Rheinische Landwehr vor Verdun

Landwehr-Regt Nr. 65

Nach dem Rücktritt des I./LiR 65 zum Regiment war der Regimentsabschnitt nach Norden bis zur Nordwestecke des Waldes von Pareid ausgedeht worden. Die Bodenbeschaffenheit in den neuen Teilen des Regimentabschnittes war ungünstiger als alles bisher Gesehene. Es war nichts seltenes, daß am Tage neu ausgehobene breite und tiefe Gräben am nächsten Morgen spurlos verschwunden waren. Als die ersten Erfolge des Angriffs auf Verdun im Nordosten der Festung errungen waren, war das Regiment in 4 Stellungsbataillone eingeteilt. Das aus der 6., 7. und 8. Kompanie bestehende II. Btl. war LIR 25 unterstellt und hatte den Abschnitt von der Nordwestecke des Waldes von Pareid bis zum Rennesselbach besetzt. Links schlossen die übrigen Teile des LIR 65, rechts LIR 25 an. III./25 und II./65 waren einem Abschnittskommandeur unterstellt, der abwechselnd von einem der beiden Regimenter gestellt wurde. Als solcher fiel Major Rieke, Bataillonsführer beim II./65 am 22. Februar im Walde von Pareid durch die letzte Granate, die die Franzosen auf den Wald abfeuerten.

Am 25. Februar räumten die Franzosen ihre vorderen Stellungen. I. und III./LIR 65 besetzte in der Nacht die Stellung bei Pintheville und nahmen im Laufe des 26. Februar die Waldstellungen zwischen Pintheville und Hénnémont. In diesem Walde fielen die von schwarzen Franzosen errichteten Negerdörfer besonders auf. Die Stellungen waren nur von Nachzüglern besetzt. Stark erschwert wurde das Vorwärtskommen mehr durch die im Wald angelegten ausgedehnten Hindernisse, als durch den feindlichen Widerstand. Hénnémont wurde am 26. Februar vor Tagesanbruch vom II./LIR 65 und III./LIR 25 besetzt. Gegen Mittag gab am Westausgange  Exzellenz von Below, der kommandierende General des V. AK den Befehl zum Angriff auf Ville-en-Woëvre. II./LIR 65 ging anfangs südlich, III./LIR 25 nördlich der Straße Hénnémont – Ville-en-Woëvre. Sie wurden sofort von feindlicher schwerer Artillerie unter Feuer genommen und hatten beim Durchlaufen des Feuerbereichs bereits Verluste. Ville-en-Woëvre wurde erstürmt. Das Dorf war stark besetzt. Der Feind leistete entschlossen Widerstand, und die Verluste waren nicht gering. 6./ und 7./ LIR 65 drangen mit den Kompagnien des III./LIR 25 gleichzeitig in das Dorf ein, wärend 8./ LIR 65 die südlich an das Dorf anschließenden Gräben nahm und mit einigen Mannschaften, gleichzeitig mit dem Bataillonsstab, in das südlich von Ville-en-Woëvre gelegene Château d’Hannonselles eindrang. Um 04 Uhr nachmittags waren die beiden Bataillone im Besitz von Ville-en-Woëvre, von Château d’Hannonselles und den dazwischenliegenden feindlichen Stellungen.

Ville-en-Woevre
Ville-en-Woevre

I. und III./LIR 65 waren inzwischen bis Aulnois-Ferme vorgedrungen. Nach Ordnung der Verbände wurde der weitere Angriff auf Manheulles befohlen. Als zum Angriff angetreten wurde, war aber die Dämmerung schon soweit fortgeschritten, dass man den vorher gut sichtbaren Kirchturm kaum noch sehen konnte. Eine Viertelstunde nachher war es ganz dunkel. Die Folge war, dass die Kompagnien bald die Richtung verloren und vollständig durcheinander gerieten. Vermehrt wurde das Durcheinander noch dadurch, dass die übrigen Teile des LIR 65 ohne Kenntnis der aus Ville-en-Woëvre angetretenen Truppen auf der Straße Aulnois-Ferme – Manheulles herangekommen waren und, soweit sie rechts von der Straße vorgingen, ebenfalls die Richtung verloren und in die drei Kompagnien des II./LIR 65 und des III./LIR 25 hineingerieten. Außerdem erhielten die Angriffstruppen bald Feuer von der rechts von ihnen angreifenden bayerischen Ersatz-Division. Schließlich wurde der Befehl zur Einstellung des Angriffs und zur Zurücknahme der Truppen gegeben. Das Regiment lag in der Nacht in Ville-en-Woëvre, Château d’Hannonselles und Aulnois-Ferme.

Am 27. Februar wurde die 30. Landwehr-Brigade der bayerischen Ersatz-Division unterstellt, deren Kommandeur an diesem Tag fiel. Es wurde wieder gegen Manheulles vorgegangen, der Angriff aber, da die Artillerie noch nicht heran war, nicht durchgeführt. II./ und III./LIR 65 lagen an diesem Tag zwischen der Straße Aulnois-Ferme – Manheulles und dem Warnonclos-Bach, wo sie sich, soweit es das Grundwasser zuließ, eingegraben hatten. Weiter südlich stand das I./LIR 65. Manheulles war von feindlicher Infanterie besetzt und an allen Seiten stark mit Schützengräben und sehr ausgedehnten Drahthindernissen befestigt. Die feindliche Infanterie verhielt sich ruhig. Nur wenn unsere Patrouillen ganz nah an das Dorf herankamen, gab sie Maschinengewehr und Infanteriefeuer ab. Feindliches Artilleriefeuer lag den ganzen Tag über auf dem Regiment.

Am 28. Februar morgens wurde näher an das Dorf Manheulles herangegangen. Das Regiment hatte in der Breite diesselbe Stellung wie am Tage vorher. II./LIR 65 hatte sich aber mehr nach rechts ausgedehnt. Die rechte Flügelkompagnie lag ungefähr 100 m nördlich des Warnonclos-Baches. Die bisher zum IV. Bataillon gehörende 5. Kompagnie war wieder zum Bataillon getreten und lag zu beiden Seiten des Baches. Um 10 oder 11 Uhr vormittags begann das Artilleriefeuer zur Vorbereitung des Angriffs auf Manheulles. Das Feuer war stark, lag aber schlecht und hatte geringe Wirkung. Es wurde zu kurz geschossen. Die Granaten einer schweren Haubitzbatterie schlugen lange Zeit hindurch kurz vor dem Regiment ein. Der feindliche Schützengraben am Ostausgange des Dorfes wurde nur selten erreicht. Das Dorf selbst erlitt durch das Artilleriefeuer keinen großen Schaden. Die Besatzung wurde aber eingeschüchtert und hielt sich in ihren Löchern.

Um 3 Uhr nachmittags wurde zum Angriff auf Manheulles angetreten, die 8. Kompagnie am rechten Flügel hatte den Anschluß an das rechts angreifende LIR 25. Das Dorf wurde in kurzer Zeit genommen. Die Besatzung, 250 Mann stark, gab sich gefangen. Sie war erschüttert und hätte stärkeren Widerstand leisten können. Die Hauptverluste entstanden durch das prompt einsetzende und gut liegende Feuer der französischen Artillerie, die aber offenbar nicht sehr stark war. Es wurde bis über das Dorf hinaus vorgegangen, bis am Westende der Anschluß an die bayerische Ersatz-Division hergestellt war. Einzelne Teile des Regiments stürmten im Drange nach vorwärts weiter vor bis kurz vor Bonzée, südlich von Manheulles.

Manheulles machte keinen stark mitgenommenen Eindruck. Unsere bisherigen Unterkunftsdörfer sahen schlimmer aus. Bald nach der Einnahme aber, als die Sturmtruppen kaum die rings um das Dorf angelegten Gräben besetzt hatten, schoß der Franzose mit schweren Granaten und großer Sicherheit in erstaunlich kurzer Zeit das ganze Dorf kurz und klein. Weshalb er dasselbe Feuer nicht gegen die Sturmtruppen verwandt hat, ist unerklärlich.

Der Angriff auf die westlichen Vorstellungen erfolgte in der Voraussetzung, daß bei weiteren Erfolgen des Hauptangriffes im Norden und Nordosten auch von Süden zunächst durch das auf der Côte Lorraine stehende V. Armee-Korps die Festung angegriffen werde. Dazu war es erforderlich, dass die Franzosen aus den Stellungen in der Woëvre auf das Gebirge zurückgedrängt wurden. Da aber der Hauptangriff nicht den erwarteten günstigen Verlauf hatte, unterblieb der Angriff von Süden her. Die 30. Landwehr Brigade kam dadurch in eine sehr schwierige und gefährliche Lage. Durch die Einnahme von Manheulles bis an den Fuß des Gebirges vorgedrungen, lag zunächst das von den Franzosen noch besetzte Dorf Fresnes in ihrem Rücken, bis es am 07. März genommen wurde. Die Franzosen verstärkten ihre auf dem Gebirge gedeckt in den Wäldern stehende Artillerie fortgesetzt. Keine Bewegung in der Ebene konnte ihnen entgehen. Wochenlang waren unsere Truppen in den eroberten Dörfern und Stellungen, ohne Gegenwehr leisten zu können, dem stärksten Artilleriefeuer ausgesetzt. Die französische Artillerie sparte keine Munition, schoß unausgesetzt und begann die Nächte durch Gasschießen unheimlich zu machen. Schutz gab es in den zerstörten Dörfern nur wenig, außerhalb der Dörfer machte der hohe Grundwasserstand jedes Eingraben unmöglich. Auch in diesen bösen Zeiten hat sich der standhafte Mut der braven Wehrleute des Regiments vorzüglich bewährt.

Aus: Das Ehrenbuch der Rheinländer

Eine Antwort auf „Rheinische Landwehr vor Verdun“

Nie wieder so einen Schwachsinn.Wenn ich heute in der Welt
sehe wie viel Ehrenlose Kriege geführt werden, muss mann Denken das Überhaupt keine Nation irgend etwas gelernt hat
Das größte Geschenk ist und bleibt der FRIEDEN in
FREIHEIT.
Fazit Nie wieder Krieg für irgend einen .Idioten.

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