Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Minenwerfer als Pionierspezialwaffe für den Festungskrieg entwickelt. Bei diesen Waffen handelte es sich um Steilfeuergeschütze mit kurzer Reichweite. Unter einer Mine verstand man in diesem Zusammenhang, ein dünnwandiges Geschoß mit hoher Explosivsprengkraft, nicht zu verwechseln mit den unterirdischen Minen des Minenkrieges.
Der Minenwerfer eignete sich bestens für die Aufgaben des sich ab Oktober 1914 bildenden Stellungskrieges. Beide Seiten setzten die kleinen, mittleren und schweren Werfer gegen Hindernisse und kleine, widerstandsfähige Ziele, die von der weiter hinten stehenden Artillerie nicht erreicht werden konnten. Da die Verbindung zwischen der Infanterie in den Gräben und der Artillerie, oft durch zerschossene Feldtelefonkabel, nicht zustande kam, eignete sich der Minenwerfer nahe der vorderen Linie eingesetzt, als Unterstützungswaffe der Infanterie.
März 1915
Im März 1915 nehmen die französischen Truppen nach mehrtägigen Angriffen die Südhälfte des Dorfes Vauquois ein. Die deutschen Truppen verschanzen sich in den letzten Häusern am Nordrand der Hügelkuppe. Der Friedhof wird zu einem uneinnehmbaren Stützpunkt ausgebaut. Im Westen des Dorfes haben die Schützengräben einen Abstand von etwa 8 m, im Dorfkern teilen sich die Gegner die Trümmer der Kirche. Der geringe Abstand der Schützengräben verhindert den Einsatz der Artillerie, zu groß ist die Gefahr die eigenen Leute zu treffen. In Folge kommen andere Waffen zum Einsatz: Handgranaten, Flammenwerfer und Minenwerfer. Letztere bieten die einzigartige Fähigkeit, aufgrund der gekrümmten Flugbahn der Geschosse, mit hoher Genauigkeit den einige Meter von der vordersten Linie stark verschanzten Feind zu treffen.
Diese neue Artillerie, auch „Grabenartillerie“ genannt, entwickelte die neue Minenwerfertruppe aus den Festungsmörsern, um Stacheldrahtverhaue und gegnerische Sappen (Anm.: vorgeschobene Gräben zur Annäherung) zu zerstören. Ihre Bedeutung stieg maßgeblich mit der Etablierung der Schützengräben im Herbst 1914 und der Aufnahme des unterirdischen Minenkrieges. Sie erwies sich als sehr nützlich zur Verhinderung von Besetzung und Befestigung der Trichterränder durch den Gegner nach einer Sprengung, sowie zur Störung von unterirdischen Arbeiten.
Zahlreiche Eingänge von Kampfstollen und Unterstände zerstörte man im Rahmen täglicher, von den französischen Soldaten „Crapouillotage“ genannten Bombardierungen. Dieses Wort bezieht sich auf den Spitznamen „Crapouillot“ für den französischen Grabenmörser, dessen Form an eine Kröte erinnert. Bereits Ende März 1915 verwendeten die deutschen Truppen Minenwerfer mit großem Kaliber. Zunächst im Freien aufgestellt, richtete man diese Minenwerfer ab 1916 in betonnierte Unterstände am Fuße des Nordhangs ein. Auf der Kuppe werden in vorderster Linie unter anderem Ehrhardt-Ladungswerfer (Anm.: Rheinische Metallwarenfabrik Ehrhardt in Düsseldorf. ) aufgestellt.
Die Konzeption der Minenwerfer
Die einfache Konzeption der Minenwerfer erleichtert den Transport der Minen und Zündmittel durch die Stollen zum Aufstellungsort. Dieser befand sich in den unterirdischen Räumlichkeiten, an den sich in Feindrichtung dem geforderten Schußfeld entsprechend eine schräg nach oben aufgeweitete Schießgrube anschließt.
Alle Minenwerferstände haben eine Verbindung mit der unterirdischen Stollenanlage. Für die Geschosse, Zündmittel und Mannschaften stehen spezielle Räumlichkeiten zur Verfügung. Die „Minen“ genannten Geschosse werden nachts von Varennes-en-Argonne mit der Feldbahn bis zum besonders geschützt gelegenen Bahnhof am Fuße des Hügels transportiert. Von dort brachte man sie mittels Stollen und Lastaufzügen zu den Werferständen.
Betonnierte Beobachtungsstände auf der Höhe, auch diese waren mit den Stollenanlagen verbunden, dienten dem Lenken des Minenwerfer-Feuers.
Im August 1916 werden die gesamte französische Linie, sowie alle Zugangswege und -gräben unter Kreuzfeuer der deutschen Minenwerfer genommen. Nicht ein Quadratzentimeter entgeht ihrer Zerstörung.
Der Minenwerfer Stand IV
Der von den Les Amis de Vauquois restaurierte Minenwerferstand entstand in mehreren Etappen. Zunächst baute man in dem 6m tiefen Stand ein 7,6 cm leichter Minenwerfer ein, gefolgt von einem 24,5 cm schweren Ladungswerfer vom Modell Erhardt. Der Minenwerferstand wurde mittels vorgefertigter Betonformsteine und Eisenbahnschwellen gebaut und war so vor Bombardierung und der daraus folgenden Verschüttung geschützt.
Bei den Renovierungsarbeiten stießen die Les Amis de Vauquois im Jahr 2008 auf ein Massengrab von 35 deutschen Soldaten. Diese kamen in den Kämpfen im Februar und März 1915 um und man bestatte sie direkt vor Ort. Fünf von ihnen konnten identifiziert werden.
Die Besetzung der Gebeine der 35 Soldaten erfolgte im Rahmen eines deutsch – französischen Tages des Freundschaft auf dem Soldatenfriedhof Cheppy.
Wo zu finden:
Frankreich



