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Major Otto von der Gablentz

Major
Otto von der Gablentz

Friedenstruppenteil: Adjutantur VII. Armee-Korps, Uniform Infanterie-Regiment 26
Kommandeur 8. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 159 (Garnison Mülheim a. d. Ruhr)

Geboren am 10. November 1867 in Pietzkendorf/Danzig
Gefallen am 15. März 1916 auf dem Pfefferrücken/Verdun

Major von der Gablentz

Otto v. D. Gablentz übernahm die Führung des IR 159 am 09. Juli 1915. „Major v. D. Gablentz gewann als Mensch und als Soldat rasch die Achtung der 159er. Er war ein Edelmann im besten Sinne des Wortes, ein wahrer Vater seines Regiments. Rastlos tätig, ununterbrochen unterwegs, sah, hörte und übersah er alles; seine Maßnahmen waren klar und bestimmt, so gewissenhaft und von solch soldatischem Ernst getragen, dass ihn das Vertrauen aller trug. Nicht nur sorgte er für jeden, er lud auch in der Ruhezeit seine Offiziere zu sich, wo er sich mit ihnen nicht nur als Vorgesetzter, sondern auch ganz als Mensch gab und mit Geschick und Erfolg daran arbeitete, das Offizierkorps, das bereits im Sommer 1915 zum großen Teil aus Kriegsoffizieren bestand, zusammenzuschweißen und in ihm den Geist großzuziehen, der nötig war, um in einen mehrere Jahre währenden Krieg durchzuhalten. Das er den Kompanieführern Gelegenheit gab und sie verpflichtete, sich die Anfangsgründe der Reitkunst anzueignen, verstand sich von selbst, und mancher von ihnen mag sich noch mit Weh und Wonne der schönen Bilder entsinnen, die die Reitbahn in Chermizy unter der sicheren Aufsicht von Oblt Zehnpfennig sah. Auch des Offiziernachwuchses nahm sich der neue Regimentskommandeur eifrig an, indem er die Aspiranten zusammenfassen und theoretisch und praktisch unterweisen ließ.”

Am Chemin des Dames 1915, Major von der Gablentz besichtigt den Kampfgraben

„Wie der Regimentskommandeur bei dem Angriff auf Haumont unmittelbar hinter den Stürmenden schritt, so beabsichtigte er auch jetzt, sogleich am 15. März sein Regiment in der neuen Stellung aufzusuchen. Er mochte wohl den sehr bescheidenen Annäherungsgraben, der über den Rücken führte, nicht benutzen wollen, um sich einen Gang durch knietiefen, zähen Morast und ebenso hohes Schlammwasser zu ersparen. So traf ihn denn auf dem Weg zur zur Stellung über das freie Feld gegen 4 Uhr nachm. das tödliche Geschoß.Seine letzten Worte, bevor er das Bewusstsein verlor, waren an seine Ordonnanz, den Gefreiten Brill gerichtet. Sein Tod war ein überaus harter Verlust nicht nur für das Regiment. Man hatte, solange er an der Spitze stand, bis zum letzten Mann das Gefühl gehabt, von sicherer, überlegener Einsicht geführt zu sein. Nun war uns dieser tapfere, edle Kommandeur für immer genommen.” (Aus der Regimentsgeschichte IR 159)

Das schlichte Grab Otto v. der Gablentz findet sich heute auf dem Invalidenfriedhof in Berlin, nur wenige Meter neben der Ruhestätte der Familie Kabisch. Sein Sohn Otto-Heinrich von der Gablentz diente bis zu seiner Verwundung 1917 als Fahnenjunker im Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiments 3 und schloss sich während der NS-Diktatur dem Kreisauer Kreis an.

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Maashöhen

Alain Fournier

Der französische Schriftsteller Henri Alain Fournier fiel am am 22. September 1914 als Leutnant des 228. RI bei Grande Tranchée de Calonne.

Alain Fournier (1886-1914), Sohn eines Lehrerehepaares, brach die Ausbildung an der Schifffahrtsschule in Brest ab, um sich am Gymnasium Lakanal in Paris für die Aufnahmeprüfung der „Ecole Normale Superieure“ vorzubereiten. Er bestand jedoch nicht. Nach einiger Zeit in London, wo er sich für Stevenson, Hardy und die Präraffaeliten begeisterte, arbeitete er als Literaturkritiker für die von seinem Schulfreund und Schwager Jacques Riviere herausgegebene „Nouvelle Revue Francaise“ und schloss Bekanntschaft mit Gide, Charles Peguy und Paul Claudel. 1913 veröffentlichte er den Roman „Der große Meaulnes“.

Werke von Alain Fournier:

Le grand Meaulnes, 1913
Colombe Blanchet, 1914

Zweifellos war der frühe, so mysteriöse wie tragisch und gut glorifizierbare Tod Alain-Fourniers nicht unbeteiligt an der enormen Verbreitung, die „Der Grand Meaulnes“ in der Zwischenkriegszeit und auch danach noch erfuhr, wo er zum Kultbuch von Generationen junger Leser avancierte. In Deutschland wurde er ebenfalls viel gelesen und ist er noch heute bei mehreren Verlagen erhältlich.

Jahrzehntelang galten Alain-Fournier und ein Teil seiner Soldaten als vermisst, nachdem sie am 22. September 1914 bei der Aufklärung am Grande Tranchée de Calonne in ein Gefecht mit deutschen Truppen verwickelt wurden. Vor Ort wurden sie beerdigt.
Spätere Versuche Fourniers Grab zu finden blieben allesamt erfolglos.

Erst Vergleiche von Aussagen der Kampfteilnehmer und der Darstellungen der Kampfhandlungen dieses Tages, welche man aus der Regimentsgeschichte des kurz vorher bekannt gewordenen deutschen Gegners (1. Westpreußisches Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf Nr. 6) entnahm, ließen auf den näheren Bereich der Kämpfe schließen (Ostrand des Bois de St.-Rémy). Mit diesen Informationen begab man sich erneut auf die Suche.

1991 wurden daraufhin 21 gefallene Poilus in einem Massengrab entdeckt und identifiziert, darunter auch Alain Fournier. Sein Leichnam wurde auf dem französischen Soldatenfriedhof Saint-Remy-la-Calonne beigesetzt.

Bericht des Grenadier-Regiments Nr. 6

Am Ostrand des Bois de St.-Rémy hatte Stabsarzt Dr. Kahle den Verbandsplatz des F.-Bataillons eingerichtet. Er hatte alle Hände voll zu tun, um den vielen Verwundeten die ersten Verbände anzulegen. Aus allen Ecken pfiffen die feindlichen Geschosse aus dem Wald, man wußte überhaupt nicht, wo der Gegner in dem dichten Wald saß. Schrapnells und Granaten krepierten ganz in der Nähe, die Schwerverwundeten stöhnten. Mit eiserner Ruhe tat er seine Pflicht, verband jeden und schickte alle die, die noch laufen konnten, nach Dommartin zurück. Aber auf dem Weg dorthin bekamen die Verwundeten noch Feuer von versprengten Franzosen.

Nach Zurücknahme der Bataillone auf den Ostrand des Bois de St.-Rémy war eine Gefechtspause eingetreten. Ein Zug der 2./ Sanitätskompanie erhielt daher den Befehl, die Verwundeten auf dem Gefechtsfeld zu sammeln. Er erhält plötzlich aus dem Walde Feuer und als die „Sanitäter“ Deckung suchten, stürzte sich ein Trupp von einigen 20 Franzosen, geführt von 2 Offizieren, unter dem Ruf: „Vive la France!“ auf sie und schoß auf 50 m auf Krankenträger wie Verwundete. Und dies geschah durch reguläre französische Infanterie, die von Offizieren geführt wurde, und obgleich jeder Krankenträger deutlich sichtbar die weiße Binde mit dem roten Kreuz trug, auch an den Krankenwagen weithin sichtbar die Genfer Flagge flatterte. So wurden 8 Mann getötet und 16 verwundet. Das Personal des einen Wagens, indem gerade ein Verwundeter eingeladen werden sollte, wurde mit ihm niedergeschossen. Niemand wäre dem Blutbade entgangen, wenn nicht zufällig eine Streife der 4./ Kompanie unter Führung des Oberleutnants Nicolay, dem sich Leutnant von Frankenberg angeschlossen hatte – er wollte gerade eine Meldung nach rückwärts überbringen – dazu gekommen wäre.

Lt. v. Frankenberg schreibt:
„Bei einer Waldlichtung stießen wir auf etwa 40 Franzosen, die unser Sanitätspersonal überfallen hatten. Es gelang uns, sie durch Feuerüberfall auf 30 bis 40 Schritt zu überraschen und ihnen schwerste Verluste beizubringen. Der Rest floh.“

Ein ähnliches Vorkommnis hat sich noch an anderer Stelle zugetragen. Hptm. Koeppel berichtet:
„Als das Regiment an den Waldrand von St. Rémy zurückgenommen war, hörte ich durch Stabsarzt Dr. Kahle von einem unerhört feigen Überfall der Franzosen auf Sanitätspersonal. Ich sagte mir, daß, der Gefechtslage nach, dieser französische Trupp noch nicht entkommen seien könnte, nahm daher meinen Feldwebel Schädler und mehrere Gefreite mit und begab mich, da ja das Regiment zur Zeit ruhte, in den Wald auf die Suche. Nach längerer Zeit stieß ich auf zwei französische Offiziere und etwa zehn Mann, die sofort die Gewehre wegwarfen und um „Pardon“ flehten. Da sie zugaben, Verwundete und Sanitäter überfallen zu haben, wurden sie erschossen. Nach Rückkehr meldete ich den Vorfall und erhielt die Zustimmung des Regiments- und Brigadekommandeurs
.“

Im Jahr 1915 verschob sich die Front auf den Maashöhen weiter nach Westen und der Bereich wurde rückwärtige Front. Einige Betonbauten und Feldbahntrassen zeugen von der Nutzung als Artillerie-Abschnitt. Der Weg oder die alte Feldbahntrasse führen direkt zur Fundstelle Fourniers.

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Maashöhen

Die Combres-Höhe

Eng verbunden mit den Kämpfen um Verdun ist der Name des ca. 30 km entfernten, südlich gelegenen, kleinen Städtchens St. Mihiel und des gleichnamigen Frontbogens. Hier hatten deutsche Kräfte im September 1914 einen tief nach Westen, über die Maas reichenden Keil in die französische Front getrieben. Über nahezu 4 Jahre veränderte sich der Verlauf der beiderseitigen Schützengräben nur wenig. Erst im September 1918 drängten frische amerikanische Truppen die schwachen und abgekämpften deutschen, sowie österreichischen Kräfte zurück.

Die Höhen ostwärts der Maas zwischen Verdun und St. Mihiel bildeten die erste Linie der französischen Verteidigung, denn als natürliches Hindernis stellten sie sich möglichen Angreifern entgegen. Die Grenze des Deutschen Reiches verlief damals nur etwa 30 km entfernt. Besonders die Combres-Höhe erlangte in den ersten Kriegsjahren eine enorme Bedeutung als nördlicher Schulterpunkt des Frontbogens, nur 20 km südöstlich von Verdun gelegen.

Combres
Das Dorf Combres
Combres
Unterstand auf der Combreshöhe: Bataillons-Geschäftszimmer

Mit ihrer höchsten Erhebung von 346 Metern, „Punkt C” genannt, gelegen zwischen den Dörfern Les Eparges im Westen und Combres-sous-les-Côtes im Süd-Osten war sie ein strategisch wichtiger Punkt. Sie ließ den Besitzer nämlich weit in die sich ostwärts anschließende Woevre-Ebene blicken. Bei gutem Wetter war sogar der Blick bis hin zum Deutschen Reich möglich.

Nach der verlorenen Marne-Schlacht und dem anschließenden Rückzug räumten die Deutschen die Höhe, die sie während des ersten Vormarschs ohne Probleme hatten einnehmen können. Allmählich erkannten die Franzosen ebenfalls die Vorteile dieses wertvollen Geländepunktes und ließen nicht zu, dass deutsche Truppen sie während erneuter Angriffe im September 1914 wieder komplett einnahmen.

Beide Seiten strebten aber den vollen Besitz der beherrschenden Höhe an. Noch heute zeugen die Spuren des Stellungs- und Minenkriegs sichtbar vom verbissenen Ringen um jeden einzelnen Fußbreit Boden. Sprengtrichter ungeheuren Ausmaßes zerfurchen den Bergkegel, an den Flanken sind heute noch Graben und Trichterreste erkennbar. Ab und zu stolpert man auf der Deutschen Seite über einen betonierten Unterstand oder einen kleinen Bunker.

„Ravin de la Mort”- Todesschlucht, monatelang von deutschen Maschinengewehren unter Feuer gehalten, jede Bewegung französischer Kräfte war dort lebensgefährlich, oder „Cimetière du Trottoir” sind einige Namen, die der französische Poilu dortigen Geländepunkten gab. Die Leichen der Gefallenen mussten des grundlosen Bodens wegen, zunächst auf den Holzrosten abgelegt werden, die sonst als Gehweg genutzt wurden. Daher der Name „Friedhof vom Bürgersteig”. Noch heute befindet sich dort ein französischer Soldatenfriedhof.

Anfang des Jahres 1915 eröffnete die französische Seite einige groß angelegte Angriffe, um die gesamte Höhe in ihren Besitz zu bringen und so den Frontbogen von St. Mihiel zu beseitigen. Bei dieser Teiloffensive schritt man auch hier zum unterirdischen Minenkrieg. Viele tausend Kilogramm Sprengstoff schufen durch ihre Detonationen Trichter in den gegnerischen Stellungen. Mehrere Divisionen beider Seiten wurden in den Kampf geworfen. In dutzenden Angriffen im Februar, März und April 1915 stürmten die französischen Regimenter gegen den Kamm der Höhe an. Nur unter großen Verlusten gewann die französische Seite etwas an Boden, denn der hartnäckige deutsche Widerstand ließ nur ein schrittweises Vorkommen zu.

In stundenlangen Nahkämpfen in Trichtern und Gräben drängte man die Deutschen bis an den Rand der Kuppe. In dieser krisenhaften Situation gingen die deutschen Truppen zu Gegenangriffen über. Sie drängten den Gegner zurück und sicherten so wenigstens den teilweisen Besitz der Höhe.

Im Frühsommer 1915 erlahmten die Angriffe und der Stellungskrieg ließ die Linien der Schützengräben erstarren. Als Folge der Verdun-Schlacht kam im Frühjahr 1916 nochmals Bewegung in den Frontverlauf in der Woevre-Ebene. Dort konnte die Stellung bis an den Ostrand der Höhe vorgeschoben werden. Bis weit in das Jahr 1918 wurden die Infanteristen in ihren Grabensystemen und Stollen durch unterirdische Minensprengungen gefährdet. Jede Sprengung schuf einen neuen Trichter und ließ eine fast durchlaufende Trichterkette auf der Kuppe entstehen. Die Ausmaße des Minenkrieges wie in den Argonnen oder auf Vauquois, wurden hier allerdings nicht erreicht. Nur wegen des verlustreichen Festklammerns der deutschen Verteidiger an jedem Fußbreit Bodens auf der Höhe blieb der Frontbogen von St. Mihiel 4 Jahre in deutscher Hand.

Im September 1918 trafen frische amerikanische Kräfte auf nur noch schwache österreichische Verbände, die sich bereits auf eine planmäßige Räumung des Frontbogens vorbereitet hatten. Die Combres-Höhe fiel in amerikanische Hand und lag von da an bis zum Ende des Krieges im Hinterland der Front.

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Hauptmann der Landwehr Hermann Koller

Hauptmann der Landwehr
Hermann Koller

Geboren am 03. Januar 1872 in Luckenwalde/Brandenburg
Gefallen am 08. Januar 1915 an der Haute Chevauchée/Argonnen
Verlustliste 353/4680 vom 4. Februar 1915

Friedenstruppenteil: Landwehr-Bezirks-Kommando Kassel
Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 83

Bei Aufstellung des LIR 83 am 04. August 1914 in Kassel wurde Koller, damals noch Oberleutnant, die Führung über die 4./ Kompanie übertragen und verlegte am 11. August 1914 nach Frankreich.

Hauptmann Koller

Aus einem Bericht des Oberleutnant Koller:

Das Gefecht bei Lanheres am 25.08.1914

„Die 4. Komp. wurde am linken Flügel des Bataillons südöstlich von Lanheres links neben der 2. Komp. in Kompaniekollone angesetzt. Etwa nach ½ Stunde wurde im feindlichen Feuer 1 Zug entwickelt und zu einer rechtseitigen Umfassung herumgeschwenkt. Auf Befehl des Bataillonskommandeurs wurde noch ein weiterer Zug eingeschoben. Bereits nach kurzem Vorgehen zeigten sich am linken Flügel auf rund 1600 m Entfernung feindl. Schützen auf den Höhen südwestl. der Bois Communaux, östlich Aucourt. Der Kompanieführer entwickelte den Reservezug nach links in die neue Richtung und ließ auch einen der bereits entwickelten Züge die neue Richtung aufnehmen. Nachdem auch die 3. und 1. Komp. gegen den flankierenden Feind eingesetzt waren, wurde der Angriff der Komp. gegen die Höhe östl. Aucourt vom Wiesengrunde aus sprungweise durchgeführt. Verluste traten dabei kaum ein, da das feindl. Infanteriefeuer im Wesentlichen über die Angreifenden hinweg ging. Die 2. Komp. blieb liegen und ging nicht mit vor. Über den hinteren, ein gutes Schussfeld bietenden Rand der Höhe hinaus sollte nicht vorgegangen werden. Bei der Schwierigkeit der Befehlsübermittlung preschte jedoch eine Anzahl Leute vor und gelangte in die fast ganz verlassene feindl. befestigte Stellung hinein, ja Gefreiter Lohne darüber hinaus. Unteroffizier Opfermann kroch durch ein Haferfeld vor den ihn begleitenden Mannschaften und Feldwebel Gaßmann vor, erschoß und erschlug die Bedienungsmannschaft eines Maschinengewehrs und versuchte das Gewehr mitzunehmen. Als ihm dies nicht gelang, machte er es mit dem Gewehrkolben unbrauchbar. Er kam unverletzt zur Truppe zurück. Feldwebel Gassmann, der mit dem Gegner ins Handgemenge kam, verteidigte sich erfolgreich. In der Stellung auf dem vorderen Höhenrand wurde die 4. Komp. lebhaft beschossen, besonders von Aucourt aus durch Maschinengewehre. Nachdem die Komp. etwa ½ Std. lang diese Stellung gehalten hatte, machte sich vom linken Flügel her ein starkes, immer weiter um sich greifendes Zurückgehen bemerkbar. Als auch der linke Flügel der 4. Komp. zu weichen anfing, eilte Oberleutnant Koller zu ihm hin, um die Bewegung aufzuhalten. Hauptmann Menk, 2. Kompanie, forderte jedoch zum Zurückgehen auf mit der Begründung, die Stellung sei nicht zu halten. Schließlich befahl auch der Bataillonskommandeur den Rückzug. Dabei erhielt die Komp. aus der Flanke stärkstes Artilleriefeuer, wodurch bedeutende Verluste eintraten. Als auch die feindl. Infanterie nachdrängte, ließ Oberleutnant Koller zur Ordnung des Rückzuges mehrfach im gemischten Verband Front machen, wobei er besonders durch Vize-Feldwebel Brandes unterstützt wurde. Nur mit wenigen Leuten seiner Kompanie erreichte Oberleutnant Koller um die Mittagszeit Lanheres. Der größte Teil der 4. Komp. war bereits östlich Lanheres auf Bechamp zurückgegangen.”

Ab 28. Oktober 1914 wurde Kollers Kompanie am Osson-Bach und auf Höhe 263 in den Ost-Argonnen eingesetzt. Hier wurde sie Anfang Januar 1915 herausgelöst und bezog einen Angriffsstreifen an der Haute Chevauchée. Am 07./ 08. Januar sollte von dort aus gegen die Höhe 285 vorgegangen werden. Neben Teilen des Landwehr-Infanterie-Regiments nahmen noch Jäger-Bataillon 5 und 6, die Infanterie-Regimenter 98 und 130, sowie Landwehr-Infanterie-Regiment 22 am Angriff teil.

Gefechtsbericht der 4./ Kompanie:

Am 08.01. um 9 Uhr 30 brachen die rechts von uns stehenden Jäger (6), sowie die vom IR 130 bestimmten Kompanien vor und warfen den Gegner aus seinen Stellungen. Auftragsgemäß besetzte 1 Zug/ 4. Komp. sofort den vor seiner Front geräumten 1. frz. Graben. Da der Angriff der 130er vor dem linken Flügel der 4. und dem rechten Flügel der 11./ 83 stockte, befahl Hauptmann Koller das Vorgehen des 2. und 3. Zuges sofort hinterher. Der 2. Halbzug des 3. Zuges kam dabei vor den noch nicht aufgerollten französischen Graben und erhielt hier derartig heftiges Gewehrfeuer, daß er sich unter Verlust von 3 Toten und 2 Verwundeten zurückziehen musste. Der Halbzug ging dann in Höhe des 2. Zuges erneut vor und schloß sich ihm in dem von der Komp. besetzten franz. Graben an. Hierbei fiel Hauptmann Koller vor der Front der Kompanie. Die Führung übernahm Feldwebel-Leutnant Fischer.

Koller wurde am 11. Januar 1915 in Châtel erstbestattet. Mit ihm beerdigt wurde der ebenfalls am 08. Januar gefallene Bataillonskommandeur II./ LIR 83, Oberstleutnant von Holleben, der den Angriffsstreifen führte. Wilhelm v. Holleben wurde später nach Cheppy überführt.

Hauptmann Koller

Heute findet sich die Grabstätte von Hermann Koller im Familiengrab auf dem Friedhof der St. Georgen Gemeinde in Berlin Mitte.

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Hauptmann Julius Schwarz

Hauptmann
Julius Schwarz

Geboren am 08. April 1873

5./ Kompanie
4. Magdeburgsches Infanterie-Regiment Nr. 67

Hauptmann Julius Schwarz, Führer der 5./ Kompanie geriet am 9. – 10. September 1914 während eines Nachtangriffes oder dem folgenden morgendlichen Angriff bei Deuxnouds, ca. 20 km südlich von Aubreville, in französische Gefangenschaft.

Auszug aus der Regimentsgeschichte des IR 67:

„Vermisst wurde Hauptmann Schwarz. Erst später erfuhr man, dass er in französische Gefangenschaft geraten war.“

Das Grab von Hauptmann Julius Schwarz ist heute auf dem Jerusalem-Kirchhof vor dem Halleschen Tor in Berlin zu finden, es wurde durch die Kämpfe im 2. Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Laut Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres verstarb Julius Schwarz nach Austausch aus französischer Gefangenschaft am 17. Oktober 1915 in Göttingen

Aktualisierung Nov 2015:
Nach den Kriegsgefangenen-Akten des Roten Kreuzes wurde Julius Schwarz in den Nervenheilanstalten Montpellier und Perpignan behandelt. Das erkärt seinen Austausch. Langfristig verwundete und kranke Kriegsgefangene wurden oftmals mit Hilfe des roten Kreuzes ausgetauscht.

Hauptmann Schwarz
Hauptmann Schwarz
Hauptmann Schwarz
In den Argonnen kämpfend fiel er in Feindeshand, durch Austausch befreit, fand er den Frieden im heissgeliebten Vaterland.
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Argonnen Damals und heute

Das Denkmal von Montfaucon en Argonne

Das auf einem Hügel gelegene Dorf Montfaucon wurde schon im September 1914 von den Deutschen besetzt und zu einem der bekanntesten Beobachtungsstände der ganzen Front vor Verdun ausgebaut.

Montfaucon
Am Horizont – Der Hügel von Montfaucon, rechts der Cheppy-Wald

Von dieser Höhe aus reichte der Horizont von den Argonnen bis zu den Maashöhen bei Douaumont.

In den Ruinen des Dorfes wurden Beobachtungsstände für die Artillerie eingebaut. 1918 wurden die Stellungen auf dem Hügel im Rahmen der Umgliederung zur Vorfeld Taktik, zur zweiten Linie bzw. Etzel-Stellung umgeordnet. Die Höhe von Montfaucon wurde somit zum wichtigen Bindeglied zwischen den Argonnen und den westlichen Maashöhen.

Montfaucon
Kronprinz-Periskop in Montfaucon
Montfaucon
Montfaucon

Am 26. September 1918 unternahm die amerikanische 79. US Infanterie-Division einen Angriff auf die Höhe von Montfaucon. Da es zuvor den amerikanischen Einheiten nicht gelang die Artillerie nachzuziehen, stürmten die unerfahrenen US-Truppen ohne Artillerie Unterstützung gegen zwar abgekämpfte, jedoch im Stellungskrieg sehr erfahrene deutsche Truppen der 117. Infanterie Division an. Die MG-Bunker auf der Höhe wehrten alle Angriffe ab und so musste der Angriff zunächst eingestellt werden.

1937 wurde hier ein imposantes amerikanisches Denkmal durch die American Battle Monuments Comission errichtet. Dabei wurden unter den Trümmern des Dorfes Überreste einer mittelalterlichen Siedlung gefunden. Das Denkmal, knapp 60 m hoch, in Form einer dorischen Säule zeigt eine Freiheitsstatue. Es ist das größte amerikanische Denkmal in Europa. Von hier aus hat man bei klarer Sicht einen fantastischen Rundblick über die ganze Gegend. Im Winter ist der Turm nicht zugänglich. Im Norden sieht man von den Romagne-Höhen bis nach Dun-sur-Meuse, im Westen von Vauquois bis zu den Nord-Argonnen, im Süden von Höhe 304 bis zum Cheppy-Wald und im Osten vom Wald von Brieulles bis zum Douaumont.

Hinter dem Denkmal führt ein kleiner Pfad in die Ruinen des ehemaligen Dorfes. Die große Ruine der Kirche steht eindrucksvoll auf dem höchsten Punkt des Hügels. Überall um die Kirchenruine herum, finden sich mehrere Beton-Beobachter für die Artillerie.

Hier zu finden:

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Woëvre Ebene

Die „Langer Max“ Stellung bei Loison

Im Nordosten der historischen Stadt Verdun liegen zwei weitere interessante Sehenswürdigkeiten, lohnenswert für eine Besichtigung. Zum einen ist es die betonierte Artilleriestellung des 38 cm Geschützes „Langer Max” im Wald von Warphemont und zum anderen das Camp Marguerre im nahen Bereich von Loison. Beide Besichtigungspunkte liegen nahe Spincourt und sind größtenteils ausgeschildert und touristisch erschlossen.

Langer Max
Unbekannter Ort der Geschützsstellung

Der „Lange Max“ war eine 38 cm Schiffskanone, die auch von einer Eisenbahnlafette aus eingesetzt werden konnte. Es war möglich, dass Geschütz auf ein Nebengleis zu transportieren, um von dort aus ein paar Schüsse abzugeben. Normalerweise wurde es aber auf einer festen Bettung eingesetzt. Dazu hob man ein großes Loch für den Unterbau (Bettungsschießgerüst) aus, errichtete dieses mit Stahl und Beton, schob das Geschütz auf Gleisen über den Unterbau und befestigte das Geschütz auf diesem. Diese Vorbereitungen dauerten natürlich viele Wochen, so dass die „Langer Max Geschütze“ weit hinter den Linien in Stellung gebracht wurden.

Wozu wurden jedoch diese riesigen Geschütze eingesetzt? Die Notwenigkeit zur Entwicklung von Langrohrgeschützen (von 17 cm an aufwärts) ergab sich, als der Stellungskrieg an der Westfront immer größere Schußweiten verlangte. Die ersten Geschütze wurden aus Dringlichkeit aus den Beständen der Marine entnommen. Die Marinekanonen waren aber in ihren Schiffslafetten an Land nicht verwendbar. Ein geeigneter Unterbau musste deshalb neu gefertigt werden. Die Bewegungsfähigkeit war dementsprechend gering. Vollbahnwagen brachten sie bis in die Stellung, deren Herrichtung mehrere Wochen brauchte. Diese Vorbereitungen und die hohen Aufzüge der Geschütze erschwerten es, die Stellungen vor Fliegersicht zu schützen. Beim Schießen erschwerte die starke Feuer- und Raucherscheinung, sowie der über 10 km hörbare trompetenartige Knall, die Tarnung.
Auch Scheinstellungen, starkes Einnebeln und gleichzeitiges Mitfeuern von Nachbarbatterien brachten nicht den gewünschten Erfolg. Wurde die Stellung jedoch erkannt, begann das planmäßige feindliche Vernichtungsfeuer. Nur beschleunigtes Räumen der Stellung konnte das kostbare Material und die Truppe noch retten.

Die Munition bestand zunächst aus den von der Marine übernommenen Sprengranaten. Auch hier gab es rasch Weiterentwicklungen. Den Sprenggranaten wurden Hauben aufgeschraubt, mit denen sie den Luftwiderstand besser überwanden und eine um 8 km größere Schussweite erzielten.

Die hier gezeigte Stellung bestand aus dem Unterstand der Feuerleitung, den Munitionstunneln, Geschützstand und dem Gleisanschluss.

Insgesamt gab es 16 Exemplare des 38cm „Langer Max“ Geschützes.

Standorte der 38 cm Geschütze „Langer Max“ 1915 – 1917
StellungZiel
Bois de Muzeray Verdun
Ferme Sorel Verdun
Bois de Warphemont Verdun
SemideSt. Menehould, St. Hilaire
Predikboom (Belgien) Dünkirchen, Bergues
Santes Béthune, Bruay en Artois
Coucy Compiègne, Fismes, Villers Coterets
Saint Hilaire le Petit Chalons sur Marne, Suippes, Sainte Ménehould
Hampont Nancy, Dombasle, Lunéville
Zillesheim Belfort, Wesserling

Wo zu finden:

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Leutnant d. Reserve Hans A. E. de Gruyter

Leutnant der Reserve und Kompanie-Offizier
Hans Albert Eugen de Gruyter

Geboren am 10.August 1889 in Duisburg-Ruhrort
Gefallen am 27.Februar 1917* zwischen Vaux-Kreuz und Ornes

2. Badisches Grenadier-Regiment Kaiser-Wilhelm I. Nr. 110
2./ Kompanie

Hans, Sohn von Walter de Gruyter, dem Dr. Phil. und Verlagsbuchhändler, später Inhaber des noch heute existierenden De Gruyter Wissenschaftsverlages, wuchs in Berlin-Lichterfelde auf. Vor dem Krieg wohnte er in Heidelberg nah der Universität in der Grabengasse und studierte Philosophie.

Aus der Regimentsgeschichte des GR 110 über seinen Tod, der ihn durch Granatsplitter am Kopf ereilte:

„In den ersten Tagen des März* schossen sich die Artillerie, die Minen- und Granatwerfer für das Unternehmen „Kleiner Balkan“ ein. Bei der dadurch einsetzenden lebhafteren Gefechtstätigkeit fiel Lt. d. R de Gruyter.“

*Die Abweichungen des Todestages konnten nicht geklärt werden.

Hans de Gruyter wurde neben seinem Bruder Georg de Gruyter (5. Garde-Regiment zu Fuß, gefallen 1916 bei St. Eloi) in der Familiengruft auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in Berlin beigesetzt. Er hinterließ Ehefrau und Kind.

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Woëvre Ebene

Camp Marguerre

Im Nordosten der historischen Stadt Verdun liegen zwei weitere interessante Sehenswürdigkeiten. Sie sind sehr lohnenswert für eine Besichtigung. Zum einen ist es die betonierte Artilleriestellung des 38 cm Geschützes „Langer Max” im Wald von Warphemont und zum anderen das Lager Marguerre im nahen Bereich von Loison. Eine detaillierte Wegbeschreibung erfolgt in den einzelnen Beschreibungen. Beide Besichtigungspunkte liegen nahe Spincourt und sind größtenteils ausgeschildert und touristisch erschlossen.

In der Etappe bei Verdun:

Das Camp Marguerre gehört zum Etappenabschnitt und liegt mehr als 10 km hinter der Front oder der vordersten Linie. In der Etappe leben und arbeiten die Soldaten, sie ruhen sich aus zwischen ihren Einsätzen an der Front. Hier haben sie feste Unterkünfte und nutzen die Ruhe zur weiteren Ausbildung oder zur Auffrischung der Truppenstärke mit Ersatz. In der Etappe wird Verpflegung und Munition bereitgestellt und große Materiallager angelegt. Das Camp Marguerre ist eines der vielen Lager im Etappenabschnitt. Hier gibt es Material- und Munitionslager, Unterkunftslager, Feldbahnhöfe und Abschnitte für die schwere Artillerie.

Das Lager Marguerre errichtet 1915, benannt nach seinem Erbauer Major Hans Marguerre von der Spezialabteilung „Beton Fabrik“ der 5. Armee, erfüllte mehrere Zwecke. Zum einen diente es als verkehrstechnisch leicht zu erreichender Knotenpunkt zwischen Front und Etappe, zum anderen als Material- und Erprobungslager. Das Hauptaugenmerk wurde hier auf Studien in der Produktion von Beton- und Stahlbeton, sowie in der Anlegung verschiedener Schutzbauten durch die Truppe gelegt.

Das Lager Marguerre oder im Soldaten-Jargon scherzhaft „Negerdorf” genannt, zeichnet sich durch seine vielseitigen Bauwerke aus.

Zum Entwickeln neuer Bauarten und Formen wurden dort zahlreiche Objekte vom Beton-Blockhaus über betonnierte Unterstände, bis hin zu Wohnhäusern und Truppen-Kasinos errichtet. Für den ständigen Vorrat von Baustoffen wurde eigens ein dafür vorgesehenes Beton-Werk im Lager erbaut.

Die unterschiedlichen Bauten sind heute bequem über einen Besichtigungspfad zu erreichen und zahlreiche Schautafeln informieren über deren unterschiedliche Zwecke.

Wo zu finden:

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Verdun - Westlich der Maas

Höhe 304 – Cote 304

Die Höhe 304 war der höchste Punkt auf dem westlichen Maasufer und bot ausgezeichnete Möglichkeiten zur Beobachtung auf die Höhe Toter Mann und als Stellung für die Artillerie.

Höhe 304
Denkmal auf Höhe 304

Das Denkmal auf der Höhe 304 wurde 1934 errichtet. Auf den Seitenwänden des Denkmals stehen die französischen Divisionen, welche auf dem Höhenzug eingesetzt waren. Ein Pfad, der die Parzellen 221 und 222 voneinander trennt, führt zur vordersten deutschen Linie. Diese läßt sich jedoch nur noch schwer erkennen.

Höhe 304
Feldpostkarte von Höhe 304
Höhe 304
Stützpunkt I, Höhe 304, 1917

Wo zu finden:

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Der Angriff auf Höhe 304

Am 22. März 1916 beschloss das VI. Reservekorps die Höhe 304,  anschliessend die Blockhäuser auf dem Toten Mann, das Les-Caurettes-Wäldchen und Dorf Cumières dem Gegner wegzunehmen. Somit wollte die deutsche Führung die Front auf Höhe Wald von Avocourt, Höhe 304, Totermann und den Höhen nördlich Chattancourt schließen.
Der Angriff auf Haucourt, der für den 31. März geplant gewesen war, musste verschoben werden, da das Wiesengelände des Forges-Baches überschwemmt war.
Am 01. April wurde östlich von Haucourt schwach verteidigte französischen Gräben nördlich der „Wasserstelle“, am 02. diese selbst besetzt, in der folgenden Nacht durch Handstreich die weiter südwestliche gelegene Wassermühle genommen. Die französische Stellung nördlich Haucourt – Bethincourt war somit in deutscher Hand.
Am 05. April um 02.30 Uhr nachmittags legten 17 schwere Batterien ihr Feuer auf Haucourt, sieben weitere auf den Stützpunkt östlich davon. Um 05.30 Uhr dreißig nachmittags brachen zwei Bataillone der 192. Infanterie-Brigade vor und nahmen im Handgranatenkampf, von Flammenwerfern wirksam unterstützt, das Dorf. 550 Mann wurden gefangen genommen und neun Maschinengewehre erbeutet.
Am 06. April abends gelang der 12. Reserve-Division die Einnahme der Grabenstücke südlich Bethincourt am Wege nach dem Toten Mann, so daß das Dorf nunmehr auch von Süden umklammert war. 200 Gefangenen und 2 Maschinengewehre wurden erbeutet.

Malancourt
Trümmer des Dorfes Malancourt
Haucourt
Trümmer des Dorfes Haucourt

Am 07. April stieß das VI. Reservekorps südlich von Haucourt vor. Um 03.15 Uhr nachmittags begann planmäßig das Wirkungsschießen von 17 schweren Batterien auf die französischen Anlagen an den Termiten Hügeln und nördlich davon. Drei Stunden später nahm in erbitterten Kämpfen die 11. bayerische Infanterie-Division die Gräben südwestlich der Hügel, die 11. Reserve-Division diese selbst und die beiden Stützpunkte an der Straße. Außer sehr starken blutigen Verlusten verloren die französischen Truppen über 600 Mann an Gefangenen. Ein französischer Gegenangriff am Morgen des 08. April wurde abgewiesen; abermals blieben fast 100 Gefangene in deutscher Hand.
Beim XXII. Reservekorps blieb das Ergebnis hinter den Angriffserwartungen bei Bethincourt zunächst zurück. Unter Abriegelung des Dorfes sollten südlich des Forges-Baches die Wiesenburg von Osten, die Bärentatze von Norden genommen werden. Erstere fiel im Laufe des Nachmittags. Einige Maschinengewehr und Gefangene wurden erbeutet. Die deutschen Verluste betrugen wenig über 150 Mann.
Für den Angriff von Norden gegen die Bärentatze hatte die 12. Reserve-Division zwei von rückwärts anmarschierende völlig frische Bataillone der 43. Reserve-Division bestimmt. Da diesen aber Zeit für Vorbereitung und Erkundung gefehlt hatte, gelang es ihnen erst nach Einbruch der Dunkelheit den Forges-Bach zu überschreiten und schließlich am 10. April mittags nach nochmaliger zweistündiger Artillerievorbereitung die Bärentatze zu nehmen. Weiter rechts drang gleichzeitig der linke Flügel der 11. Reserve-Division in die Gräben südwestlich davon ein. Die Verluste der deutschen Truppen betrugen 550 Mann, 330 Mann Gefangene und 11 Maschinengewehre wurden eingebracht. 

An der Front war mit dem Abklingen der Kämpfe vom 09. – 11. April bei trübem Wetter mit vielen Regenschauern etwas Beruhigung eingetreten. Starke Artilleriefeuerüberfälle lagen aber trotzdem immer wieder auf Stellungen und Hintergelände.

Als am 18. April bei schon aufgeweichtem Boden Sturm und Regen anhielten, mußte General von Gallwitz den Angriff um einige Tage herausschieben.

Am 22. April begann gegen 02 Uhr nachmittags bei trübem Wetter und Regenschauern das Wirkungsschießen. Auf die zunächst wegzunehmenden vorderen Linien vom Vogelherd bis dicht an die Kuppe des Toten Mannes vereinigten 40 Steilfeuer Batterien ihr Feuer, während die anschließenden und dicht dahinter liegenden Gräben durch weitere schwere und Feldbatterien beschossen wurden. Um 05.10 Uhr nachmittags brach die Infanterie gegen ihre Sturmziele vor. Die der 11. Reserve-Division drang vorübergehend in den Vogelherd ein, ein zweiter Versuch um 10 Uhr abends hatte kein besseres Ergebnis. Die Truppen gingen schließlich in die Sturmausgangsstellungen zurück. Der rechte Flügel der 12. Reserve-Division geriet sofort in schweres Maschinengewehr- und Infanteriefeuer von Höhe 304 und mußte ebenfalls in seine Ausgangsstellungen zurückkehren, der linke Flügel stieß vor der französischen Stellung und konnte nur an einer Stelle zeitweise in die französischen Gräben eindringen. Am Abend wurden auch alle Teile der 12. Reserve-Division in die Ausgangsstellung zurückgenommen.

Die 43. Reserve-Division arbeitete sich durch sofort einsetzendes Sperrfeuer vor, überrannte drei Gräben, blieb aber dann vor starkem und nicht zerstörten Drahthindernissen liegen, da die feindlichen Maschinengewehre nicht ausgeschaltet werden konnten.
Als General von Gallwitz am Morgen des 23. April die Meldung erhielt, daß die 43. Reserve-Division in die Gräben westlich des Toten Mannes eingedrungen sei, befahl er, den Angriff des VI. Reservekorps gegen die Gräben südlich der Termiten-Hügel an diesem zweiten Anfriffstage planmäßig durchzuführen und auf den inneren Flügeln der beiden Korps die Gräben am Hecken Grunde um 06.00 Uhr abends in gleichzeitig erfolgendem Einbruch zu stürmen. Zu diesen beiden Angriffen sollte es indessen nicht mehr kommen. Die Meldung der 43. Reserve-Division über erkämpfte Erfolge erwies sich als irrig. Die 11. bayerische Infanterie-Division meldete, daß die Flammenwerfer nicht in die Sturmstellung hätten vorgebracht werden können, weil sie im tiefen Boden stecken geblieben seien. Auch waren ihre Sturmtruppen erst teilweise in den Ausgangsstellungen eingetroffen und durch die Anstrengungen sehr mitgenommen; einige Leute waren buchstäblich im Schlamm versunken. Ähnlich lagen die Dinge bei der 12. Reserve-Division, wo die Sturmtruppen bis zu den Knien im Morast standen und völlig erschöpft waren. So mußte General von Gallwitz den Angriff mittags absagen.

Höhe 304
Granatloch bei Höhe 304 zum Wasser holen
Fuchsbau
Sanitäts-Unterstand Fuchsbau auf Höhe 304

Mit der Zuteilung der 4. Infanterie-Division bekam General von Gallwitz die Möglichkeit, eine frische Truppe gegen Höhe 304 einzusetzen. Am 24. April übertrug er den Angriff auf den Kopf der Höhe 304 dem XXII. Reserve-Korps, auf dessen rechtem Flügel die 4. Infanterie-Division einzusetzen war. General von Gallwitz entschied am 28. April, dass der Angriff auf Höhe 304 an drei aufeinander folgenden Tagen durchzuführen sei, nachdem sich inzwischen der Zustand der Wege und Gräben bei trockener und warmer Witterung gebessert hatte.

Der Zeitpunkt des Angriffs aber mußte trotz des Drängens der Angriffsgruppe hinausgeschoben werden, denn neben dem Ausbau der Sturmstellungen mußten weitere Übergänge über den Forges-Bach hergestellt und südlich des Baches Nahkampfmittel und Verpflegung niedergelegt werden, um bei einsetzendem französischen Sperrfeuer vom Nachschub unabhängig zu sei.

Währenddessen hatte sich seit dem 20. April am Toten Mann durch fortgesetzte französische Angriffe ein Brennpunkt heftiger Kämpfe herausgebildet, der umso unerwünschter war, als die Kampf- und Lebensbedingungen der Truppe wegen der hinter der Front entlang führenden breiten, versumpften und vom Gegner einzusehenden Forges-Niederung besonders schwierig waren. Munition und Verpflegung hatte zeitweise nur durch Tragtiere vorgebracht werden können. Da die festen Wege und Brücken über den Abschnitt völlig zerschossen waren, bat die 43. Reserve-Division für das Nachziehen der schweren Batterien um Gerät für drei schwere Kolonnenbrücken und um den Bau von Bohlenbahnen. Bei den anderen Divisionen lagen die Dinge ähnlich, es war auch dort über den Bach kaum etwas vorzubringen.

Dorf Bethincourt
Im Dorf Bethincourt
Dorf Bethincourt
Im Dorf Bethincourt

An der Höhe 304 hatte das XXII. Reserve-Korps schon am 26. April den Befehl bis zum Vogelherd übernommen. Am 3. Mai begannen um 03 Uhr nachmittags 26 schwere Batterien das Schießen gegen die Eckstützpunkte der Vorstellung. Zur Beschäftigung und Täuschung des Gegners wurden außerdem die feindlichen Gräben südlich der Termiten-Hügel sowie nach Osten bis Cumières beschossen. Die lebhaft antwortende französische Artillerie wurde mit Grünkreuz vergast. Planmäßig um 05.45 nachmittags wanderte das deutsche Feuer von der Vorstellung auf die Randstellung ab.
Die 4. Infanterie-Division und, rechts von ihr, zurückgelassene Teile der 12. Reserve-Division traten an. Eine Dichte Rauch- und Staubwolke hüllte sie ein und verbarg in den entscheidenen Minuten den Einbruch der gegnerischen Infanterie und Artillerie. Rechts drangen sie in den Vogelherd ein, weiter links überrannten sie die französische Vorstellung und stürzten sich dann gegen die Randstellung, aufgehalten im wesentlichen nur durch das Feuer der eigenen Artillerie, das noch bis 6 Uhr nachmittags auf dieser lag. Dann wurde aber auch diese Stellung im Handgranatenkampf genommen, und der Angriff bis auf den halben Hang der Höhe 304 vorgetragen. Der Angriff des linken Flügels und des gegen die Gräben im Hecken-Grund angesetzten rechten der 43. Reserve-Division war weniger durch Rauch und Staub begünstigt; die französischen Truppen zwangen ihn schon beim Antritt nieder. Somit war das Angriffsziel nur in der Mitte erreicht. Rechts war es nicht gelungen, über den Vogelherd hinaus Gelände zu gewinnen, links war sogar die gegnerische Vorstellung unbezwungen. Die stürmenden Truppen aber meinten, in breiter Front bis dicht an die Kuppe herangekommen zu sein und meldeten dementsprechend. Über 650 Gefangene wurden eingebracht.

Den nächsten Stoß plante General von Gallwitz über die Höhe 304 selbst und westlich zu führen. Zunächst sollte am 05. Mai nachmittags der nordöstliche Teil des Camard-Waldes und die Höhenkuppe 304, abends der französische Stützpunkt hart südlich der Termitenhügel an der Straße genommen werden.

Am 05. Mai um 12 Uhr mittags setzte das Feuer von 27 schweren und schwersten Batterien auf die ersten Angriffsziele ein, während die Stellungen dahinter und daben von starker schwerer und Feldartillerie beschossen wurden. Um 05.15 Uhr nachmittags gab die Artillerie den Raum zum Sturm frei. Die Sturmtruppen der 11. Reserve-Division und der 4. Infanterie-Division traten an. Am Camard-Walde gelang es nur an der Nordwestspitze, vorübergehend in den Wald einzudringen. Der Sturm gegen die Kuppe der Höhe 304 sollte nach den von vorn kommenden Meldungen die Kammlinie erreicht haben. Ein starker französischer Gegenangriff wurde abgewiesen. Elf Kompanien gruben sich während der Nacht an der Höhe ein. Weiter rechts hatte die 11. bayerische Infanterie-Division um 09 Uhr abends den Stützpunkt südlich der Termitenhügel zu nehmen. Aber seit Stunden hatte schwerstes Feuer auf ihrer Ausgangsstellung gelegen und große Verluste verursacht; fast alle zugeteilten Flammenwerfer waren zerschlagen. So kam der Angriff hier über erste Versuche nicht hinaus.

Malancourt
Malancourt aus Richtung Norden

Das gegnerische Feuer auf das Angriffsfeld bei der Höhe 304 schwoll am Abend des 06. Mai zu äußerster Stärke an. Um 04.30 Uhr nachmittags hatte auch die eigene Artillerie das Feuer wieder aufgenommen. In der Nacht schwiegen nur die Mörser. Die 4. Infanterie-Division schob frische Kräfte nach vorn und ordnete sich zum Angriff.  Bei Tagesanbruch des 07. Mai setzte das Wirkungsschießen aller Kaliber mit voller Wucht von neuem ein. Als dann um 08 Uhr vormittags die Infanterie vorzugehen versuchte, stellte sich heraus, daß die Beobachtung des Divisionskommandeuers vom Tage zuvor richtig gewesen, die vorderste französische Linie daher vom deutschen Artilleriefeuer gar nicht gefaßt worden war. General Freyer entschloß sich zur Wiederholung des Angriffs um 06 Uhr abends. Die jetzt endlich genauer erkannten, stark besetzten französischen Gräben wurden von 03 bis 06 Uhr nachmittags von 28 schweren Batterien und Feldartillerie der 04. Infanterie-Division unter Feuer genommen. Um 06 Uhr abends brach die Infanterie vor. Rechts drang sie in den Ostzipfel des Camard-Waldes ein und arbeitete sich schließlich bis an dessen Südrand vor. Links anschließend setzte sie sich auf der Kuppe der Höhe 304 fest.

304
Maschinengewehr-Stand im Zwischengelände im Abschnitt „Quelle“ I.R. 13 – am Westhang des Termitenhügels

Der für 11 Uhr vormittags angesetzte Angriff der 11. bayerischen Infanterie-Division auf den Stützpunkt südlich der Termitenhügel aber war nicht durchgeführt worden, weil die Angriffstruppe schon vorher zu starkes Feuer erhielt. Erst am 08. Mai gelang es dort, in den Stützpunkt einzubrechen und bis dicht an die Straße hervorzukommen.

Damit waren die Kämpfe um die Höhe 304 zunächst abgeschloßen. Die Kuppe war erreicht, mit einzelnen Posten überschritten, die besonders lästige französische Artillerie-Beobachtung ausgeschaltet.

Fortführung der Stellungskämpfe um Höhe 304

Gegen die Höhe 304 hatten die französischen Truppen seit dem 08. Mai eine Reihe sehr heftiger Vorstöße unternommen, ohne Vorteile zu erringen. Fast dauernd lag die Höhe unter schwerem Artilleriefeuer. In der mondhellen Nacht zum 18. Mai steigerte es sich immer mehr, gegen 04 Uhr vormittags hatte es äußerste Heftigkeit erreicht. Dann griffen die Franzosen in breiter Front mit starken Kräften an und drückte die auf den höchsten Punkt vorgeschobenen Posten der 38. Infanterie-Division auf die Hauptstellung zurück. Eigene Gegenstöße trafen auf erneute französische Angriffe. Den ganzen Tag dauerte unter ständigem Sperrfeuer beider Artillerien der Kampf an, doch gelang es nicht mehr, die höchste Kuppe wieder in die Hand zu bekommen.

Der Raum weiter westlich, in dem für diesen Tag, den 18, Mai, der Vorstoß der 54. Infanterie-Division beiderseits der Straße Haucourt – Esnes vorgesehen war, hatte die Nacht gleichfalls unter schwerem französischen Feuer gelegen. Ein französischer Angriff im Morgengrauen gegen den äußersten rechten Flügel dieser Division war zusammengebrochen. Um 02 Uhr nachmittags begann befehlsgemäß das eigene Wirkungsschießen. 19 schwere Batterien legten ihr Feuer auf die Sturmziele, andere schwere und Feldbatterien hielten die Anschluß- und die dahinter liegenden Gräben nieder. Um 05.30 Uhr nachmittags brachen die Sturmkompagnien zweier Regimenter, unterstützt von Flammenwerfern, beiderseits der Straße in die französische Stellung ein, stießen noch über die Sturmziele, den von den Franzosen besetzte Südteil des Camard-Waldes und die Stützpunkte westlich davon vor, und gruben sich ein.

Die Kämpfe im Jahr 1917

Nach gründlicher Vorbereitung führte die 5. Armee Ende Juni noch einige Unternehmungen zur Verbesserung der Stellungen vor allem bei der Maas-Gruppe West des Generals von François durch. Am 28. Juni abends erstürmten zwei Regimenter der 10. Reserve-Division des Generalleutnants Dallmer südwestlich der Höhe 304 beiderseits der Straße Haucourt – Esnes französische Gräben in 2 1/2 km Breite und in mehreren Hundert Meter Tiefe. Am 29. früh nahmen Sturmtruppen der 2. Landwehr-Division des Generals der Artillerie Franke in 300 m Breite und etwa 150 m Tiefe die französischen Gräben am Südrand des Waldes von Malancourt. Schließlich wurden am Abend des 29. am Osthang der Höhe 304 weitere Stellungen in 1000 m Breite und 150 m Tiefe genommen und mit dem tags zuvor erreichten Angriffsziel verbunden. Auch östlich davon gelang der 6. Reserve-Division eine kleinere Unternehmung. Die Gegenwirkung dauerte bis zum 02. Juli an, ohne indessen wesentliche Erfolge zu erzielen. Die Maas-Gruppe West hatte fast 900 Gefangene, 6 Minenwerfer und 19 Maschinengewehre bei einem eigenen Verlust von 1200 Mann. Die Tiefengliederung des vorderen Grabensystems war besonders bei Höhe 304 verbessert.

Im Graben auf 304
Höhe 304
Auf 304

Am 09. Juli berichtete die 5. Armee, daß „überraschende französische Angriffe auch bei Großkämpfen an anderen Fronten unter Ausnutzung der Festung immer möglich sind und Verdun mit Sicherheit nie ruhige Front werden wird… Unterstände wie Batteriestellungen stehen so zahlreich zur Verfügung, daß Verstärkungen sehr leicht möglich sind. Verkehrswege, Lager und Munitionsdepots im Hintergelände erlauben jederzeit den Aufmarsch starker Kräfte, deren Bereitstellung zum Angriff in den Schluchten ohne mögliche Einsicht erleichtert wird, zumal die Artillerie des gesamten Festungbereiches jederzeit an beliebiger Stelle beiderseits der Maas zusammenwirken kann.“

Andererseits waren die deutschen Stellungen immer noch sehr mangelhaft, da die Fronttruppen durch Abwehr stark in Anspruch genommen und sonstige ausreichende Arbeitskräfte nicht vorhanden waren. Rückwärtige Stellungen fehlten fast ganz.

Die deutsche vordere Linie verlief westlich der Maas – für die Abwehr wenig günstig – über die Höhen 304 und Toter Mann. Mit dem breiten und meist sumpfigen Tal des Forges-Baches im Rücken konnte sie nach Ansicht der Heeresgruppe „einem Großangriff nur schwerlich standhalten.“ Eine Zurücknahme der Stellung auf die Höhen nördlich des Baches hätte aber die bereits früher zurückverlegte deutsche Linie östlich der Maas gefährdet. Dazu kam der weiterhin bestehende Wunsch der obersten Heeresleitung, nach den Rückschlägen von 1916 aus moralischen Gründen „östlich der Argonnen unter keinen Umständen Gelände aufzugeben.“

Malancourt
Friedhof bei Malancourt

Mitte Juli wurde die 29. Infanterie-Division bei Maas-West eingeschoben. Noch bevor dies beendet war, hatte sie am 17. Juli einen größeren Teilangriff französischer Truppen dicht westlich der Höhe 304 abzuwehren, bei dem die am 28. Juni gewonnenen Gräben wieder verloren gingen. Der feindliche Einbruch reichte soweit nach Norden, daß die Höhe 304 im Rücken bedroht war, die Heeresgruppe befahl daher den sofortigen Gegenangriff. Er fand am 01. August statt und brachte die Wiedereinnahme des ganzen verlorenen Geländes. Darüber hinaus nach Süden vorzustoßen hatte die Oberste Heeresleitung angesichts der Kräftelage nicht gestattet. Gegenangriffe der französischen Truppen blieben im flankierendem Maschinengewehrfeuer von Höhe 304 und vom Avocourt-Wald aus liegen. Ihre Vorbereitung durch Artillerie zeigte aber, wie schon am 17. Juli, eine starke Vermehrung der französischen Batterien, schwerste Eisenbahngeschütze griffen in einem Ausmaß wie nur vor Großangriffen ein. Nach Gefangenenaussagen war der französische Angriff Mitte August zu erwarten. Dies hatte die Heranführung weiterer Abwehrkräfte, insbesondere schwerer Artillerie zur Folge. Bei Maas-Ost war bereits am 25. Juli eine vierte Division in die Front eingeschoben worden.

Die französische Artillerie-Vorbereitung gegen die deutsche Nord-Front von Verdun begann am 10. August, flaute dann aber bei plötzlich einsetzendem Regenwetter wieder ab, um vom 13. August ab mit voller Stärke die deutschen Stellungen zwischen Avocourt und Bezonvaux zu treffen. Das von tagelangen Regen aufgeweichte Erdreich war in grundloses Trichterfeld verwandelt. Unterstände waren verschüttet, die Verbindungswege nach rückwärts einschließlich der Brücken über den Forges-Bach zerstört.

Malancourt
MG-Bunker in Malancourt

Am 20. August um 05 Uhr vormittags begannen beiderseits der Maas die französischen Angriffe, zu denen acht Divisionen und 30 Infanterie-Regimenter gegen reichlich sechs deutsche Divisionen mit nur 19 Regimentern angesetzt waren. Bei der Maasgruppe West wurde die deutsche Linie dicht westlich der Höhe 304 bis an den „Termitenhügel“ (Punkt 287 südlich Malancourt) zurückgedrückt. Östlich davon drangen die französischen Truppen in den „Heckengrund“ (Schlucht südlich Béthincourt) ein und versuchten von hier aus, die Höhe 304 zu umgehen, auf der die 213. Infanterie-Division alle Angriffe abweisen konnte. Sofort einsetzende Gegenstöße führten zu erbitterten Nahkämpfen, die bis in den Abend anhielten. Im Laufe des Vormittags meldete die Gruppe Maas-West, daß die Angriffe beiderseits der Höhe 304 zum Stehen gebracht seien; im Abschnitt der 6. Reserve-Division am Toten Mann wäre die Lage anscheinend kritisch. Das Armeeoberkommando zog daraufhin alle verfügbaren Kräfte der Eingreif-Divisionen, soweit sie nicht schon im Kampf standen, hinter dem Forges-Bach zusammen und befahl, diesen Abschnitt unbedingt zu halten. Das Ergebnis aller bisherigen Maßnahmen war erst um 05 Uhr nachmittags annähernd zu übersehen: Beiderseits der Höhe 304 hatten die Gegenstöße den gegnerischen Ansturm gebrochen, Geländegewinn nach vorwärts war nicht erzielt.

Am Abend des 20. August herrschte beim Armee-Oberkommando der Eindruck, daß der Gegner östlich der Maas über Anfangserfolge nicht hinausgekommen war. Westlich der Maas war der Tote Mann hingegen verloren, seine sofortige Wiedernahme kam angesichts des Fehlens frischer Kräfte nicht in Betracht. Die Höhe 304 war durch Einbrüche westlich und östlich von ihr stark gefährdet. Ihre Räumung wurde erwogen, da das ganze Gelände auch von dem jetzt in französischer Hand befindlichen Talou-Rücken einzusehen war. 

Nach neuer Artillerie-Vorbereitung, die während der Nacht zum 21. August die Neuordnung der deutschen Verbände sehr erschwerte, setzten die französischen Truppen ihre Angriffe fort. Westlich der Maas scheiterten sie an der heldenmütigen Abwehr der neugebildeten Front beiderseits der Höhe 304, die selbst wiederum nicht frontal angegriffen wurde. Weiter östlich waren die Angriffe schwächer. Hier standen zwischen Béthincourt und Forges noch deutsche Sicherungen südlich des Forges-Baches, nachdem auch Regnéville nachts geräumt worden war. Die Reste der 6. Reserve-Division hatten mit Teilen der 48. Reserve-Division nördlich des Baches die Stellung „Hagen-Süd“ bezogen.

Westlich der Maas begann in der Nacht zum 22. August die Räumung der Höhe 304, deren Besetzung vorgetäuscht blieb. Erst nach neuem starken Artilleriefeuer besetzten die Franzosen am 24. August das südliche Ufer des Forges-Baches.

Damit hatte die dritte große Abwehrschlacht vor Verdun im wesentlichen ihren Abschluß gefunden. Bei Maas-West beruhigte sich die Lage. Der französische Angriff hatte etwa 14.000 Mann Verluste gekostet, davon gegen 6000 Vermißte. Die französischen Truppen wollten 7500 Gefangene gemacht und 24 Geschütze erbeutet haben. Abermals war vor Verdun trotz gründlicher Abwehrvorbereitungen – soweit solche angesichts der Gesamtkräftelage überhaupt möglich waren – ein sehr ernster Rückschlag eingetreten. Der Gegner hatte mit dem Angriff vom 20. August, den man seit langem hatte kommen sehen, seine ersten Ziele im wesentlichen erreicht.

Auszugsweise aus dem Reichsarchiv entnommen