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Verdun - Östlich der Maas

Maison des fusillés

Das Maison des fusillés in Etain

Der Ort Etain, ca. 20 km entfernt von Verdun bildete einen wichtigen Punkt in der Etappe der Deutschen Armee. Kommandos und Stäbe kamen dort unter, die Truppe konnte sich in der Reserve erholen, Verbindung über die Bahn bestand zu anderen wichtigen Punkten im Hinterland. Annähernd 4 Jahre blieb Etain in deutscher Hand.

 Wenn man heute aus nördlicher Richtung von der D18 in den Ort einfährt, entdeckt man im Kreuzungsbereich der Rue du Jura, eine Gedenktafel.

Maison des fusillés

Diese Gedenktafel, angebracht an einem Haus mit heute noch erkennbaren Spuren des Krieges, nennt die Namen von 19 französischen Zivilisten, die hier im September 1914 ihr Leben ließen. Neben dem Gebäude finden sich noch einige Erläuterungen über Etain während des Krieges auf französischer Sprache.

Maison de fusilee
Maison des fusillés

Am 24. August 1914 wurde Etain das erste Mal von den angreifenden Deutschen mit Artillerie beschossen. Ca. 50-80 Einwohner die nicht evakuiert worden sind, suchten in ihren Kellern Schutz vor den einschlagenden Granaten. Am 26. August 1914 wurde Etain von den Deutschen besetzt und man lebte „Tür an Tür“ mit dem Besatzer. Den Bewohnern wurde bei Strafe verboten sich außerhalb der Stadt zu bewegen und in der Nacht Licht zu machen.

Nachdem Mitte September einige Granaten nahe der Stadt einschlugen und vermeintlich Lichtsignale aus den französischen Linien erkannt worden waren, nahm man 19 Einwohner als Geiseln. Beschuldigt wurden sie der Kontaktaufnahme über Lichtsignale mit den französischen Truppen.

Als in der folgenden Nacht wieder Lichtsignale erkannt worden sind, folgte die Strafe auf dem Fuße. Man führte die als Geiseln genommenen Bewohner zur heutigen D18 Richtung Longwy an den angegebenen Punkt und exekutierte diese durch Erschießen. Nicht belegbare Quellen geben den 14. September 1914 an. Auch wer die Erschießung durchgeführt hatte und welche Teile involviert waren, ist bisher nicht festzustellen.

Erst Juni 1920 wurden die Leichen der 19 Bewohner nach Hinweisen aus der Bevölkerung aus einem Massengrab geborgen und am 10. Juli 1920 feierlich bestattet.

Wo zu finden:

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Heimgeholt

Leutnant der Reserve Dietrich C. Dankenbring


Leutnant der Reserve Dietrich C. Dankenbring 

Reserve-Infanterie-Regiment 77
Kompanieführer 11./Kompanie
ehemals Reserve-Infanterie-Regiment 92
*3. Juni 1883 in Osnabrück
+23. März 1915 Argonnerwald bei Le Four de Paris

Der Kandidat der Rechts- und Politikwissensschaften an der Universität Münster, Dietrich C. Dankenbring, stieß am 20. Dezember 1914, über Umwege mit seiner Kompanie das Reserve-Infanterie-Regiments 92 suchend, zu den 77ern. Auf dem Wege wurde das Detachement Dankenbring, bestehend aus 3 Offizieren und 125 Mann durch verschiedene, übergeordnete Einheiten in den belgischen Städten Spa, Remouchamps, Lüttich, Waterloo und Brüssel eingesetzt.
Die Kompanie verbrachte die Zeit mit Bahnhofswachen und dem Niederschlagen von Aufruhr der  Brüsseler Bevölkerung. Da die Wege mit Hilfe von requirierten Pferden, Fahrrädern und geschlossenen Gepäck- sowie Bagagewagen zurückgelegt wurden, bekam die Kolonne bald den Spitznamen „Zirkus-Kompanie“. Zur Bekräftigung dieser Bezeichnung trugen ein schwarzweiß, geschecktes Reitpferd sowie eine „Kapelle“ aus Mundharmonikaspielern bei.

Als sich herausstellte, dass die Kompanien des RIR 92 komplett aufgefüllt waren, ließ sich Dankenbring mit seinen Männern zum RIR 77 versetzen und bildete dort die 11./ Kompanie. Dieser Vorschlag des X. Reserve-Korps wurde gerne genutzt, da am Zusammenbleiben der Kompanie viel gelegen war.

Am 4. Februar 1915 wurde das RIR 77 per Bahntransport nach Chatel-Chehery verlegt um seinen neuen Einsatzort den  Argonnerwald zu erreichen. Wenige Tage vorher übte das Regiment  in den Wäldern von Warmeriville, den für die Argonnen befürchteten Waldkampf. Am Abend des 5. Februar marschierte das I. Bataillon über die Varenner Straße
in Richtung Four de Paris. Das II. und III. Bataillon folgten einige Tage später. Hier wurde in den vorhandenen, kaum ausgebauten Stellungen das Infanterie-Regiment 144 ausgelöst. Flankenfeuer von der Bolante ließ schon auf dem Anmarsch die ersten Verluste eintreten.

Während der nächsten Tage bildeten die Arbeiten an Stellung, Deckung, Gräben und Hindernissen den Schwerpunkt. In den ersten Tagen verlor das Regiment ohne größere Kampfhandlungen schon 150 Mann an Toten und Verwundeten.

Bericht der 11. Kompanie über die Tätigkeit vom 12. bis 28. Februar 1915.

„12. Februar: abends in Varennes eingerückt.
13. bis 15. Februar: Kompanie dort in Alarmbereitschaft.
16. Februar: Kompanie stellt abends 1 Offizier und 100 Mann zum Divisions-Gefechtsstand für Gefangenentransport. Nach erfolglosem Warten Rückkehr nach Varennes.
17. Februar: Anmarsch in die Reservestellung des Regiments.
18. bis 20. Februar: Arbeiten in der Reservestellung.
27. und 28. Februar: Die Kompanie löst die 2. Kompanie in vorderer Linie ab.


gez. Dankenbring, Leutnant d.R. und Kompanieführer“


Dankenbring
Leutnant der Reserve Dietrich C. Dankenbring

Die Tage vergingen in gewohnter Weise mit Arbeiten an den Gräben, erschwert durch Wurfminen und Gewehrfeuer. Am 9. März erlebte das Regiment, hier die 5. Kompanie, die ersten unterirdischen Sprengungen. 24 Tote waren zu beklagen. Der Minenkrieg hielt Einzug in den Regimentsabschnitt. Sprengungen und Gegensprengungen lösten sich ab. Mit den Abendstunden des 14. März nahmen die Kämpfe zu und steigerten sich allmählich.

In der letzten Märzwoche 1915 fand Leutnant d.R. Dankenbring im Graben den Soldatentod.

Aus der Regimentsgeschichte:

Am 23. März fiel durch Kopfschuß der Kompanieführer der 11. Kompanie, Leutnant d. R. Dankenbring. Tagelang vorher hatte er in den ersten Morgenstunden in tollkühner Weise, frei über die Brustwehr wegsehend, nach feindlichen Posten und Unterständen geschossen. Das merkten feindliche Scharfschützen sehr bald und warteten an diesem Morgen anscheinend schon auf ihn; denn kaum hatte er das Gewehr über die Brustwehr gehoben und 3 Schuß abgegeben, als er auch schon, rücklings in den Graben fallend, lautlos zusammenbrach. Tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigte die 11. Kompanie, die für ihren geliebten Führer, den sie bezeichnenderweise „Onkel Tom“ nannte, den Teufel aus der Hölle schlugen. Das Regiment verlor an ihm einen der hervorragendsten und tapfersten Offiziere, dem der Chef des Generalstabes des Feldheeres, von Moltke, das Eiserne Kreuz 2. Kl. im Oktober 1914 persönlich überreicht hatte.

Auf dem Osnabrücker Johannesfriedhof fand Lt. d. R. Dankenbring am 28. Mai 1915 seine letzte Ruhestätte in der dortigen Familiengruft, möglicherweise befand sich seine Erstgrablage neben vielen Kameraden am Rand der Varenner Straße.

Dankenbring
Familiengruft der Fa. Dankenbring
Dankenbring
Grabaufschrift