Brief des Kompanieführers an den Vaters 03. Februar 1916

Feldpost – Brief des Kompanieführers an den Vaters 03. Februar 1916
Gedenkbuch Gustav Schmidt
Gedenkbuch Gustav Schmidt
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Gedenkbuch Gustav Schmidt




Sehr verehrter Herr Schmidt,

Ich sage Ihnen für Ihre lieben Zeilen vom 10. I. 1916 meinen schönsten Dank. Es ist mir eine große Herzensfreude gewesen, von Ihnen zu hören, daß Dr. Mölleney und ich Ihnen und Ihren Angehörigen mit unseren Zeilen und den übersendeten Bildern einen kleinen Trost bringen konnten in der schweren Trauer, die Sie jetzt tragen. Freilich, mit Stolz können Sie sich immer wieder sagen, daß das Herzblut Ihres Sohnes nicht umsonst geflossen ist. Daß er es hingeben durfte für Kaiser und Reich. Für alle Lieben daheim und draußen, daß ferner sein Heldentod seinen Kameraden und Vorgesetzten unvergeßlich bleiben wird als Beispiel treuester Pflichterfüllung bis zur letzten Stunde. Ein eigentümlicher Zufall hat es gefügt, daß ich vor wenigen Tagen zum Führer jener 3. Kompagnie Pionier-Regiment 20 befördert worden bin, in deren Reihen Ihr Sohn in der Champagneschlacht sein Leben gelassen hat. So kann ich Ihnen und Ihrer lieben Frau nur von neuen wiederholen, daß überall in dieser Kompagnie, wo ich den Namen Ihres Sohnes nannte, mit wehmütigem Stolz seiner als eines lieben, tapferen und unersetzlichen Kameraden gedacht wurde. Leider ist die Aufnahme, auf der Ihr Sohn allein abgebildet war, der Kompagnie verloren gegangen, denn bis jetzt haben wir weder die Platte dieser Aufnahme noch einen Abzug davon finden können. Wie mir hier ein Photograph sagte, würde eine Vergrößerung aber auch sehr gut aus dem Gruppenbild möglich sein, das sich bereits in Ihren Händen befindet. Vielleicht gehen Sie mit diesem Bild mal zu einem geschickten Photographen in Siegen oder Weidenau. Ich hoffe, daß ich Ihnen mit den beiliegenden Abzügen jenes Gruppenbildes eine weitere kleine Freude bereiten kann. Ein Fachmann wird unter diesen Abzügen gewiß einen herausfinden, nach dem sich eine Vergrößerung gut anfertigen läßt. Sollte sich wider Erwarten doch noch ein Einzelbild Ihres Sohnes in der Kompagnie vorfinden, so würde ich Ihnen dieses selbstverständlich sofort zugehen lassen. Ich sende Ihnen und Ihrer lieben Frau sowie Ihren nahen Angehörigen aus dem Felde zugleich im Namen der 3. Kompagnie recht treue Grüße.

Th. Szrepanski

Oberleutnant d.R. u. Kompagnieführer

AQ

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