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Gincrey – Der deutsche Soldat und der Tod

Dauerausstellung in Gincrey am Rathauses

Ständige Ausstellung von Ansichten des Dorfes Gincrey bei Étain vor dem Ersten Weltkrieg, während und beim Wiederaufbau.

Das Rathaus von Gincrey
Übersetzung aus dem Französischem:

Ausstellung einer Sammlung deutscher Grabsteine: Während des Ersten Weltkriegs richteten die deutschen Soldaten auf dem Gebiet der Gemeinde Gincrey vier provisorische Friedhöfe ein. Alle Überreste, d.h. 495 gefallenen Soldaten, wurden 1921 und 1922 auf den Friedhof von Hautecourt-Lès Broville überführt.

Seit Jahrzehnten wurden an verschiedenen Stellen der Gemeinde mehrere Grabsteine und Denkmäler deutscher Regimenter entdeckt. Zahlreiche Objekte und Überreste deutscher Waffen sind ebenfalls zu sehen. Ein durch leere Flaschen eingefasstes deutsches Grab wurde in identischer Weise wieder angelegt.

Während des Krieges organisierten die deutschen Soldaten, wenn sie in Ruhe lagen (nach Verlassen der vordersten Linie), ihren Toten ein möglichst gutes Begräbnis. Später wurde aufgrund von Stoffmangel die Uniform wieder eingezogen und die Verstorbenen in Hemden und Unterhosen beerdigt.
Alle Gräber hatten ein hölzernes Namenskreuz und manchmal war ein Grabstein gemeißelt. Die drei Hauptfriedhöfe in der Gemeinde Gincrey wurden von den Deutschen nach der Offensive vom 21. Februar 1916 angelegt. Da der Angriff viel länger dauerte als geplant und eine große Anzahl an Verletzten und Getöteten mit sich brachte, wurde nur ein kleiner Teil von ihnen nach hinten in die Etappe gebracht.
In Gincrey wurde an der 1, rue de Flandres, ein Feldlazarett eingerichtet. Gleichzeitig wurde an der Stelle der heutigen Bürgermeisterei ein Friedhof angelegt (damals war es ein Obstgarten). Im Jahr 1916 wurden 158 Gräber angelegt, von denen eines mehrere Tote enthielt. Alle diese Beigesetzten waren verwundete Soldaten, die entweder ins Krankenhaus eingeliefert und in Gincrey verstarben oder gerade ins Lazarett verlegt wurden. Die Deutschen beerdigten auch drei gefangene und verwundete französische Soldaten, die ihren Verletzungen im Lazarett in Gincrey erlagen.

Bilder der Ausstellung am Rathaus in Gincrey

Ein zweiter Friedhof, der in Parzelle 28 des Gemeindewaldes (Anm. Litzmannwald) angelegt wurde, umfasste 234 Gefallene. Am Ende des Krieges fehlten 5 Kreuze am Fuß der Gräber; ein Kreuz trug eine unleserliche Inschrift. Beim Soldaten Julius Gempf aus Schuditten, Kreis Fischhausen in Ostpreußen, gefallen am 20. Mai 1916, vom Feldartillerie-Regiment Nr. 16 war sein Bild am Grabkreuz befestigt. Ein dritter Friedhof, der in Parzelle 4 des Gemeindewaldes angelegt wurde, umfasste 29 Gräber. In Parzelle 7 finden sich Spuren von 8 deutschen Soldatengräbern.

Gincrey
Denkmal und Erinnerung an die Gefallenen des Feldartillerie-Regiments Nr. 99
Diese ruhten einst auf dem Friedhof im Litzmannwald.
Benannt nach Major Litzmann, Kommandeur des I./ Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 6.

Die Exhumierung von Gräbern wurde nach dem Krieg unter der Verantwortung des französischen Staates durchgeführt. Alle Friedhöfe der Gegend, etwas mehr als 40, wurden ab 1920 in der deutschen Kriegsgräberstätte Hautecourt-Abaucourt zusammengefasst. Praktisch wurden alle deutschen Gefallenen aus Gräbern in der Gemeinde Gincrey zwischen dem 28. Juni und dem 24. September 1920 umgebettet. Man kann davon ausgehen, dass einige Gefallene nach Deutschland zurückgebracht wurden. Am Beispiel des alten Friedhofs an der Place de la Marie, auf dem während des Krieges 158 Gräber lagen und 146 Leichen auf den Friedhof von Hautecourt-Abaucourt überführt wurden, kann man annehmen, dass die Differenz der Leichen nach Deutschland zurückgebracht wurde, wenn die Zählung in den Archiven korrekt ist. Eine andere Vermutung ist, dass es womöglich den Umbettern nicht gelang, alle Grabstellen wieder zu finden.
Der französische Staat stellte es den Familien der Verstorbenen frei, ob sie den Leichnam in ihr Heimatdorf umbetten wollten oder, wenn die Familie wollte, dass der Tote bei seinen Kameraden blieb, an dem Ort der Kämpfe, an dem sie ihr Leben verloren hatten. So kam es, dass ein Teil der französischen Soldaten, die auf dem Gebiet von Gincrey beerdigt wurden, heute auf dem Nationalfriedhof in Fleury vor Douaumont liegen. Laut eines Berichts von Mr. Lollier Camille wurden die Leichen von französischen Soldaten exhumiert, die zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden waren, die nach dem Waffenstillstand verbüßt werden sollte. Sie wurden zu dieser Aufgabe eingeteilt, die aufgrund der Hitze und des verwesten Zustands der Leichen sehr unangenehm war. Der Soldat Hugo Brülow, der Parkkompanie II des Feldartillerie-Regiments Nr. 7, starb am 12. August 1916, wurde zunächst auf dem Friedhof in Gincrey begraben und am 15. Dezember 1916 nach Deutschland überführt. Die Überführung von Gefallenen nach Deutschland war während des Krieges sehr selten.

Bildergalerie aus dem Litzmannwald bei Gincrey
Der Friedhof wird in den Regimentsgeschichten der einschlägigen Literatur mehrfach erwähnt.

Hier ein kurzer Bericht des Feldartillerie-Regiments Nr. 100, dass im Sommer 1916 vor Verdun lag und über das Munitionsdepot Litzmannwald bei Gincrey versorgt wurde:

Außer geringfügigen Verbesserungen unserer Linie, die u.a. noch den Besitz der uns stark belästigenden Souville-Nase erstrebten, hatten wir uns nunmehr auch an der Verdunfront auf Abwehr zu beschränken. Unterdessen wurde der Feind immer angriffslustiger. Am 03. August stieß er mit mehreren Kompagnien östlich Souville auf unsere Laufféestellungen vor, wurden jedoch von der 2./ und 3./ Batterie zerstreut. Am 05. August wiederholten sich die örtlichen Vorstöße, die besonders durch 1./, 04./und 5./ Batterie bekämpft wurden. Am 08. August erfolgten starke fdl. Angriffe im rechten Divisionsabschnitt, eingeleitet durch heftiges fdl. Dauerfeuer auf unsere Vauxstellungen, in welchen der Beob.Offizier II./100 Lt. d. R. Hardt auf einem Erkundungsgang zwischen Fort Vaux und dem sog. Steinbruch fiel, Hpt. Huber, Kdr. II./100, verwundet wurde. Auch die Batteriestellungen hatten an diesen Tagen schwer zu leiden. Die 2./ Batterie beklagte u.a. am 04. d. M. den Tod ihres Führers Lt. d. R. von Kalm.

Feldbahnhof im Litzmannwald

Das Feldartillerie-Regiment-Nr. 99 schreibt:
In der Nacht zum 14. zum 15. April 1916 rückten die 1./ und 2./ Battr. als erste Teile des Regiments in die neue Stellung vor dem Fort Vaux ein. … Die beiden leichten Munitionskolonnen bezogen die entsprechenden Lager des R.F.A.R. 100: Leichte-Munitions-Kolonne LMK I im Pierrevillewald nordöstlich der Pierreville Ferme, und L.M.K. II im Litzmannwald. … Die dichte Besetzung der Front und der dadurch überall verursachte Platzmangel bereitete auch dem Munitionsempfang große Schwierigkeiten. Es war die Regel, daß in Gincrey die Kolonnen mehrerer Regimenter zur gleichen Zeit zusammenkamen. Diese riesige Ansammlung von Fahrzeugen hatten oft große Unordnung im Gefolge. Es lag die Gefahr nahe, daß bei einer Beschießung des Ortes sich schwerste Verluste ergeben würden. Dieses Ereignis trat am 28. April ein. Es war ein ungewöhnlich heller Abend, so daß dem Feind die Bewegungen nicht entgehen konnten. Einige schwere Granaten zertrümmerten eine Anzahl Fahrzeuge und ließen 20 Verwundete und zahlreiche Pferde tot und verwundet liegen. … Am 29. Mai traf das Regiment ein besonders harter Schlag. Auf dem Wege zu den Batteriestellungen wurde Lt. Küper tödlich betroffen. … Am 30. Mai wurde Lt. Küper auf dem Ehrenfriedhof bei Gincrey in Anwesenheit sämtlicher abkömmlicher Offiziere und Abordnungen der Batterien durch Pfarrer Hertel bestattet. … Die 1./ Battr. verlor am 26. und 27.07. einen Zugführer, Vizewachtmeister Seidel, und ihren Batterieführer Hauptmann Seider. Mit seinem Vizewachtmeister zusammen wurde er auf dem Ehrenfriedhof des Regiments beigesetzt.
Während an der Front der Kampf am mächtigsten tobte, rüstete man sich einige Kilometer weiter rückwärts zu einer einfachen Feier. Der Gedenkstein auf dem Ehrenfriedhof des Regiments bei Gincrey wurde eingeweiht. Die schlichte Feier schloß mit dem mit dem Niederländischen Dankgebet, bei dessen Klängen Kränze niedergelegt wurden. Auf zwei Tafeln zu beiden Seiten des Gedenksteins standen die Namen derer, die auf dem Friedhof ruhten, sowie derer, die nicht zurückgeschafft werden konnten oder die in Lazaretten starben. … In besondere Trauer wurde das Regiment versetzt durch das Hinscheiden des Oblt. Suhrmann, Führer der 5./ Battr. Er wurde am 22. August durch Granatsplitter in der Stellung schwer verwundet und verschied abends im Feldlazarett 7, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Am 24. August wurde er, der 50. Tote des Regiments in der Stellung am Fort Vaux, im Beisein vieler Offiziere und Mannschaften, die dem lieben Kameraden die letzte Ehre erweisen wollen, auf dem Regimentsfriedhof beigesetzt.

Von den Gefallenen liegen 48 (3 Offiziere, 45 Mannschaften) auf dem Ehrenfriedhof des Regiments im Parinsaux-Wald.

Bilder aus dem Parinsaux-Wald bei Gincrey

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Maison des fusillés

Das Maison des fusillés in Etain

Der Ort Etain, ca. 20 km entfernt von Verdun bildete einen wichtigen Punkt in der Etappe der Deutschen Armee. Kommandos und Stäbe kamen dort unter, die Truppe konnte sich in der Reserve erholen, Verbindung über die Bahn bestand zu anderen wichtigen Punkten im Hinterland. Annähernd 4 Jahre blieb Etain in deutscher Hand.

 Wenn man heute aus nördlicher Richtung von der D18 in den Ort einfährt, entdeckt man im Kreuzungsbereich der Rue du Jura, eine Gedenktafel.

Maison des fusillés

Diese Gedenktafel, angebracht an einem Haus mit heute noch erkennbaren Spuren des Krieges, nennt die Namen von 19 französischen Zivilisten, die hier im September 1914 ihr Leben ließen. Neben dem Gebäude finden sich noch einige Erläuterungen über Etain während des Krieges auf französischer Sprache.

Maison de fusilee
Maison des fusillés

Am 24. August 1914 wurde Etain das erste Mal von den angreifenden Deutschen mit Artillerie beschossen. Ca. 50-80 Einwohner die nicht evakuiert worden sind, suchten in ihren Kellern Schutz vor den einschlagenden Granaten. Am 26. August 1914 wurde Etain von den Deutschen besetzt und man lebte „Tür an Tür“ mit dem Besatzer. Den Bewohnern wurde bei Strafe verboten sich außerhalb der Stadt zu bewegen und in der Nacht Licht zu machen.

Nachdem Mitte September einige Granaten nahe der Stadt einschlugen und vermeintlich Lichtsignale aus den französischen Linien erkannt worden waren, nahm man 19 Einwohner als Geiseln. Beschuldigt wurden sie der Kontaktaufnahme über Lichtsignale mit den französischen Truppen.

Als in der folgenden Nacht wieder Lichtsignale erkannt worden sind, folgte die Strafe auf dem Fuße. Man führte die als Geiseln genommenen Bewohner zur heutigen D18 Richtung Longwy an den angegebenen Punkt und exekutierte diese durch Erschießen. Nicht belegbare Quellen geben den 14. September 1914 an. Auch wer die Erschießung durchgeführt hatte und welche Teile involviert waren, ist bisher nicht festzustellen.

Erst Juni 1920 wurden die Leichen der 19 Bewohner nach Hinweisen aus der Bevölkerung aus einem Massengrab geborgen und am 10. Juli 1920 feierlich bestattet.

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Zwischenwerk Bezonvaux – Ouvrage de Bezonvaux

Das Zwischenwerk Bezonvaux wurde von 1889 bis 1891 auf dem nach Osten in Richtung Bezonvaux abfallenden Hang des Hardaumont, südlich der gleichnamigen Ortschaft, erbaut.

Von 1883 bis 1893 errichtete Frankreich im Zuge des Ausbaus der Festung Verdun zwischen den Forts kleinere Infanterie- und Zwischenwerke. Die Aufgabe der Zwischenwerke bestand darin, das Kampfgelände in Richtung der Nachbarwerke zu flankieren.

Insgesamt gab es vor Verdun ca. zwanzig Zwischenwerke. Das stärkste und modernste Werk war das Zwischenwerk Froideterre.

Bezonvaux
Werk Bezonvaux auf dem Hardaumont

Das Zwischenwerk Bezonvaux galt als Zwillingswerk des Hardaumont-Werkes. Die beiden 1889 gemauerten Schutzräume des Erdwerkes Bezonvaux bestanden aus Mauerwerk von je 5 m Breite, 12 m Länge und einer Höhe von 2,5 m mit einer Erdüberdeckung.

Ein Drahthindernis von 20 m Breite umschloß das Werk. Die Räume konnten bis zu 140 sitzende und 40 liegende Soldaten aufnehmen. Das Werk war unbewaffnet und diente in erster Linie als Truppenunterkunft.

Bezonvaux
Im Bezonvaux-Werk 1916

Am 25. Februar 1916, um 6.45 Uhr morgens, konnte das von den französischen Truppen schon geräumte Zwischenwerk von Teilen des Infanterie-Regiments Nr. 155 kampflos genommen werden:

Die Truppengeschichte des Infanterie-Regiments Nr. 155 erzählt:

Es wurde sofort die Erstürmung des Erdwerkes Bezonvaux befohlen, einer Stellung, die einem kleinen Fort gleich kam. Wieder nahm an der Unternehmung ein Posener Regiment, die Lothringer und die beiden treuen Begleiter, zwei Pionierkompanien, teil. Die Feldartillerie, die näher herangezogen war, versuchte während der Nacht das Mögliche an Zerstörung der feindlichen Hindernisse zu leisten. Um sechs Uhr morgens wurde angetreten, ein Bataillon ging durch die Schlucht westlich vor, eines umfaßte das Werk links, also nordöstlich, die Lothringer vom Ostrande des Waldes von Hardaumont her. Der Widerstand war aber gering. Die vorhergehenden Gefechte hatten ihren Druck bis hierher fühlen lassen; der Feind flüchtete, als er die Umklammerung gewahrte, südwärts, und nur wenige Nachzügler gerieten in Gefangenschaft. … Das kleine, aber beherrschende, stark ausgebaute Erdwerk wird durch eine dreifache Grabenreihe, fünf Schanzen geschützt. Die Unternehmung kommt hier so überraschend, daß sie fast ohne jeden Blutverlust glückt. Die schwachen Posten, die in der Verwirrung des vergangenen Tages von der Gesamtbesatzung zurückgeblieben sind, leisten nur kurzen Widerstand und werden gefangenge- nommen. Bereits 6.45 Uhr vorm. ist das Werk in deutscher Hand.”

Nach der deutschen Eroberung des Zwischenwerkes Bezonvaux richtete man in beiden Räumen einen Verbandsplatz ein. Auch die Stäbe und die Bereitschaften der beiden beteiligten Regimenter bezogen ihre neue Stellung in dem kleinen Werk.

Im März 1916 kamen dann die 14 Melde-Reiter des Jäger-Regiments zu Pferd Nr. 12 mit 16 Pferden dazu. Ferner errichtete man eine Signalstation ein und baute einen Laufgraben zum Hardaumontwerk. Im April ist Soldat Richard Arndt vor Ort. In seinem Buch “Mit fünfzehn Jahren an der Front” beschreibt er die Situation: 

“Auf der Höhe liegt das Fort Bezonvaux, eingehüllt in einem dichten Pulverqualm. An allen Enden rauchen und flammen die Kasematten. Wütend klopfen die Granaten an die Decken und Wände Einlaß fordernd. Dorthinein sollen wir? Unwillkürlich bleiben alle stehen. Doch: Befehl ist Befehl. Einzeln und paarweise rennen wir einen Wettlauf mit dem Tode, um den sicheren Schutz der Kasematten zu erreichen. Doch als wir das Fort erreichen, müssen wir zu unserem Schrecken feststellen, daß die Unterkünfte bereits dicht mit Verbandsplätzen und Stäben besetzt sind, so daß keine Maus mehr unterschlupfen kann.”

Auch in der Regimentsgeschichte zum Infanterie-Regiment Nr. 1 steht etwas über das Werk. So wurde am 21. Mai 1916 um 10.30 Uhr das Zwischenwerk mit fast einhundert Gasgranaten beschossen. Die fünfzehn Toten begrub man auf einem kleinen, malerisch gelegenen Friedhof in Nähe des Werkes. 

Anfang August lag der Innenraum des Werkes voll mit Verwundeten und war Haupttruppenverbandsplatz mit nur einem im Halbdunkel liegenden Operationsraum. Auch der Hof des Werkes diente als Auffangstelle für die Verwundeten. Pausenlos hämmerten die Granaten auf das Werk. 

Am 14. Dezember 1916 dann die Zerstörung der Signalstation nahe am Zwischenwerk und die teilweise Vernichtung der Kasematten des Werkes.

Am 15. Dezember 1916, um 10.15 Uhr, stürmten französische Truppen die Ruine des Zwischenwerkes Bezonvaux. Einen Tag später geriet auch das Dorf Bezonvaux in französischen Besitz.




Ein Waldweg führt von der Straße Bezonvaux – Damloup zum Zwischenwerk. Parkmöglichkeiten und Hinweisschilder finden sich direkt an der Straße.


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Das Repressalien-Lager in Flabas

Kriegsgefangenschaft im Ersten Weltkrieg ist ein weitestgehend wenig erforschtes Thema. In Frankreich und Deutschland wurde das Los der eigenen Soldaten meist bedauert und versucht durch Hilfspakete und Zugang vom Roten Kreuz zu erleichtern. Generell kamen Übergriffe gegen feindliche Kriegsgefangene häufig vor, wurden aber gleichzeitig durch eine Art ‘Gleichgewicht des Schreckens’ begrenzt. Schikanen gegen Gefangene in den eigenen Lagern konnten jederzeit durch scharfe Repressalien gegen die eigenen Leute in der Hand des Feindes beantwortet werden.

Deutsche Gefangene in einem französischen Lager
Deutsche Gefangene in einem französischen Lager


Der Ort Flabas ist im Bereich Verdun vor allen Dingen mit dem dortigen Repressalienlager eng verknüpft.

Im Dezember 1916 hatten deutsche Artilleriebeobachter beobachtet, dass im rückwärtigen französischen Teil des Höhenrückens bei Fleury deutsche Gefangene zu Trägerdiensten herangezogen wurden. Offensichtlich wurden sie zu dieser Arbeit gezwungen.
Ebenfalls wurden deutsche Gefangene im Wirkungsbereich der Artillerie an der Voie-Sacrée und zwischen dem Fort Regret und Dugny eingesetzt. In den Aufzeichnungen der französischen Armee ist erwähnt, dass mangels Arbeitskräften Gefangene im Dezember 1916 auf dem Ostufer eingesetzt wurden.

Dieser Einsatz stand im Widerspruch zu den damals gültigen Vereinbarungen im Umgang mit Kriegsgefangenen:

– Kein Einsatz bis 30 km hinter der jeweiligen Front.


Am 21. Dezember 1916 wurde von Deutschland  ein Ultimatum an Frankreich gesendet, dieses bis zum 15. Januar 1917 abzustellen.

Die Forderungen lauteten:
– Verbot der Arbeit von Kriegsgefangenen im Umkreis von 30 km hinter der Front
– Genehmigung für die Gefangenen per Post mit Deutschland zu korrespondieren
– Verpflichtung zur Angabe der Namen der Lager, in denen sie interniert wurden


Mangels einer Antwort aus der französischen Regierung begannen die deutschen Truppen damit, ab dem 15. Januar 1917, französische Kriegsgefangene in sogenannten “Repressalienlagern” zu internieren. Eines davon lag 500 m vom Caures-Wald entfernt, im Bereich der französischen Artillerie.

Flabas
Übersichtskarte über Gefangenenlager bei Flabas
Flabas
Gedenkstelle bei Flabas



Der französische Leutnant Léon Cuvelle wurde im Lager eingesperrt.

Abkommandiert zur Verteidigung der Höhe 304 wurde er bei einem deutschen Angriff gefangen genommen. Zum Verhör brachte man ihn zum Gefechtsstand Ferme de la Madeleine. Dort traf er den “Kronprinzen”, den Sohn des Kaisers Wilhelm II, aus Stenay, der von den Soldaten der “Schlächter von Verdun” genannt wurde. Dann kam er über Brieulles, Dun-sur-Meuse nach Clery-le-Petit, wo er einen Monat in einem Lager verbrachte. Von dort wird er mit fünf Kameraden, Offiziere wie er, nach Louppy gebracht.

Dann werden sie, ohne Erklärung, durch drei Kavalleristen mit vorgehaltenen Waffen über Felder und Gräben geführt. “Der Schnee fiel, wir stürzten bei den Anstrengungen und diesem Wettlauf.”  Man sperrte  sie in eine Umzäunung mitten auf einer Brachfläche.
Deutsche Offiziere informierten sie, dass sie solange eingesperrt blieben, bis die Französische Regierung die neuen Regelungen in Bezug auf die Arbeit von Gefangenen angenommen hat.

Es ist ein Viereck aus Stacheldraht, die Seiten sind zwei Meter lang und die Höhe beträgt drei Meter.

“Was für schreckliche Tage haben wir dort verbracht. Sitzend auf unserem Helm der tief im Schlamm versinkt, mit dem Rücken gegen den Stacheldraht gelehnt, der am Mantel zerrt, so schliefen wir auch. Die Kälte trug auch zum Schrecken jener endlosen Tage bei. Schnee und Hagel wechselten und machten aus unserem Gefängnis eine Kloake … “

Wenn wir den Rest der Geschichte für wahr nehmen, sollten diese “Umzäunungen” auf dem Gebiet von Lissey, zumindest in der Nähe gewesen sein.

“Nach einem Besuch unter der Leitung von drei Stabsoffizieren, der uns offiziell zu sein schien, wurde der Käfig geöffnet. Der siebte Tag unserer Existenz, gefangen wie Raubtiere, hatte begonnen.
Die Besucher erkannten die klägliche Situation und hielten es für notwendig, die Strenge dieser Repressalien zu mildern. Sie hatte den Befehl gegeben, die Dauer unseres Aufenthalts in dieser Stacheldraht Umzäunung zu verkürzen.
Unstrittig wäre sonst unser Asyl noch mehr bewohnt. Bis die Offiziere für uns eine neue Verwendung haben, ist es die Zelle, in der wir auf ihre Entscheidung warten.
           Immer unter Begleitung, als ob wir noch in der Lage wären zu flüchten, bringt man uns in die, ein paar hundert Meter von unserem Käfig entfernt gelegenen Ruinen eines kleinen Dorfes namens Lissey.
An einer alten Hütte, die aufeinander folgenden Bombardements getrotzt hat, sind zwei Türen geöffnet, die uns zu begrüßen scheinen. Dies sind die Eingänge von zwei Kellerlöchern, die , nehme ich an, widerspenstigen Soldaten Zuflucht gewährten und für uns geräumt wurden. In einem Nebenraum ist auch die Polizeistation. Wir werden in diesen Zellen zu dritt, für eine Dauer von 48 Stunden gesperrt.
Wir haben jetzt Schutz vor dem Wetter und – höchsten Komfort! – Ein Bank wird es uns ermöglichen, unsere schmerzenden Glieder auszustrecken. Die Kälte war  bitter (Winter 1917 war besonders hart) und verhindert, dass wir diese glückliche Veränderung unserer Behandlung zu sehr genießen.
Das Essen war immer noch sparsam  und wurde mit der Suppe zugleich verteilt. Leider, wenn wir auch mit unserem Drahtkäfig reichlich frische Luft und Licht hatten, wurden wir während der 24 Stunden des Tages in völlige Dunkelheit getaucht ….
 … Dieses war ein unvergesslicher Aufenthalt … und leider zu kurz in diesen Zellen. “

Von dort gingen sie mit kleinen Schritten, dank ihres dürftigen körperlichen Zustandes, durch Reville, Etraye, Crépion, Moirey nach Flabas.


Das Lager

Sehr rudimentär; es wurde auf die Schnelle mit improvisierten Mitteln  von Gefangenen des Französischen 173e Régiment d’Infanterie gebaut. Ein einfacher Drahtzaun aus Stacheldraht in der Form eines Rechtecks 50 m lang und 30 m breit. Innerhalb eine Hütte, 2 Meter 50 hoch, keine Fenster. Als Dach dienten lose Bretter, auch nicht mit Teerpappe gedeckt. 500 Poilus wurden darin untergebracht. Die Kapazität war kaum ausreichend für 200 Mann, zur Aufnahme von 250 mußten diese aufeinander liegen. Die Hälfte der Gefangenen mussten draußen bleiben, sich an den Außenwänden, im tiefen Schlamm der Schlucht sitzend, anlehnen. In einer Ecke, drei Löcher, die Abortgruben. In einer anderen Ecke stand eine winzige Hütte als Küche und ein wenig weiter eine dritte Hütte, die als Krankenstation … und Leichenhalle diente. Von dieser Unterkunft waren Lt. Cuvelle und seine Begleiter als Offiziere betroffen.

Terror herrschte an diesem Ort. Er war unter der Aufsicht eines Vize-Feldwebel und zweier Unteroffiziere, sowie vierzig Mannschaften, meist unter dem Einfluss von reichlich Schnaps.


Das Leben im Lager

Von den 500 Gefangenen im Lager verloren 200 in drei Monaten ihr Leben. Hier sind einige Auszüge aus der Geschichte von Leo Cuvelle:

Es ist unmöglich, im Detail auf den Missbrauch und die Schikanen einzugehen, deren Gegenstand die Gefangenen waren. Die Schläge der Stöcke, Gewehrkolben, Bajonette, Zwangsarbeit, unzureichende Nahrung, Krankheit, verwandelte sie in der Realität schnell in menschliche Wracks.

Flabas
Skizze des Lagers

“Jeden Morgen in der Dämmerung gab es Alarm. Zehn Soldaten schrien herum und schwangen ihre Stöcke, trafen den bewegungslosen Körper eines unsrigen, der nicht einmal mehr die Schläge abwehren konnte. Die Armen flüchteten, wurden gejagt und versuchten, irgendwie zu entkommen. Dieses abscheuliche Schauspiel der brutalen Kerle wurde zum Höhepunkt bejubelt!

War das Wecken beendet, holten wir einen Blechnapf aus unseren Taschen, ein Gefäss , das wir unterwegs im Dreck gefunden hatten.
Wir gingen dann, einer nach dem anderen zur Küche, um  eine Ration heißes schwarzes Wasser zu empfangen, das Kaffee sein sollte. Wir rieben unsere schmutzigen Fingern über das Gesicht, es wurde noch dreckiger: das war unsere Morgentoilette. Aber schon warteten vierzig Soldaten draußen auf uns und wir stellten uns unter Stockschlägen auf. Da der Boden in der schlechten Jahreszeit sehr rutschig war, fielen wir unter dem Gelächter unserer Wachen oft hin. Dann, nach einer langen Wartezeit in der Kälte, zählte uns der Feldwebel und schickte die Kranken auf die Krankenstation, die auch als Leichenhalle diente,  denn wir sahen sie nicht wieder …

…. unsere Kompanie wurde in zwei Gruppen eingeteilt. Die wichtigste davon ging nach Samogneux und bestand aus 300 Mann. Deren Aufgabe war es, Straßen und Wege zu den vorderen Linien zu reparieren. Die anderen Gefangenen blieben im Caureswald oder was davon übrig war, um dort Wege zu erhalten  und deutlich schwieriger, Munition zu den Kampflinien zu transportieren. Kein Gefangener ging freiwillig mit, denn mal wurde die eine Gegend beschossen, mal die andere…

… die Wege denen wir folgten waren in einem schlechten Zustand. Die Einschläge pflügten sie jeden Tag um und in den Löchern stand der Schlamm. Die Bosheit unserer Bewacher nutzte dies schändlich aus. Die Barbaren verlangten, dass wir zu viert in einer Reihe marschieren, ohne die Ausrichtung zu verlieren. Sie setzten eine grimmige Entschlossenheit auf, um uns Respekt zu zeigen, trotz der unüberwindlichen Schwierigkeiten des Weges. Das abscheulichste Schauspiel, das es oft gab,  war dies: eine schwacher, erschöpfter Poilu wollte in der Kolonne bleiben, musste aber manchmal, um ein Granatloch zu vermeiden, einen Schritt nach links oder rechts machen. Die Wachen, immer auf der Suche nach sadistischem Vergnügen, ließen dies scheitern. Sie packten einen Poilu aus der Reihe und zogen ihn fort. Als die Gruppe weiter ging, wurde dieser Gefangene zum nächsten Granattrichter geführt und wurde unter Schlägen gezwungen mehrmals durch das Loch zu gehen.  Der Unglückliche blieb schrecklicherweise oft stecken, musste aber schnell wieder raus, da die Schläge sich sonst verdoppelten. Ich sah, wie mehrere so starben. Einen Tag nach einer herzzerreißenden Szene dieser Art, war ich der letzte in der Gruppe. Ein der Wachposten war besonders wütend über ein tapferen Kameraden um die vierzig Jahre. Trotz seiner Bemühungen, konnte er nicht aufstehen, an diesem Tag war alles sehr vereist. Er war komplett erschöpft. Nach zwei oder drei Aufforderungen nahm die Wache kühl ihren Stock beiseite, nahm die Waffe, die er auf dem Rücken trug, spannte, zielte und schoß auf den Poilu. Die Kugel durchschlug seinen Hals… Auf der Baustelle ließen, unter dem Vorwand sich ein wenig zwischen zwei Schaufelhüben auszuruhen oder den Kopf zu drehen, die Wachen nicht von einem Mann ab. Der Unglückliche mußte ohne Unterlass arbeiten und bald fiel er völlig erschöpft um. Unsere Wachen zeigten größte Rohheit auch bei der Wahl der Strafen und oft nahmen sie den Tod der Gefangenen in Kauf …

… in der Nacht hatten wir die einzige Mahlzeit am Tag. Eine Suppe mit einer Mischung aus Gerste und unbekannten Substanzen, zweimal wöchentlich mit einem winzigen Stück Pferdefleisch. Das Brot enthielt kein Mehl, es war durch Sägemehl ersetzt worden … Das Brot löste sich in unseren Taschen auf. Die Verteilung wurde alle vier Tage durchgeführt …

… Bei einigen grausigen Sachen war ich als Zuschauer anwesend. Ich sah, wie zwei Poilus, die dem Hunger nicht mehr widerstehen konnten, mit dem Rücken an die Baracke gelehnt saßen und zusammen ihre eigenen Läuse aßen. Sie suchten sie überall ohne große Schwierigkeiten, auf ihren Köpfen, einfach ohne große Prahlerei , ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Ja, ich schwöre, ich habe Männer wie Affen Läuse essen gesehen …

…. eine Nacht, ich fühlte mich grob behandelt und gezwungen auf das harte Drängen eines dieser Unmenschen aufzustehen. Im Mondlicht, denn er hatte mich sofort nach draußen gebracht, konnte ich nur unschwer erkennen, dass er sturzbetrunken war. Zu meiner großen Überraschung und Trauer, sah ich einen Soldaten an den Pfahl gebunden, welcher dazu verwendet wurde, Gefangene zu zu bestrafen. Man konnte sein todesröcheln hören. Seine Hände und Füße waren mit Draht gefesselt, seine Füße berührten nicht mal den Boden. Mich als Zeuge nehmend, versuchte mir dieser berüchtigte Säufer zu erklären, dass der Gefangene ein schlechter Soldat sei, ihm dabei einige kräftige Stockschläge verabreichend und derbe fluchend…

… eines Tages, schaffte es ein kleiner willensstarker Soldat der Überwachung seiner Wächter zu entwischen und sich den Arbeitstag über zu verstecken. In der Nacht nahm er den Weg Richtung französischer Linien, um diese zu erreichen. Doch er war so schwach, dass er dieses Ziel nicht erreichte. Er wurde erneut gefasst und ins Lager zurückgebracht. Doch sein neuer Aufenthalt war nur von kurzer Dauer. Die neuerlichen Schikanen raubten ihn seiner letzten Kräfte und so kam er bald auf den nahe gelegenen Friedhof, der beunruhigende Dimensionen annahm.




… dann kam die Ruhr und raffte viele Gefangene hinweg, auch von uns. Keine große Überraschung. Wir aßen jeden Tag alle Arten von schmutzigen Kräutern, die wir unter unseren Füßen finden konnten. Eine Wache warf eine Zigarettenkippe weg – wir stürtzten uns alle, ohne Unterschied des Ranges, wie die Wilden darauf um sie zu bekommen. Um diesen schmutzigen Krankheitserreger zuerst zu erreichen, kämpften wir darum, bis der glückliche Gewinner sich die Frucht seines miasmatischen Sieges in den Mund stopfen konnte. Das war um den Hunger abzuwehren und die Gesten wurden von uns mit entwaffnender Leichtigkeit gemacht. Jedes Mal bewunderten wir mit Neid den glücklichen Gewinner…

…Schließlich, als wir eines Tages von der Arbeit zurückkehrten, sagte der Feldwebel uns, dass die Vergeltungsmaßnahmen aufhören sollten. Frankreich hatte die Auflagen von Deutschland akzeptiert. Wir konnten uns nicht halten uns Freude! Wie ein Lauffeuer gingen die Worte des Feldwebels von Mund zu Mund und wir waren von dem Anblick überwältig, zu sehen, wie die menschlichen Wracks neue Energie fanden, jauchzten und sich wie Kinder küssten.”


Nachdem sie gründlich geduscht hatten und mehrfach desinfiziert wurden, ging es für die Gefangenen mit dem Zug nach Montmédy und Longuyon, wo sie für zwei Wochen in Quarantäne blieben. Sie unterzogen sich hier eine neuen Desinfizierung und kamen über Luxemburg, Trier, Mainz, Frankfurt nach Giessen in Hessen.

Als Offizier beendet Léon Cuvelle seinen Aufenthalt bis zum Waffenstillstand 1918 als Gefangener  in Karlsruhe.

1934 fertigte Léon Cuvelle, der Bildhauer war, ein Denkmal zur Erinnerung an alle internierten Gefangenen im Lager. Es wurde von den Deutschen im Jahr 1940 gesprengt. Es wurde vom Verfasser mit den Trümmern des alten Denkmals wieder aufgebaut.

 

Aus dem Französischen übersetzt. Dank an M. AUBRY-COUPARD für die Überlassung des Textes und der Bilder.


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Das österreichische Denkmal in Samogneux

Am 14. Juni 2014 fand die Einweihung des ersten Denkmals für die an der Westfront gefallenen Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee in Samogneux bei Verdun statt. Das Denkmal steht in unmittelbarer Nähe des Frontverlaufs vom Oktober 1918.

Samogneux
Neues Denkmal bei Samogneux

Als Vorbild für das Denkmal von Samogneux diente ein von den Deutschen, für die auf den Maashöhen „gefallenen Kameraden”, errichtetes Denkmal, von dem nur mehr ein Foto erhalten geblieben ist.

Samognex
Ursprüngliches Denkmal auf den Maashöhen

Neben dem Denkmal wurde eine erklärende, mit Fotografien versehene Hinweistafel errichtet, dessen Texte vom Generalkonsulat in Französisch, Deutsch und Englisch verfasst und zur Verfügung gestellt worden sind. Auf der Rückseite des Denkmals stehen alle österreich-ungarischen Einheiten, die sich zwischen 1914 und 1918 an der Westfront aufgehalten haben.

Samogneux
Hinweistafel
Text der Erinnerungstafel:

Zur Erinnerung an alle an der Westfront eingesetzten und ums Leben gekommenen Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee wurde im Frühjahr 2014 in Samogneux/Verdun ein integrales Denkmal errichtet.Es war die Absicht des Conseil Général de la Meuse, zusammen mit dem Österreichischen Schwarzen Kreuz – Kriegsgräberfürsorge und dem österreichischen Generalkonsulat in Straßburg eine   Gedenkstätte einzurichten, die eine Mahnung zum Frieden und eineAufforderung zur Freundschaft sein soll. Das Monument steht in unmittelbarer Nähe des Verteidigungsabschnitts der k.u.k. 1. Infanteriedivision aus der Zeit zwischen 21.   August und 17.   Oktober 1918. Es befindet sich auch in der Nähe jenes Bereiches, wo dieselbe Division vom 18. Oktober bis Anfang November 1918 ihre Stellungen hielt und wo die k.u.k. 106. Landsturmdivision vom 26. September bis Mitte Oktober 1918 eingesetzt war.Von diesem Ausgangspunkt kann man die Kampfzone in welcher diese Divisionen eingesetzt waren, entlang von zwei Achsen begehen: Auf der Departementstraße von Samogneux –Sivry sur Meuse – Vilosnes – Liny devant Dun (D964) und dem Waldweg Samogneux -Haumont. Die Besucher gelangen dabei zu den deutschen Soldatenfriedhöfen von Consenvoye, mit 62 Gräbern von k.u.k. Soldaten im oberen Teil des Friedhofes, sowie Dun sur Meuse, Damvillers und Lissey.Es sind dies die vier nächstgelegenen von 37 Kriegerfriedhöfen an der ehemaligen Westfront, wo Soldaten aus der österreichisch – ungarischen Monarchie bestattet sind.  

Bilder und Text teilweise:
Österreichisches Generalkonsulat Strassburg

Samogneux
Blick nach Osten auf den Verteidigungsabschnitt der k.u.k. 1. Infanteriedivision

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Verdun - Östlich der Maas

Das Lager im Tilly-Wald

Nach der Schlacht bei Longwy – 22. bis 25. August 1914 – besetzten die deutschen Truppen ab dem 26. August die Nordostfront von Verdun und somit den Bereich um die Stadt Ètain.

Da die Stadt weitestgehend durch den vorherigen Beschuss zerstört wurde, richteten sich die deutschen Truppen in den umliegenden Wäldern ein. Große Feldlager entstanden, einige Bauernhöfen in der Gegend wurden als Stützpunkte ausgebaut. Um die Stützpunkte und Lager miteinander zu verbinden und um die Versorgung sicher zu stellen, bauten die deutschen Truppen ein umfangreiches Feldbahnnetz auf.

Den Lagerbereich verteilten die deutschen Truppen über den gesamten Wald. So kam es nicht zu einer Anhäufung von Gebäuden und Einrichtungen, die sonst den französischen Ballon- oder Flug-Beobachtern aufgefallen wären.

 Der Tilly Wald ist über die D618 zwischen Ètain und Spincourt zu erreichen. Am Anfang des Rundwanderweges ist ein kleiner Parkplatz vorhanden. Der Weg ist gut beschildert und auf jeder Hinweistafel ist eine Skizze zum nächsten Punkt vorhanden. 90 Minuten sind für den Weg zu veranschlagen.

Tillywald
Hinweisschild zum Rundweg

Der Weg wurde durch die Stadt Ètain und die deutsche Partnergemeine Düppenweiler angelegt.

Tillywald
Hinweis Tafel im Tilly-Wald
Tillywald
Hinweisschild im Tillywald

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Verdun - Östlich der Maas

Denkmal der gefallenen Jüdischen Soldaten Frankreichs

Unmittelbar östlich neben dem National-Friedhof des Beinhauses befindet sich das Denkmal für die französischen Gefallenen jüdischen Glaubens. Ein Offizier der Wehrmacht rettete dieses Denkmal während der deutschen Besatzungszeit. Er ließ das Denkmal durch die Kreiskommandantur mit Brettern verkleiden und Material davor lagern. Dadurch war das Denkmal nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich handelte es sich um Hauptmann Wunderlich, Adjutant des Kreis-Kommandanten. Er hatte während des Ersten Weltkriegs 1917 auf Höhe 304 gekämpft.

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Verdun - Östlich der Maas

Denkmal der muslimischen Kolonialsoldaten Frankreichs

Am 25. Juni 2006 wurde durch den Präsidenten der französischen Republik Jacques Chirac das Denkmal für die gefallenen Kolonialsoldaten muslimischen Glaubens eingeweiht. Es steht direkt westlich vom Nationalfriedhof von Douaumont am Gebeinhaus und wurde im maurischen Stil errichtet.

Von den acht Millionen französischen Soldaten, die für Frankreich in den Krieg zogen, kamen eine halbe Million aus den französischen Kolonien, die überwiegende Mehrheit aus Afrika (Tunesien, Marokko, Algerien, Senegal) aber auch aus Neu-Guinea. Die Wahrnehmung in Deutschland schwankte zwischen „Edlen Wilden” und „Bestien” und wurde dementsprechend für die Propaganda ausgenutzt. 

Monument
Denkmal der Kolonialsoldaten

Wo zu finden:

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Verdun - Östlich der Maas

Das Beinhaus von Douaumont

Das Beinhaus oder Ossuaire de Douaumont liegt inmitten des Schlachtfeldes, zwischen dem Fort Douaumont und dem Thiaumont-Rücken. Diese Gedenkstätte liegt unweit der einstigen Thiaumont-Ferme (Bauernhof) und beherbergt heute im Inneren die sterblichen Überreste von 130.000 nicht identifizierten Soldaten, die nach dem Krieg auf den Schlachtfeldern östlich und westlich der Maas geborgen wurden.

Gebeinhaus
Das 2014 neu restaurierte Gebeinhaus

Die Initiative zum Bau eines Gebeinhauses ging von Monsignore Ginisty, dem Bischof von Verdun, aus. Er war entsetzt, dass Sammler nicht nur Helme, Waffen und Munitionsteile, sondern auch Knochen und Schädel sammelten und gewinnbringend veräußerten. So scharrte er einige Getreue um sich und begann die Überreste der Gefallenen zunächst in einer Holzbaracke zu sammeln. Später begann er frankreichweit Spenden für das Beinhaus zu sammeln. Bereits am 20. August 1920 erfolgte die Grundsteinlegung. Die Fertigstellung und Eröffnung dauerte jedoch wegen finanzieller Schwierigkeiten bis 1929.

Die Kapelle ist einfach und schlicht gehalten. Auf dem Altar der Kapelle sind drei Namenstafeln mit etwa 100 vermissten französischen Feldgeistlichen angebracht.
Der 46 m hohe Turm ist in der Form einer Granate erbaut, indem sich auch ein kleines Museum und ein Filmvorführraum im Untergeschoss befinden. Vom Turm aus lässt sich das Schlachtfeld in alle Richtungen überblicken. Der Kreuzgang ist in die geografischen Abschnitte der Schlacht eingeteilt. In jedem Wandbogen stehen die Namen zweier Abschnitte des Schlachtfeldes von Verdun. “Die Flamme der Erinnerung” brennt an Gedenktagen auf den vorgesehenen Plätzen. Im Innern des Kreuzgangs stehen die Namen vermisster oder gefallener französischer Soldaten auf den von ihren Familien gestiftete Steinen. Ebenso finden sich dort gespendete Steine von unterschiedlichsten französischen Veteranen- bzw. Kriegervereinigungen. Außen auf den Wandbögen stehen die Städte Frankreichs, die sich mit Spenden am Aufbau des Gebeinhauses beteiligt haben.
Von außen kann man die Knochen durch Panzerscheiben lagern sehen: Meter um Meter Gebein, staubige Knochen, Ellen, Schädel, Beckenschaufeln, kleine Knöchelchen, Wirbel, zahllos, unzählbar, Tausende und Abertausende Tote, namenlos.

Das Gebeinhaus von Douaumont in der großen Politik

Bis zum 29. Mai 2016 gab allerdings hier keinen Hinweis darauf, dass es sich um die Überreste von Franzosen und Deutschen handelte. Bei gemeinsamen Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsident François  Hollande haben beide nun eine Tafel eingeweiht, die dieses Totenhaus zu einem gemeinsamen macht: “Hier ruhen die Überreste deutscher und französischer Soldaten”.

Hier bekräftigten auch in der Vergangenheit am 22. September 1984 der Präsident der französischen Republik François Mitterand und Bundeskanzler Helmut Kohl mit einer Geste der Versöhnung die deutsch – französische Freundschaft. Eine Gedenkplatte vor dem Beinhaus erinnert an die einzigartige Zusammenkunft: „Wir haben uns versöhnt. Wir haben uns verständigt. Wir sind Freunde geworden.” 
Noch nie vorher hatten sich der französische Staatspräsident und der deutsche Bundeskanzler auf den Schlachtfeldern zum gemeinsamen Gedenken getroffen.
Die erste Station des Besuchs war die deutsche Kriegsgräberstätte Consenvoye, nördlich von Verdun. Mit Mitterrand betrat zum ersten Mal ein französischer Staatspräsident eine deutsche Kriegsgräberstätte in Frankreich. 

 Seit dem 09. Februar 2014 findet sich dort auch ein erster deutscher Name: Peter Freundel, +28. Mai 1916 (Bayerisches 12. Infanterie-Regiment).

Website des Gebeinhauses

Öffnungszeiten:
Aufgrund der aktuellen Lage bitte auf die Website des Gebeinhauses bezüglich Öffnungszeiten, Ticketbuchung und Führungen schauen.
Gebeinhaus
Das provisorische Gebeinhaus um 1920
Gebeinhaus
Francois Mitterand und Bundeskanzler Helmut Kohl vor dem Gebeinhaus
Der National-Friedhof von Douaumont

Auf dem französischen National-Friedhof vor dem Beinhaus befinden sich Gräber mit 15.000 identifizierten Gefallenen. Die Form der Grabsteine unterscheidet sich nach christlichen, muslimischen und jüdischen Gefallenen.
Die Gräber der muslimischen Gefallenen wurden in 2006, anlässlich der Einweihung des Denkmals für die muslimischen Kolonialsoldaten, umgestaltet und nach Mekka ausgerichtet.

Vom Herbst 2011 bis Sommer 2014 wurde der Friedhof neu gestaltet und das Gebeinhaus von außen restauriert.

Wo zu finden:

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Verdun - Östlich der Maas

Caures-Wald – Bois des Caures

Der Caures-Wald oder Bois des Caures bezeichnet ein Waldgebiet nördlich von Verdun umgeben von den Ortschaften Flabas, Ville-devant-Chaumont, Beaumont-en-Verdunois und Haumont.

Hier befindet sich eine etwas entfernte, aber interessante Stätte um die Anfänge der Schlacht von Verdun.


Der Caures-Wald ist geprägt durch die Geschichte des Lieutenant-Colonel Driant und seinen 1200 Jägern. Emile Driant wandte sich nach seiner militärischen Karriere zunächst der Politik zu und wurde Abgeordneter. Nach Beginn des Krieges 1914 bat er darum wieder in Dienst gestellt zu werden. Er erhält das Kommando über die französischen Jägerbataillone 56 und 59. Als Mitglied des Armeeausschusses bemängelt er im Sommer 1915 den schlechten Verteidigungszustand der Festung Verdun.

Bei Angriffsbeginn am 21. Februar 1916 lieferten sich sich die beiden französischen Jägerbataillone mit den angreifenden Deutschen über zwei Tage erbitterte Gefechte. Dadurch ermöglichten sie es den französischen Reserven heran zu kommen. Die deutschen Truppen, die   im Caures-Wald mit nur   wenigen Stunden Widerstand gerechnet haben, gerieten so ins Stocken. Im Caures-Wald befindet sich das Grab Driants, der dort in den Kämpfen sein Leben ließ. Von seinen 1200 Jägern kehrten knapp 100 zurück.

Caures-Wald
Zerstörte französische Stellung im Norden des Caures-Waldes 1916

Am 22. Oktober 1922 wurde das Driant-Denkmal im Caures-Wald eingeweiht. Jedes Jahr findet hier um den 21. Februar ein Gedenkmarsch mit anschliessender Feier statt.
Einige Meter vom Denkmal entfernt, befindet sich der Gefechtsstand des Lieutenant-Colonel Driant. Die Straßengabelung vor dem Gefechtsstand trug bei den deutschen Soldaten den Namen “Hessenplatz”. An der Straßengabelung sieht man einen betonnierten Unterstand. Dieser Bunker diente der Überwachung der von Vacherauville heraufführenden Straße.

Nach Beginn der Schlacht um Verdun entstanden im Caures-Wald zahlreiche Ruhelager. Im Laufe des Jahres 1918 wurden hier auch einige Beton-Unterstände errichtet.

Caures-Wald
Verdun, Frühjahr 1916; Lager des jeweiligen Ruhebataillons im Caures-Wald. Appellplatz, gegen Fliegersicht getarnt.
Caureswald
Unterstand im Caureswald

Ein Rundweg führt vom Parkplatz über die Landstraße zum Gefechtsstand und anschließend an diesem vorbei über einige exemplarische Schützengräben zum Driant-Denkmal. Gegenüber des Driant-Denkmals führt eine kleine Schneise zum ursprünglichen Begräbnisort während der Kämpfe. Anschließend geht es weiter nach links zurück zum Parkplatz. Reichlich Hinweistafeln informieren den Besucher auf französisch und deutscher Sprache.

Wo zu finden: