaft. Der Feind schießt mit seiner Artillerie bis 100 M von unserem Quartier weg auf die Höhe. Mit der Post zwei Pakete & ein Brieflein vom lb. Bräutchen erhalten. Legte mich bald zur Ruhe.

– 29. Oktober, Dienstag

Nach ruhigem Schlafe um ½ 7 Uhr aus der Falle, macht das Stückchen Fleisch fertig zum Frühstück vom lb. Bräutchen, denn man kann es nicht länger aufhelfen (Anm. wahrsch. aufheben), schmeckte mir recht gut. Von 8.30 – 9.30 Uhr Unterricht, von 9.45 – 10.45 Uhr M.G. Exerzieren. Mittagessen: Bohnen & Rindfleisch. Dann am lb. Bräutchen ein Brieflein geschrieben, sowie einen den lb. Eltern. Habe heute beim Feueranzünten mein Taschenmesser samt dem Holz ins Feuer geworfen & verbrannt, so ist jeden Tag was anderes kaputt vom alten Zeug, wollen hoffen, der Krieg auch so schleifen geht & zwar recht bald. Nach dem Abendbrot seit langer Zeit mal wieder Karten gespielt. Mit der Post nichts erhalten. Der Tag war ruhig & auch das Wetter recht schön.

– 30. Oktober, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aus der Falle, gegen Morgen wird es halt in unserer Bude recht kalt. Von 8.30 bis 9.30 Uhr Unterricht, von 9.45 bis 10.45 M.G. Exerzieren im Gelände. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch, war recht dünn. Dann kam die Nachricht, daß auch der Österreicher & der Türke Waffenstillstand geschlossen hätten. Dann ein Paket für mein lb. Bräutchen gerichtet für ein paar Hausschuhe. Beim Furagieren stimmte es wieder nicht mit der Kampfzulage & wir wurden bei lt. Spang vorstellig, der Abhilfe versprach, mit der Post ein Brieflein von Lene Gramling & eines von Joh. Abt erhalten. Leider war die traurige Nachricht dabei, daß Wilh. Fleck gefallen ist. Als wir uns legen wollten, setzte uns der Feind Art.-Feuer ins Dorf.

– 31. Oktober, Donnerstag

Konnte nur ganz wenig schlafen, denn der Feind hielt heute Nacht sämtliche Zufahrtswege unter Granatfeuer. Wir waren keine Minute vor dem Abmarsch & aber auch vor den Granaten sicher. Gegen Tagesanbruch war es am stärksten. Wir holten um 6 Uhr unseren Kaffee, dann marschbereit. Machten zum Zeitvertreib ein Kartenspiel. Den ganzen Vormittag war es sehr lebhaft & zwar setzten die Feinde ihre Granaten sehr weit ins Hintergelände auch ins Ort Breheville. Mittagessen: Kraut & Rindfleisch, war gut gekocht & reichlich. Nach dem Essen kam der Befehl, daß wir die Scharfschützen Nr. 43 in Stellung ablösen müssen & zwar im Laufe des Nachmittags. Abmarsch nach 2 Uhr mit den Fahrzeugen, die bis auf die Strasse Sivry – Reville (Anm. -aux-Bois) vorfuhren. Hatten von hier aus nur noch 1 km bis zu unserem M.G.-Nest zu gehen am Waldrand bei der Sillon-Fontain-Ferme. Die Scharfschützen warteten schon mit Schmerzen auf uns, denn denen hatte der Franzmann heute Nacht Ihre Baracke über dem Kopf weggeschossen, hatten somit Ihre Sachen im Freien herumliegen. Wir machten eine Wellblechüberdachung am Stolleneingang. Der Stollen hatte je 10 Rahmen & 3 ½ m Deckung drauf. Auf dem Anmarschweg hatten wir viel Glück, denn es war trübes Wetter & alle Granaten gingen über die Straße weg. Kaum waren wir eingezogen, so kam schon Lt. Spang, stimmte alles & er war zufrieden mit uns. Mit der Post leider nichts erhalten. Legte mich um 11 Uhr auf einem Stollenbrett schlafen. Scholderer, der auch bei mir im Stollen ist, neben mir.

Gefechtsstand nahe Sivry-sur-Meuse

– 01. November, FreitagSillon-Fontain-Ferme – hoher Eichberg

Fest Allerheiligen. Der Franzmann schoß abwechselnd Gas & leichte Granaten um unsere Wohnstollen. Um ¾ 5 Uhr setzte Trommelfeuer ein & wir machten uns gefechtsbereit. Es war sehr dichter Nebel, der nicht wegging den ganzen Vormittag. Um ½ 6 Uhr gingen zwei Mann zum Kaffee holen & als dieselben um 10 Uhr nicht zurück waren, schickten wir nochmals zwei weg zum Suchen der ersteren, da wir annahmen, daß sich dieselben verlaufen hätten. Dieselben brachten aber die Meldung, daß Nagel Jak. Gasvergiftung & Früh Wilibald vom Kaffee verbrüht worden ist, da ein Granatsplitter in den Essensträger schlug. Mittagessen: Grützensuppen & Rindfleisch, war sehr wenig. Gegen Abend wurde es sehr lebhaft, vor uns an der ganzen Front. Scholderer brachte bei einer Patroullie ein Amerikanisches M.G. mit zurück, von dessen letzten Vorstoß, war ganz gut im Stand & noch gutes Öl in den Handgriffen. Nach dem Abendbrot sogleich zur Ruhe gegangen, denn ich war müde geworden von dem lausigen Fallenbauen. Mit der Post leider nichts erhalten, als Zeitung.

– 02. November, Samstag

Nach ordentlichem Schlafe um 6 Uhr von der Drahtfalle, zog mein lausiges Hemd aus & die Unterhose zum Waschen. Es ging der Nebel den ganzen Vormittag nicht weg & deshalb sehr unruhig auf der ganzen Front. Mittagessen: Graupensuppe & Rindfleisch, war gut & reichlich gekocht. Gegen 1 Uhr war meine Leibwäsche schon trocken & ich flickt dieselbe, denn ich habe keine andere mehr zum Anziehen. Dann mein Tagebuch geschrieben & eine Karte an Joh. Abt, sowie den lb. Eltern. Gegen Abend wurde es etwas ruhiger, denn es regnete. Mit der Post nichts erhalten. Es ging heute die Rede herum, als wenn der Deutsche Kaißer abgedankt hätte? Legte mich um 8 Uhr auf die Falle & konnte auch recht gleich Schlafen, war recht müde geworden.

– 03. November, Sonntag

Nach gutem Schlafe um 6 Uhr aus der Falle. Kaum hatten wir Kaffee getrunken, fing der Franzmann an zu Trommel. Dann kam die Nachricht, daß bei den 35ger der Feind eingebrochen sei. Wir besetzten die Reservestellung. Als alles gerichtet war, kam schon Lt. Spang & revidierte uns. Er ging aber auch ganz vor zum Zug Messmer, Respekt vor Ihm. Gegen Mittag kam der Befehl: Stellung halten, unsere 1. Linie vom Gegner besetzt. Dann wurden wir mit Granaten überhäuft. Gegen 1 Uhr wurde unser Zugführer Scholderer durch drei Granatsplitter verwundet. Einer am linken Handgelenk, ein am rechten Zeigefinger & einen an der Schläfe. Ich verband ihn regelrecht & er freute sich, daß er bald zu Frau & Kind nach Hause kommt. Ich übernahm wieder den Zug & blieben trotz Granatfeuer in derselben Stellung. Gegen ½ 5 Uhr kam Lt. Gix, Er fragte, wie es ginge & wir sollen noch einige Tage aushalten bis zum 10. d. Mts. hätten wir Waffenstillstand. Bei Einbruch der Nacht wurde es ruhig & wir bauten auf Befehl ab. Ein Posten blieb bei jedem Gewehr zurück. Mittagessen erhielten wir recht spät, es gab: Dörrgemüse & Rindfleisch. Gegen Abend erhielt noch Schütze Fink eine Schürfung durch Granatsplitter am Gesäß, aber ungefährlich, die Granate war in allernächster Nähe gegen uns krepiert. Mit der Post nichts erhalten. Da ich die Leute schonen wollte, übernahm ich selbst die Wache bis gegen Mitternacht. Schrieb derweil am lb. Bräutchen einen großen Brief & mein Tagebuch. Um 8 Uhr fing es an kräftig zu regnen, ich machte aber ein Feuer wie eine Hölle in den Ofen. War sonst soweit ruhig, bis auf mäßiges Art.-Feuer.

– 04. November, Montag

Nach Mitternacht zur Ruhe auf die Drahtfalle gelegt, Engelhardt hat die Wache. Konnte leider sehr schlecht schlafen, war immer wieder wach & hatte zu träumen. Um 5 Uhr von der Falle & Kaffee gewärmt zum Frühstück. Schrieb dann meine Frühmeldung für den Komp.-Führer. Konnte dieselbe nicht sogleich abschicken, da auf dem Weg dorthin schweres Art.Feuer lag. Gegen 7 Uhr bracht eine Ordonanz des Komp.-Führers eine Meldung, dem ich dann die meinige mitgab. Kaum war der Mann weg, gings Feuer wieder vor unseren Wohnstollen. So um ½ 8 Uhr kam die Bedienung Engelhardt zu uns in Eingang gesprungen & schrie: helft uns doch, wir haben einen Volltreffer vor den Stolleneingang erhalten, verbindet doch den Stutz, der schwer verwundet ist. Ich verband denselben mit 2 ½ Verbandspäckchen & als ich das letzte zubinden wollte, ging auch direkt eine Granate vor unseren Eingang. Jetzt kam natürlich die Verwirrung, denn das Explodieren erzeugte wieder Gas & die Leute konnten von der ersten Granate kaum noch schnaufen. Ich rief: alles nach links heraus ins Freie springen, denn das Granatfeuer lag bis jetzt nur vom Stollen nach rechts herüber bis zu den M.G.-Ständen. Kaum waren wir alle heraus, setzte das Feuer auch nach links & wir mußten springen was nur jeder vermochte & so aus der Feuerwalze herauszukommen. Als dies nicht mehr ging, legten wir uns an einen Rain & ließen die Walze vorüber. Dann schickte ich Feil & Mannsperger mit Stutz weg. Wir anderen gingen zu den M.G.-Ständen. Als dann etwas ruhiger geworden, holten wir unser Gepäck, da sah es recht bitter aus am rechten Eingang, eine ganze Verwüstung. Links bei uns ging es noch einigermaßen, aber auch noch alles voller Gas. Dann kamen Engelhardt & Mannsperger, ersterer klagt über Gas, letzterer im Kreuz hätte er sehr Schmerzen & könne sich nicht bücken, da es ihm an den Felsen geschmissen hat. Schickte beide zum Komp.-Führer & keiner kam zurück. Waren jetzt noch bei jedem M.G. drei Mann samt mir. Gegen ½ 10 Uhr griff der Feind rechts an & kam auch etwas vor, dem Feuer nach. Ich ging nach rechts zu dem Minenwerfer & sah mir die Gegend genau an, denn es war schon recht helle & von dort hatte man Sicht auf den Hohen Eisenberg. Auf dem Rückweg erhielt ich M.G.-Feuer & mußte schwer springen. Gegen 11 Uhr wurde unser Abschnitt tatsächlich mit Granaten aller Kaliber beschüttet. Wie die Mäuse saßen wir in unseren Löchern. Als vorüber war kam Lt. Spang & sah nach uns. Er gab mir die Hand zum Gruß & ich meldete die Ereignisse. Zuerst sprach er uns Mut zu & dann sagte er, auf Ablösung ist nicht zu hoffen. Wer verwundet oder krank ist, wird weggeschickt & dann Meldung gemacht, daß er nur noch soviele M.G. besetzt halten könne. Er schicke uns einen V.Feldw. als Zugführer. Das so aber nicht heißen, daß er mit mir nicht zufrieden sei, sondern im Gegenteil. Er habe nur keinen Unteroffizier als Gewehrführer zur Verfügung & so seien wir doch wieder 1 zu 2 an jedem Gewehr. Das Essen werde er uns durch seine Ordonnanz holen lassen. Der Mann brachte um 2 Uhr Graupensuppe & Rindfleisch, war aber leider fast kalt, doch der Hunger ist der beste Koch. Gegen 3 Uhr kam wieder auf unseren Abschnitt ein Trommelfeuer meistens ganz schwere, meine Bedienung wollte nach rückwärts Stellungswechsel machen, doch ich überredete sie wieder zum Bleiben. Erhielt aber auch von einer nahe beim Loch krepierten Granate einen Stein an die linke Backe geschleudert, doch nicht gefährlich. Um 4.20 Uhr kam V.-Fw. Natterer der 2./ M.G.-Komp. als Zugführer zu uns. Er war bis jetzt krank bei der Komp. dahinter. Er erzählte uns wie es dort zugeht. Der Feind schieße nach Louppy & gestern Abend seien die beiden M.G.-Bagagen mit den Dienstzimmern nach Iré-le-Seckt (Anm. Sec) zurückgewandert. Hatten aber bis jetzt noch kein Quartier. Sie seien in der Kirche auf den Bänken geschlafen. Das Feuer ließ dann etwas nach, doch um ½ 6 Uhr kam von uns Verstärkung & dann fing unsere Artillerie an was zum Rohr raus ging & immer wurde wieder das Zeichen: ,Zu kurz’ zurück gegeben. Der Franzmann schoß dann Gas zurück, als der Gegenstoß einsetzte & wir brauchten die Gasmaske zum ersten Mal hier in 5 Tagen. Um 7 Uhr wurde es ruhiger, wir sollen wieder vorne in der alten Stellung sein. Was das für Leute kostete, für den Feind besonders viel. So gegen ½ 8 Uhr ließen wir zwei Mann bei den Ständen & gingen in den linken Stolleneingang, der noch ordentlich war. Nach dem den Kaffee gewärmt & getrunken war, legte ich mich auf die Falle, Natterer übernahm die Wache bis Mitternacht. Mit der Post  den so lange erwarteten Brief von den lb. Eltern erhalten. Derselbe war am 27. Oktober in Deutschland abgestempelt.

– 05. November, Dienstag

Nach ordentlichem Schlafe um ¼ 1 Uhr die Wache übernommen. Zuerst gelaust, dann den lb. Eltern einen Kartenbrief geschrieben & mein Tagebuch. Um ½ 6 Uhr alles geweckt & fertig gemacht zum Kaffee & dann ging ich & Schütze Köhler zum Arzt, denn ich habe immer Atembeschwerden. Als wir aber untersucht werden sollten, kam ein Schwerverwundeter nach dem anderen, da unsere aber einen Gegenstoß machten & der Arzt war auch nicht mehr sicher vor den kommenden Granaten in seiner Wellblechbaracke. Er schickte uns deshalb zur Komp. zurück mit Schonung. Auf dem Weg zum Lt. Spang wurden wir recht mit Granaten bedacht, denn wir mußten durch die Krimhildstellung. Hier ruhten wir uns aus & ich brachte beim Gepäck holen am V.-Fw. Natterer Befehl. Als ich zum Zug kam, hatte am rechten M.G.-Stand eine Gasgranate eingeschlagen. Scholpp & Eulert kamen ganz entsetzt angesprungen, denn jeder hatte ordentlich Gas erwischt. Natterer schickte sie mit dem M.G. zum Komp.-Führerstollen & blieb mit Fauser & Fink allein in Stellung, bis weiterer Befehl folgt. Beim Rückweg zum Komp.-Führerstollen hatten wir Glück, denn immer wieder kam Granate auf Granate in aller nächste Nähe angeflogen, war recht froh als wir im Stollen waren. Von den Ordonnanzen erhielten wir Mittagessen: Bohnen & Rindfleisch, es schmeckte recht gut, denn wir hatten gehörig Hunger seit heute früh. Um 4 Uhr kam die Verpflegung & wir luden unser Gepäck auf, ich konnte auch aufsitzen. Der Fahrer ließ ordentlich laufen, aber das ist ein recht weiter Weg bis 3 km vor Montmedy zurück. Ich schlief öfters ein vor Müdigkeit & der Hinderen (Anm. Gesäß) tat mir unheimlich weh. Um 8 Uhr waren wir bei der Komp. & ich meldete mich beim Komp.-Führer. Derselbe sagte noch, wie es zugegangen sei die letzten Tage. Legte mich sogleich zur Ruhe aufs Stroh, war zum Umfallen müde. Mit der Post nichts erhalten, das Wetter war naß & kalt dabei.

– 06. November, Mittwoch – bei Montmédy

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aus dem Stroh & Kaffee getrunken. Um ½ 9 Uhr gingen wir 8 Mann stark zum Revierdienst nach Montmedy. Der Arzt schrieb aber leider alle nur schonungskrank. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Büchsenfleisch. Bolch von Gundelsheim brachte mir ein Paket vom lb. Bräutchen aus dem Urlaub mit. Er sollte gestern auch in Stellung als Koch, fiel aber auf dem Weg dorthin vom Wagen & das Rad ging ihm über beide Vorderarme, so daß er heute Mittag mit Freude ins Lazarett wegging. Schrieb dann am lb. Bräutchen ein Brieflein sowie mein Tagebuch. Mit der Post ebenfalls zwei Pakete an die Eltern abgeschickt. Post kam keine heute. Legte mich um ½ 8 Uhr ins Stroh.

– 07. November, Donnerstag

Nach unruhigem Schlafe um 7 Uhr aus dem Stroh. Dann nach dem Morgenkaffee mal gründlich gewaschen, war aber recht kalt. Dann den lb. Eltern ein Brieflein geschrieben & mein Tagebuch. Richtete am lb. Bräutchen ein Päckchen zus. Wie wir eben Nachricht erhielten, sind die unseren zurückgegangen bis auf Lissey & die Komp. muß Munition vorbringen. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Legte mich eine Zeitlang aufs Stroh. Auf der Straße vor nach Jametz immer Truppen im Vor- & Rückmarsch. Autokolonne auf Kolonne, alles im Rückmarsch mit Bagage. Mit der Post kamen im Ganzen drei Briefe. Gegen 7 Uhr kam ein Funkspruch, daß eine Abordnung von Berlin in die Schweiz abgegangen ist, zwecks Waffenstillstandsverhandlung. Legte mich um 8 Uhr zur Ruhe ins Stroh.

– 08. November, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 ½ Uhr aus dem Stroh. Nach dem Frühstück zum Arzt nach Montmedy gegangen. Hatte 37,9 Temperatur & bekam nochmals 5 Tage Schonung geschrieben. Mittagessen: Grützensuppe & Büchsenfleisch. Dann hieß es um 1 Uhr Abmarsch der Bagage nach links, alles fertig machen. Als soweit war, hieß es, erst Morgen in der Frühe gehen wir weg. Alles voller Unruhe & ohne Besinnung. Schiller ging gestern auch ins Lazarett wegen Homoritten, Schweizer & Halbherr wegen Gasvergiftung ebenfalls. Richtete den lb. Eltern noch ein Paket zus. mit etwas Leder & Zigarren. Das Wetter ist immer trüb & regnerisch. Von zu Hause keine Nachricht. Gegen 5 Uhr kam der Befehl sofort alles verladen & bei den Fahrzeugen antreten. Um ½ 6 Uhr Abmarsch nach Chauvency (Anm. -Saint-Hubert), war schlechter Weg & es regnete noch dazu. Kamen um 10.15 Uhr dort an, mußten uns einen Unterschlupf suchen für die Nacht. Bei zwei Burschen von einem Fliegerhauptmann konnten wir noch Platz finden in einer Baracke & heizten kräftig ein.

– 09. November, SamstagChauvency-Saint-Hubert

Saß bis ½ 3 Uhr vor dem Ofen & trocknete mich, dann noch auf eine Falle gelegt & geschlafen bis 8 Uhr. So gegen Mittag hatten auch die Pferde einen Stall zur Not. Mittagessen: Kartoffelsuppe & Büchsenfleisch. Dann kam Lt. Spang & unser Komp.-Führer von Stellung & suchten auch bei uns in der Baracke Unterkunft & ein Lager für die Nacht. Post kam keine fort & auch keine von der Heimat, ist recht lumpig eben mit den Nachrichten. Unsere Front wird jeden Tag um etwas zurückgenommen. Das Wetter ist heute etwas besser & nicht kalt. Morgen sollen auch wir wieder weiter zurück. Legte mich um 8 Uhr auf den Strohsack & schlief bis 11 Uhr. War sehr unruhig auf den Straßen.

– 10. November, Sonntag

Heute Sonntag, stand um 5 Uhr auf & braute mir einen Grog zum Zwieback. Dann mein Gepäck verladen auf den Gewehrwagen. Um 8 Uhr Abmarsch über Malmaison (Anm. Allondrelle-la-M.) nach Tellancourt. Hier liegt eine Fliegerstaffel, die aber schon auf den Abmarschbefehl nach Deutschland wartet. Mittagessen: Graupensuppe & Büchsenfleisch. Dann kam der Etappenkommandantur-Kommandeur, ein Württb. Oberstleutnant & hieß uns als Landsleute willkommen. Überließ uns ein Schwein zum Schlachten. Um ½ 2 Uhr ließ der Komp.-Führer antreten & verlas ein Telegramm, das Morgen der Krieg sein Ende erreicht hat. Unsere Regierung habe abgedankt & Ebert sei Reichskanzler. Dann holten wir 3 Kühe & einen Schlachtochsen, den wir sogleich schlachteten. Alles ist wohl freudig-erregt, doch die Sorgen um Daheim läßt keine Ausgelassenheit aufkommen. Erhielt noch ein zweites Hemd was recht nötig war, denn ich habe wieder unheimlich Läuse. Dann mein Tagebuch geschrieben. Gegen Abend kamen allerlei Gerüchte, die nur Unruhe brachten. Die einen sagten, daß wir nicht wieder über die Grenze kommen, ohne entwaffnet zu werden & die anderen meinten gar, wir müssen hier bleiben & werden interniert, bis alles entschieden sei. Das Wetter war warm & hell. Legte mich auf der Schreibstube der Komp. auf dem Fußboden schlafen, war dort wohl hart, doch da eingeheizt war gings schon. An der Front war es fast ganz ruhig.

– 11. November, Montag – Tellancourt

St. Martini. Nach ordentlichem Schlafe um 4 Uhr aufgewacht, war ruhig, aber ich konnte keinen Schlaf mehr finden & stand um ½ 7 Uhr auf. Dann packte jeder nach dem Kaffee seine Sachen zus. & wartete auf den Abmarsch. In der Zeit suchten schon einige einen Viehhandel mit den Zivilisten zu betreiben. Zum Vesper bekam jeder Mann einen Happen Fleisch soviel er wollte. Mittagessen: Graupen & Rindfleisch, so fett hatten wir schon lange keine Suppe mehr. Um ½ 1 Uhr kam der Komp.-Führer von der Division zurück & machte bekannt, daß um ¾ 12 Uhr der letzte Schuß abgefeuert wurde. Wir sollen mit dem Württbg. Gebirgsregiment 13 in Marsch gesetzt werden. Legte mich um 8 Uhr auf den Strohsack, konnte aber vor Lärm nicht schlafen. Um 11 Uhr kam nochmals Viz. Feldwebel Häberle & Hochstetter & suchten eine Wachmannschaft für die Ortskommandantur. Jeder hatte von beiden einen Affen im Gesicht, so daß es eine Schande für Vorgesetzte ist. Nachher schlief ich ein, aber sehr unruhig. Das Wetter ist schön aber auch schon kalt des Nachts.

– 12. November, Dienstag

Nach schlechtem Schlafe um ½ 8 Uhr von der Falle. Nach dem Kaffee meine lausige Wäsche gewaschen. Dann Holz zum Trocknen geholt & zerkleinert. Wegen Abmarsch ist noch nichts bekannt, erhielten heute unsere Löhnung. Wollen hoffen, daß es bald die letzte ist. Mittagessen: Kartoffelgemüse & Ochsenfleisch, ein fettes Stück für jeden Mann. Dann auf dem Flugplatz etwas Werkzeug geholt. Von 3 bis 4 Uhr M.G. reinigen & anschließend meine Wäsche geflickt, die recht lumpig war. Schrieb dann mein Tagebuch, einige der Mannschaft sind aus Rand & Band & die meinen schon, wir hätten zu Hause ganz russische Zustände. Muß den ganzen Tag an die Lieben in der Heimat denken, wie wird es Ihnen ergehen. Wir erhalten keine Post mehr & können auch keine mehr abschicken, ach wie sehnt man sich erst jetzt zurück. Legte mich um nach einem kurzen Kartenspiel um ½ 10 Uhr zur Ruhe, war heute alles ruhig.

– 13. November, Mittwoch

Nach ordentlichem Schlafe um ½ 8 Uhr aus der Falle, fror gegen Morgen. Von 9 Uhr ab wurden die Bekleidungsstücke ausgegeben, die noch vorhanden waren. Erhielt auch Socken & Stiefel sowie eine Unterhose. Mittagessen: Graupensuppe & Ochsenfleisch, war recht gut gekocht & Fleisch zur Genüge dabei. Packten dann unsere Sachen & die Fahrzeuge zum Abmarsch. Gegen Abend kam auch unser Fliegerabwehrzug zur Komp. zurück, so daß wir jetzt jederzeit abfahren können. Legte mich um ½ 10 Uhr auf die Falle. Der Tag war trocken, es zogen schon viele Truppen gegen die Grenze, alle Formationen gemischt & divisionsweise.

– 14. November, Donnerstag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden. Hatte Komp.-Dienst & mußte um ½ 8 Uhr wecken & Kaffee fassen lassen. Um 10 Uhr wurden die Gewehr-Bedienungen neu eingeteilt. Erhielt Gefr. Dautel, Frey, Schütze Faus, Schwenk, Uhl, Locher & Mursch. Mittagessen: Bohnen & Ochsenfleisch, war gut gekocht & reichlich. Dann kam der Abmarschbefehl & um 1 Uhr gings ab. Fuhren über Grandcourt nach Ruette ins Belgische. Erhielten hier ein Massenquartier. Die Unteroffiziere kommen alle ein Zimmer mit Strohsäcken. Holten uns einen Ofen & machten etwas Brennholz. Dann war es recht ordentlich beisammen. Zum Abendbrot erhielt jeder Mann einen Happen Ochsenfleisch von dem Requeranten. Schrieb dann mein Tagebuch & gedachte der Lieben in der Heimat, die sich um uns sorgen. Saßen gemütlich beisammen bis 9 Uhr, dann auf den Strohsack gelegt.

– 15. November, Freitag

Nach ordentlichem Schlafe um 7 Uhr aufgestanden, denn Dast muß aber schon weg zum Quartier machen mit Nagel, sowie Lt. Messmer, der II. M.G.K. Nach dem Morgenkaffee wieder den Affen gepackt & um ¾ 9 Uhr mußten wir antreten. Fuhren über Signeulx, Baranzy nach Musson im Belgischen. Hier wurde untergebracht: Gebirgsregiment 13, Sanitätskomp. 567, 1. Komp.Ldstr. Batl. Reutlingen, Scharfschützenkomp. 43 & wir. Kamen in das Gerätedepot der V. Armee als Quartier. Wir Unteroffiziere kamen ins Kontor & hatten Stroh & etwas Heu als Lager. Mittagessen: Reissuppe & Rindfleisch, war gut gekocht & reichlich. Im Gerätedepot sieht es traurig aus, es ist aller verlassen. Da liegt das Werkzeug bunt durcheinandergeworfen auf Haufen & die Belgier holen mit den Wagen was sie brauchen & führen können. Ein Wert liegt hier verlassen von vielen Tausenden. Hätte nie gedacht, daß die Deutschen so alles im Stich lassen & fliehen. Diese Schufte gehören ins Zuchthaus ihr Leben lang. Als wir ein wenig ausgeruht waren, wurde eine Kuh geschlachtet, hatten fünf Stück bei uns. Wir holten uns Brennholz & heizten ganz kräftig ein, denn es weht ein rechter Schneewind. Nach dem Abendessen mein Tagebuch geschrieben, dann saßen wir noch gemütlich beisammen. Musson ist ein nettes Städtchen & von den Schäden von 1914 her sind schon viele verschwunden & auch viel neu erbaut. Legte mich um 8 Uhr zur Ruhe& war in Gedanken daheim.

– 16. November, Samstag

Abmarsch um ¾ 8 Uhr über Bazany, Halanzy, Ibingen, Aubigne, (Anm. Ibingen = Aubagne??) Messancy, Atus (Anm. Athus), Selange, hier hört Belgien auf & wir kommen nach Luxenburg über Ch……., Fingig nach Garnich. DomeldingenGingen über Holstert (Anm. Hostert), Niederanven, Roodt (Anm. -sur-Syre) nach Betzdorf.Gingen über Wecker, Manternach, Mertert, Wasserbillig. Hier überschritten wir die Sauer & waren somit freudigen Herzens auf deutschem Boden. Ach, wie freud man sich wieder in der Heimat zu sein. In Langsur, dem ersten deutschen Ort bei der Grenze, erhielten wir Quartier.

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