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Soldatenfriedhöfe

Der Soldatenfriedhof Brieulles-sur-Meuse

9 Minuten Lesezeit

Die Gestaltung von Kriegsgräbern und Soldatenfriedhöfen wurde erstmals im Ersten Weltkrieg durch den Gesetzgeber geregelt. Die allgemeine Wehrpflicht hatte für eine Besserstellung des Soldatenstandes gesorgt, nun wurden auch weitestgehend einfache Soldaten in Einzelgräbern bestattet. Nach Kriegsbeginn waren zunächst die Etappeninspektionen für deren Anlage und Pflege zuständig. Als sich der Krieg in die Länge zog, wurde man gewahr, dass viele Einheiten direkt hinter der Front, teils in dichten Wäldern, Friedhöfe und Denkmäler errichtet hatten.
Diese konnten jedoch nach Kriegsende nicht weiter gepflegt werden. Nach dem Krieg begann der französische Staat mit dem Auflösen kleinerer Friedhöfe und dem Anlegen von Sammelfriedhöfen. Ab 1923 folgte der deutsche Volksbund mit Umbettungsarbeiten und der Errichtung individueller deutscher Soldatenfriedhöfe in Belgien und Frankreich. Im Gegensatz zu den europäischen Nachbarn – dort gibt es staatliche Stellen für den Erhalt der Soldatenfriedhöfe –  hat damit bis heute eine private, gemeinnützige Organisation die Pflege und Instandhaltung übernommen. Finanziert wird sie durch Spenden und Sammelaktionen. An dieser Stelle sei uns der Hinweis gestattet, dass auch zahlreiche Zivilarbeiter und Krankenschwestern ihre letzte Ruhestätte dort gefunden haben.

55150 Azannes-et-Soumazannes, Frankreich

D66, 55150 Azannes-et-Soumazannes, Frankreich

54260 Charency-Vezin, Frankreich

2 Rue Adrien Picart, 55110 Dannevoux, Frankreich

1 Rue Somme Arné, 08310 Saint-Étienne-à-Arnes, Frankreich

51600 Souain-Perthes-lès-Hurlus, Frankreich

Der deutsche Soldatenfriedhof Brieulles-sur-Meuse

Der deutsche Soldatenfriedhof Brieulles-sur-Meuse wird bereits im Jahre 1914 durch die Truppe angelegt. Die ersten Gefallenen stammten aus den Gefechten um die Maas-Übergange bei Vilosnes. Weitere Tote aus dem Maasgebiet und den nahen Argonnen kamen hinzu. Den Hauptanteil der Gefallenen hatte das Infanterie-Regiment Nr. 13 aus Münster. Ab dem 25. November 1914 richtete sich das Reserve-Feld-Lazarett Nr. 32 und das Feldlazarett 10/VII. in Brieulles ein. Das Reserve-Feld-Lazarett Nr. 32 betreut im November 124 Lagerstellen für Kranke und Verwundete und ist im Rathaus der Ortschaft eingerichtet. Trotz der hier erhaltenen Versorgung stirbt eine Anzahl der Verwundeten und wird vor Ort unweit des Kommunalfriedhofs beigesetzt. Daraus wird später der Soldatenfriedhof Brieulles-sur-Meuse.

Das Rathaus in Brieulles-sur-Meuse

Auf den Kriegsgräberstätten in Brieulles ruhen 11.281 deutsche Kriegstote aus dem Ersten Weltkrieg, unweit davon befindet sich der Französische Nationalfriedhof mit 2.572 Toten – darunter 35 Belgier, 1 Brite, 123 Russen sowie 24 Franzosen, die im Zweiten Weltkrieg fielen.

In der Regimentsgeschichte des Infanterie-Regiments Nr. 13 wird der Friedhof wie folgt im September 1916 beschrieben:
„Für seine Gefallenen hat das Regiment auf der Höhe nördlich Brieulles einen eigenen Heldenfriedhof angelegt. Er ist in ähnlicher Weise… zu je 8 Einzelgräbern angeordnet; auf jeder Gruft liegt ein großer flacher Grabstein, auf dem ein liegendes Kreuz ausgehauen ist; unter seinen Armen tragen Marmorplatten die Namen der Helden. Auf den Seitengruften stehen die Grabsteine aufrecht. Am oberen Ende des Mittelwegs ist ein hohes Kreuz aus dem Stamm einer Eiche errichtet, der Steinsockel trägt in erhabener Schrift die von Eichenlaub umgebene Widmung: ‚Seinen Helden! Das Infanterie-Regiment 13‘.
Am 02. Februar 1917 erfolgte die feierliche Beerdigung unserer Gefallenen auf dem Heldenfriedhof im Beisein der Vorgesetzten, des Offizierskorps und großer Abordnung der Kompanien; es schloss sich die Weihe eines Kriegerdenkmals auf dem anstoßenden Militärfriedhofs an.“

Im März 1917: „Der Regimentskommandeur besuchte die zahlreichen Verwundeten im Feldlazarett Liny und wohnte mit dem Ruhebataillon der feierlichen Beisetzung unserer Gefallenen auf dem Heldenfriedhof in Brieulles.“

Das erwähnte Kriegerdenkmal wurde vom Pionier-Belagerungs-Train Nr. 29 aus Haustein angefertigt. Das Denkmal bestand aus einem Quaderbau mit hervorgehobenen Mittelteil, dessen Spitze ein Eisernes Kreuz aus Stein zierte und unter dem die Jahreszahlen 1914 – 1917 standen. Die beiden Außenflügel waren im oberen Bereich mit je einer Eichel verziert. Im zentralen Mittelteil erkannte man zwei Adlerschwingen. Auf beiden Seitenflügeln befand sich je 1 Tafel: Eins weiss ich das ewig lebt. Der Toten Totenruhm.
Auf der anderen Seite: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern die Kraft.
Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre wird das Denkmal vom Friedhof entfernt.

Denkmal Brieulles
Kriegerdenkmal in Brieulles an der Maas
Der Sanitätsbericht des Deutschen Heeres schreibt über Brieulles:

Die Truppenverbandsplätze lagen in der Stellung am Waldrand nördlich Forges, Drillancourt und Gercourt, das Reserve-Feld-Lazarett Nr. 32 war in Brieulles (185 Betten) eingerichtet. Die Verwundeten und Kranken wurden mit der Maastalbahn nach Brieulles oder über die Brücken bei Dannevoux und Vilosnes auf dem rechten Ufer nach Sivry oder Liny befördert.
Als sich im Mai 1916 ein Engpaß mit der Versorgung der Schwerverwundeten der 38. Reserve-Division ergab, wurde am 23. Mai 1916 zunächst eine Operationsgruppe (2 Ärzte mit Unterpersonal, 1 Operations-, 1 Krankenbaracke und 1 Krankenzelt) dem Lazarett 10/VII. in Brieulles angegliedert, und als am 04. Juni die Einverständniserklärung des XXII. Reserve-Korps eingelaufen war, wurde das ganze Feldlazarett 3/XI. eingerichtet.
An den Bahnhöfen in Vilosnes und Brieulles war je 1 Leichtverwundetensammelplatz die das Feldlazarett 1./56 betreute.

Bis zur Räumung des Gebietes durch die Deutschen Truppen im Oktober 1918 war der Friedhof mit 604 Toten belegt – unter ihnen der 1916 gefallene Kommandeur der 44. Reserve-Infanterie-Division, General Leutnant v. Dorrer. Dieser ruht im Kameradengrab.
Ein Gedenkstein des Pionier-Batl.13, erinnert an das Gefecht vom 29.8.1914 bei Brandeville.

Die Schlacht von Brandeville, August 1914

Vor dem Krieg diente die Festung Montmédy als Stützpunkt für Truppen in der grenznahen Region. Während der ersten Kämpfe erfüllte die Garnison diese Funktion, indem sie das 2. Armee-Korps und zahlreiche Verwundete aufnahm. Der Sektor wurde tapfer verteidigt. Am 25. August wurden die Brücken über die Chiers von Chauvency-le-Château bis Saint-Hubert zerstört. Am 27. wurde der Befehl zur Evakuierung gegeben, nachdem die letzten Brücken über die Chiers und der Eisenbahn-Tunnel in Montmédy gesprengt worden waren. Mehr als 2.000 Soldaten zogen sich in Richtung Verdun zurück, während die Verwundeten in Montmédy zurückgelassen wurden. Am 28. August erreichte die Marschkolonne Fontaine-Saint-Dagobert und bewegte sich dann in Richtung Consenvoye weiter. Hier trafen sie auf deutsche Truppen und suchten in der Nähe der Straße von Murvaux nach Brandeville über Nacht Deckung. Am folgenden Morgen versuchten die Franzosen nach Verdun durchzubrechen, die Übermacht der Deutschen ließ diesen Angriff scheitern. Knapp 600 Franzosen fielen, um die 900 Soldaten kamen in deutsche Kriegsgefangenschaft nach Ingolstadt. Nur 10 Soldaten gelang es die Festung Verdun zu erreichen.

Der Soldatenfriedhof heute

Nach dem 1. Weltkrieg vergrößerten die französischen Militärbehörden den Friedhof durch umfangreiche Zubettungen. Sie überführten die deutschen Gefallenen nach Brieulles, die beim Rekultivieren des Schlachtfeldes gefunden oder aus zahlreichen provisorischen Gräberstätten im Gebiet von 40 Ortschaften geborgen wurden.

Heinrich Ehrhardt

Auf ein deutsches Schicksal des Weltkrieges wollen wir hier aufmerksam machen. Heinrich Ehrhardt (geb. 01.01.1884) aus Oberthalhausen in Hessen diente im Weltkrieg in der 09./ Kompanie – Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 83. Der gelernte Anspänner und Landwirt fiel am 03.02.1917 durch Artilleriefeuer bei Louvemont. Von seinen Kameraden zurückgebracht, wurde er am 05.02.1917 in Wavrille erstbestattet. Zu welchem Zeitpunkt Heinrich Ehrhardt umgebettet wurde, ist unbekannt. Er ruht heute auf dem Soldatenfriedhof in Brieulles-sur-Meuse in Block 11Grab 237.

Wavrille
Wavrille – Blick auf das Dorf

Auf dem heutigen Zugangsweg des Dorffriedhofs von Wavrille lag der deutsche Soldatenfriedhof. Wann und von wem er angelegt wurde und wann die Umbettungen stattfanden, bleibt unbekannt. Im nördlichen Hang war ein Truppenlager zusätzlich zur Ortsunterkunft angelegt.

Die Regimentsgeschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 83 schreibt über den Zeitraum Anfang 1917:
Die Hauptaufgabe für das Regiment bildete in dem verhältnismäßig ruhigen Abschnitt der Ausbau der Kampfstellung, der Stützpunkte nördlich des Granatentals, sowie eines Riegels zur Absperrung dieses Tals gegen die Maas hin. Der Ausbau der Stützpunkte und des Granatentalriegels ändert sich mit der anderen Abschnittseinteilung; und zwar wird dem Regiment an Stelle dieses Riegels der Mormontriegel zum Ausbau zugeteilt. Infolge des starken Frostwetters gestaltete sich der Stellungsbau recht schwierig, und alle Kräfte, auch die Kompagnien des Bereitschaftsbataillons, werden herangezogen, um die dringendsten Arbeiten zu fördern.
Die Stellung ist, wie schon erwähnt, verhältnismäßig ruhig; die beiderseitige Gefechtstätigkeit beschränkt sich in der Hauptsache auf mäßiges Artilleriefeuer, das unsererseits bei weitem kräftiger und gleichmäßiger ist. Es liegt meistens auf der feindlichen Stellung bei Louvement, in der Hohlwegschlucht, sowie auf dem Pfefferrücken und den rückwärtigen Verbindungen.
Das feindliche Feuer ist meist schwächer und nur vereinzelt nimmt es an Stärke zu, wobei dann auch mittlere Kaliber aus Richtung Fort Marre zur Verwendung kommen. Die Hauptziele des Gegners sind die Stellung mit den dahinterliegenden Unterstandsgruppen, das Granatental, insbesondere am Eingang zur Eck- und Mörserschlucht, die Stützpunkte und die Batteriestellungen am Hessenplatz.

Der französische Unterstand des Oberst Driant im Caureswald diente dem Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 83 als Regiments-Gefechtsstand. Südlich davon befanden sich die Kampfgräben des Regiments.

Beton-Unterstand im Caureswald

Der französische Nationalfriedhof von Brieulles-sur-Meuse

Der französische Nationalfriedhof von Brieulles-sur-Meuse wurde 1920 von den Behörden eingerichtet. Aus zahlreichen Ortschaften wie Consenvoye, Damvillers, Dun-sur-Meuse, Lissey, Montmédy, Romagne-sous-Montfaucon und Stenay wurden die dort während des Krieges einzeln entstandenen Grabstellen hierher umgebettet. Auf dem Friedhof ruhen 2572 Tote, davon 1520 in zwei Sammelgräbern. Aus dem ersten Weltkrieg ruhen hier 2389 Franzosen, 123 Russen, 35 Belgier und 1 britischer Soldat. Aus dem zweiten Weltkrieg ruhen hier 24 französische Soldaten aus den Kämpfen von Mai/ Juni 1940.

Der Nationalfriedhof von Brieulles-sur-Meuse
Die Zivilarbeiter-Bataillone (ZAB)

Wegen fehlender Freiwilliger und nach einem Brotaufruhr im März 1916 in Lille zwangen die Deutschen die städtische Bevölkerung zur Arbeit in der Landwirtschaft. Fast 22.000 Menschen, Frauen und Männer, wurden in die Départements Aisne, Meuse oder Ardennes deportiert. Im Herbst konnten einige von ihnen nach Lille zurückkehren. Im Oktober 1916 wurden belgische Zivilisten in Zivil-Arbeiter-Bataillone (ZAB) zwangsverpflichtet. Sie wurden in Deutschland oder im rückwärtigen Frontgebiet in Frankreich eingesetzt. Fast 120.000 Belgier wurden zur Zwangsarbeit herangezogen. 1916 umfassten die ZAB auch Personen, die sich geweigert hatten, für die Besatzer zu arbeiten. Unter den auf diesem Friedhof bestatteten Personen befinden sich auch zwangesverpflichtete Russen.

Ein besonderer Grabstein fällt auf dem Friedhof ins Auge:

Serjant Frank Stowell (Service Number 371063) diente im London Regiment (Post Office Rifles), 8. Bataillon während des Ersten Weltkriegs. Er geriet am 22. März 1918 bei Chauny am Crozat-Canal (heute Saint-Quentin-Canal) in deutsche Gefangenschaft und wurde im Stenay POW Camp (Kriegsgefangenen-Lager) festgehalten, wo er schließlich am 07.07.1918 an Tuberkulose verstarb. Stowell wurde auf dem Soldatenfriedhof in Stenay erstbestattet und im Februar 1923 nach Brieulles überführt. Stenay war während des Krieges unter deutscher Kontrolle und diente als Hauptquartier der 5. Armee des Kronprinzen Wilhelm. Es gab dort ein großes Militärkrankenhaus, in dem Kriegsgefangene behandelt wurden.

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