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Soldatenfriedhöfe

Der Soldatenfriedhof Noyers-Pont-Maugis

26 843 Tote ruhen auf der deutschen Kriegsgräberstätte

Die Kriegsgräberstätte Noyers-Pont-Maugis liegt etwa fünf Kilometer südlich von Sedan.
Hier, auf den Höhenzügen westlich der Maas, legten die französischen Behörden im Jahre 1922 eine deutsche Kriegsgräberstätte an, auf die sie die in diesem Gebiet während des Ersten Weltkrieges gefallenen deutschen Soldaten umbetteten. Im Zweiten Weltkrieg gab es 1940 beim Durchbruch durch die Ardennen und die Maginot-Linie erneut heftige Kämpfe im Raum Sedan. Die Gefallenen, am Anfang von der Truppe am Wegrand oder auf provisorischen Friedhöfen bestattet, wurden in den Jahren 1940 bis 1942 durch den Gräberdienst der Deutschen Wehrmacht auf ein besonderes Feld im Anschluss an den Friedhof des Ersten Weltkrieges umgebettet. Nach Kriegsende betteten die Franzosen einige Soldaten zu. Beim Abschluss des deutsch-französischen Kriegsgräberabkommens 1954 hatten hier bereits 4 880 Tote des Zweiten Weltkrieges ihre letzte Ruhestätte erhalten. Im Rahmen des Abkommens wurde der Volksbund von der Bundesregierung mit der Zubettung der Toten aus der weiteren Umgebung und der Ausgestaltung des Friedhofes betraut. Im Sommer 1959 begannen die Umbettungen.

Noyers-Pont-Maugis
Eingang zur Kriegsgräberstätte

Am 17. September 1966 wurde die Kriegsgräberstätte eingeweiht. Heute ruhen hier 14 055 Tote des Ersten und 12 788 Tote des Zweiten Weltkrieges. 10 Österreicher der k.u.k. Armee sind hier aus Torcy und Charleville umgebettet worden.

Der Sanitätsbericht des Deutschen Heeres schreibt für den August 1914 über die Lazarette in Sedan:

Am 07. September traf die Kriegslazarettabteilung 1 in Sedan ein und übernahm die Arbeit der Abteilung des VI. Armeekorps. Der Teil des Personals, der in Neufchâteau tätig gewesen war, löste am 04. September das Feldlazarett 12 des XVIII. Armeekorps in Autrecourt ab. Die Abteilung baute in Sedan die Kriegslazarette weiter aus. Sie sammelte die deutschen Verwundeten im Altersheim Crussy, im Hospital Turenne und in den Baracken des früheren Militärlazaretts, ebenso die Franzosen im Militär- und Zivilhospital. Sie ersetzte das französische Pflegepersonal am 11. September durch deutsches, ebenso die französischen Ärzte durch deutsche. Die Leichtkranken- und Verwundetensammelstelle im Sportpalast wandelte sie am 19. September in eine Leichtkrankenabteilung (180 Betten) um, die sie ständig vergrößerte. Ärzte von einem Landsturm-Bataillon, die über diese Einrichtung der Leichtkrankenabteilung nicht Bescheid wußten, erklärten einige Hundert der von vorn angekommenen Leichtverwundeten für fahrfähig und übergaben sie der Etappenkommandantur zur Weiterleitung. Alle Ärzte der Landsturmbataillone wurden deshalb sofort aufgeklärt. Der Feldsanitätschef besuchte am 14. September die Lazarette in Sedan und stellte zum Abschub nach Luxemburg Kraftwagen des Großen Hauptquartiers in Aussicht. Diese trafen am 15./ 16. und 18. September ein und beförderten je 1000 bis 1300 Verwundete an diesen Tagen größtenteils aus den Krankensammelstellen ab. Am 13. September wurde ein Gesundheitsausschuß für Sedan gebildet. Am 17. September wurde das Reserve-Feldlazarett 37 des XVIII. Armeekorps und am 22. das Feldlazarett 7 des VIII. Armeekorps in Torcy abgelöst.

KriegslazarettE IN Sedan

Seuchenlazarett Sedan wurde am 04. September zunächst mit 290 Betten eingerichtet. Die aus zum Teil neugebauten Einzelhäusern bestehende Alsfeld-Kaserne eignete sich zum Seuchenlazarett besonders gut. Einzelne vom Landsturm besetzte Gebäude wurden durch Seile abgetrennt und davor Posten gestellt. Eine eigene Waschanstalt wurde eingerichtet, die Wäsche in einem in Sedan betriebenen Desinfektionsapperat desinfiziert, die Aussonderungen der Kranken mit Kalkmilch übergossen und vergraben und ferner das Pflegepersonal gegen Typhus geimpft, wobei ein Teil die Impfung verweigerte; Händedesinfektion wurde befohlen und überwacht. Der Beratende Innere Mediziner stand vom 09. September ab dem Lazarett zur Verfügung, ferner das bakteriologische Laboratorium des beratenden Hygienikers zu Urin- und Stuhluntersuchungen. Aufgenommen wurden 68 deutsche, 2 französische Typhuskranke, von denen 8 deutsche starben, ferner 181 ruhrkranke Deutsche und 4 Franzosen und 160 ruhrverdächtige deutsche Darmkranke. Eine nur einmal geimpfte Pflegeschwester erkrankte an Typhus. 136 Ruhr- und Darmkranke gesundeten im September.

Alsfeld Kaserne
Die Alsfeld-Kaserne in Sedan

Kriegslazarett – Turenne (Collège de garçon), ein großes dreistöckiges Schulhaus, war schon von den Franzosen als Lazarett eingerichtet. Es wurde nur für deutsche Verwundete und Kranke vorgesehen und auf 336 Lagerstellen gebracht. Aborte fehlten im Hause, man erweiterte die auf dem Hofe befindlichen. Wasserleitung war vorhanden. Das Kriegslazarett war stark mit solchen Verwundeten belegt, die größtenteils nur einen Tag auf Abbeförderung warteten, es konnte deshalb bei dem Mangel an Ärzten die Listen nicht ordnungsgemäß führen. Infolgedessen sind nur 440 kranke und hauptsächlich schwerverwundete Deutsche verzeichnet. 46 Todesfälle sind im Hauptkrankenbuch bei deutschen Verwundeten angegeben, darunter 14 an Wundstarrkrampf. 2 Wundstarrkrampfkranke heilten.

College Turenne
Das Collège de Turenne in Sedan

Kriegslazarett – Französisches Militärlazarett war ein altes steinernes Haus mit 4 kleinen Nebengebäuden, auf einer Anhöhe sehr gesund gelegen, von gärtnerischen Anlagen und hohen Bäumen umgeben. Die Belegungszahl war 217, die hygienischen Einrichtungen waren gut. Das Lazarett war durch 6 Baracken und einem mit 50 Betten bestellten Schuppen erweitert worden. Im Lazarettgebäude selbst lagen nur französische Verwundete. 3 Ärzte und 71 Pfleger und Pflegerinnen versahen den Dienst. Behandelt wurden: 241 Franzosen und Deutsche. 2 Deutsche und 13 Franzosen starben.

Kriegslazarett Crussy war ein gesund und hoch gelegener neuer, als Altersheim dienender Steinbau mit Glasvorbau in Hausbreite; es war von schönen gärtnerischen Anlagen umgeben. Die Franzosen hatten schon die großen Säle durch Holzverschläge in Einzelzimmer geteilt, ferner waren Zentralheizung, Elektrizität, Waschräume mit Marmorboden, Wasseraborte, Baderäume vorhanden. 52 Lagerstellen enthielt das Haus. Im September wurden 246 Deutsche und 12 Franzosen behandelt, meist Verwundete.

DER EHEMALIGE DEUTSCHE SOLDATENFRIEDHOF AUF DEM FRIEDHOF SAINT-CHARLES IN SEDAN

Die deutschen Truppen nahmen nach schweren Kämpfen am 25. und 26. August 1914 Sedan ein und überquerten die Maas. Die Stadt blieb für die gesamte Dauer des Krieges besetzt. Die große Zahl der an diesen beiden Tagen Gefallenen veranlasste die Truppe dazu, die Soldaten beider Lager in Sammelgräbern zu bestatten. Das Erste wurde noch im September 1914 auf dem oberhalb von Sedan gelegenen städtischen Friedhof Saint-Charles angelegt, von dem aus sich die umliegende
Landschaft überblicken lässt.

Im Frühjahr 1915 beschloss die deutsche Armee, diese erste Grabstätte durch die Anlage eines deutschen Gräberfelds inmitten des französischen Friedhofs zu ergänzen. Sedan war inzwischen eine
regelrechte „Lazarettstadt“, in der immer mehr Einrichtungen zur Behandlung kranker und verwundeter Soldaten entstanden. Da infolgedessen viele Soldaten in der nun weit hinter der Front
gelegenen Stadt starben, benötigte man Friedhöfe zur Beisetzung ihrer sterblichen Überreste. Das neue Gelände bildete ein großes, vom Sammelgrab aus sanft abfallendes Rechteck.

Durch eine hohe Mauer wurde der deutsche Soldatenfriedhof vom übrigen Friedhof getrennt. Damit wollten die Deutschen erreichen, dass der Friedhof als geschlossenes Ganzes erscheint. Das kam auch darin zum Ausdruck, dass alles Übrige auf Postkarten wegretuschiert wurde.

Sedan
Heldenfriedhof St. Charles in Sedan

In der Mitte der hinteren Mauer befand sich in einer Nische ein großes, von zwei grünen Kränzen flankiertes goldenes Kreuz. Beiderseits davon waren auf zwei großen Tafeln aus rötlichem Marmor die Namen der im Sammelgrab von 1914 bestatteten Soldaten eingraviert, denn hier befand sich das Grab. Weitere, kleinere und schräg angebrachte Tafeln befanden sich vor und hinter der Terrasse des Denkmals.
Die Einzelgräber waren durch Holzkreuze gekennzeichnet, die später durch dauerhaftere Zementplatten ersetzt werden sollten. 2012 wurden
22 solcher Platten mit Namen gefallener deutscher Soldaten in der unmittelbaren Umgebung gefunden. Sie waren zweifellos zu diesem Zweck angefertigt, aber wohl nie verlegt worden.

Der deutsche Soldatenfriedhof umfasste etwa 500 Einzelgräber, wurde aber ab Ende 1915 wegen Platzmangels nicht mehr genutzt. Ein anderer
Friedhof von Sedan, der Gemeindefriedhof von Torcy – und später seine Erweiterung – dienten der Besatzungsarmee von nun an als hauptsächlicher Bestattungsort.

Die Ortskommandantur von Sedan wollte das ursprüngliche Friedhofsgelände nicht nur erweitern, sondern ihm auch durch die Errichtung eines großen Denkmals zu Ehren der für ihr Vaterland gefal-
lenen Soldaten einen sakralen Charakter verleihen.
Die Errichtung eines dauerhaften Monuments im besetzten Teil Frankreichs war darüber hinaus – nicht nur in Sedan – ein Mittel, um der deutschen Macht in den besetzten Gebieten Ausdruck zu verleihen, auch wenn sich im Fall von Sedan der Stadtrat weigerte, das Grundstück an die Kommandantur abzutreten.
Das Monument wurde auf dem Hügel errichtet und trennte somit das Sammelgrab von den Einzelgräbern. Mit seinen beeindruckenden Maßen (10,75 m breit und 4 m tief) war es umso imposanter, als es auf einer der auf dem leicht ansteigenden Gelände angelegten Terrassen, auf die man über eine Treppe gelangte, errichtet wurde. Gesäumt wurde es
zu beiden Seiten von je vier Lebensbäumen

Der Soldatenfriedhof und die Pläne für das Denkmal wurden von Ludwig Lony, Oberlehrer der Baugewerbeschule in Trier und Offizierstellvertreter im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 68, entworfen.
Sein Name steht auf einer Tafel neben dem rechten Pfeiler. Er erwies sich dadurch als innovativ – und zweifellos auch als sparsam –, dass er für den Bau Eisenbeton vorsah, der bis dahin eher technischen Bauwerken vorbehalten gewesen war. Für die Bauarbeiten zwischen Juni und Oktober 1915 zog man Soldaten heran, die sich zur Genesung in Sedan aufhielten. Aufnahmen des Monuments zierten zahlreiche Ansichtskarten, und eine Beilage zur Feldzeitung „Der Champagne-Kamerad“ widmete ihm im November 1916 einen ausführlichen Artikel.

Aus dem „Der Champagne-Kamerad“, Ausgabe 47, Nov. 1916

Der Friedhof Saint-Charles in Sedan

Saint-Charles
Hinweisschild am Eingangstor von Saint-Charles in Sedan

Auf dem Friedhof Saint-Charles befindet sich auch ein militärisches Gräberfeld. Hier ruhen 1489 französische Soldaten und zivile Opfer „Morts pour la Patrie“, britische Soldaten sowie russische und rumänische Soldaten, die in Gefangenschaft gestorben sind. Um sie zu beerdigen, hatte die deutsche Armee den Friedhof Saint-Charles bereits nach hinten verlängern müssen, als der Platz knapp wurde. Nach dem Krieg wurde das Gräberfeld durch die französischen Behörden umgestaltet, so wie es heute zu sehen ist.

Das militärische Gräberfeld in Sedan

Das deutsche Denkmal erinnert daran, dass Soldaten einst verfeindeter Nationen auf demselben Gemeindefriedhof beerdigt wurden. Aufgrund der verschiedenen Nationalitäten handelt es sich heute um einen Ort der gemeinsamen Erinnerung.

Das deutsche Denkmal inmitten des Friedhofs

Über dem Soldatengrabfeld auf der linken Seite befinden sich außerdem mehrere Reihen von Gräbern französischer Soldaten „Morts pour la France“, die von den Familien errichtet wurden. Auf dem Friedhof befinden sich hier und da auch andere Gräber von Soldaten, die für Frankreich starben, sowie Gräber von zivilen Opfern, Veteranen und Zeugen beider Weltkriege.

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